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WHITNEY LIBRARY,

HARVARD UNIVERSITY.

THE GIFT OF

Js DD. SAVCERTZIEIN BEN,

Sturgis Hooper Professor

IN THE

MUSEUM OF 00OMPARATIVE ZOOLOGY

TRANSFERFEN TO GEOLOGICAL

BIrZT PIE TT

SCIENCES LIBRARY

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WEDINEY LIBI MUS. COMP. ZO

von Preussen und den Thüringischen Staaten. Band VI, Heft 1.

Die Quartärbildungen

Umsesend von Magdeburg,

mit besonderer Berücksichtigung der Börde.

Von

Dr. Felix Wahnschaffe.

Herausgegeben

von

. der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.

Mit einer Karte in Buntdruck und 8 Zinkographien im Text.

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ne ©: BERLIN.

In Commission bei der Simon Schropp schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.)

1885.

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Publicationen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt, | Die mit + bezeichneten Karten u. Schriften sind in Commission bei Paul Parey hier; alle übrigen in Commission bei der Simon Schropp ‚schen Sitiheäkarienhau lung (J. H. Neumann) hier erschienen.

1. Geologische Specialkarte von Preussen u. den FhUKIRgIAKHER Staaten. %

Im Maafsstabe von 1: 25000. HR (Preis für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen 2 Mark.) A 3% Lieferung 1. Blatt Zorge, Benneckenstein, Raeteln: Ellrich, Nord-, PR BEN hausen, Stolberg . - . «+ EUR | 3 He > 2 » Buttstedt, Eckartsberga, Rosla, Apolda? Magdala, Fee | 12, en » 3. » Worbis, Bleicherode, Hayn, Ndr.-Orschla, Gr-Keula, Kir Immenrode ENTE A 2 ER RE TED Re Be: 4. » Sömmerda, Cölleda, Stotteraheimn, Neumark, Erfurt,

Weimar . .. N SE Nr

» 5. » Gröbaig, Zörbig, Peiärehärr Bere ee Me Re ae

» 6.» . Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, *Dudweiler, Lauter- SER bach, Emmersweiler, Hanweiler (darunter 3*Doppe- blätter) BERND Ya EEE a Ha NER TERN kr

» 7. . Gr.-Hemmersdorf, * Saarlouis, *Heusweiler, *Friedrichs- N thal, *Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) . un

» 8. » Waldkappel, Eschwege, Sontra, ‚Netra, Hönsbach, Gerktungen rs 2 a ee

» 9, ». Heringen, Kelbra nebst Blatt mit 2 Profilen durch: as Kyffhäusergebirge sowie einem: geogn, Kärtchen im. Anhange, Sangerhausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Ka 20

Merzig . Ri . * . . . ..» . . Et Sof » 1j. » + Linum, Cremmen, Nauen, Marwitz, Aa et Na

» 12.: » Naumburg, Stössen, Camburg, Osterfeld, a Eisenberg... 2.2.0.0 0 le teen

». 13. » Langenberg, Grossenstein, Gera, Hopmeburg Fr » 14. » 7 Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow . .. 1

» 15...» Langenschwalbach, Platte, Königstein, Eltville, Wies- ; baden; ‘Hochheim... „a x

WLEPIG, » -Harzgerode, rn Leimbach, Schwenda, Wins, Mansfeld Me ne RN NATURE :

» » 18. » - Gerbstedt, anne, Picleben;; Wettin ERWENR,

» 19. » . Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelrode, a 5 furt, Schafstädt, 'Wiehe, Bibra, Freiburg . \

» - 20. » + Teltow, Tempelhof, *Gr. -Beeren, *Lichfentade, Trebbin, Zossen BR. ‚mit Alp aten und 1 Heft Bohr: _ tabelle) - ... . . . irre ..

» 21. _». Rödelheim, Frahkfürt: a. ML, Schwanheim, "Sachsen. hansen.. „x. $ v URN RT ERS

» 22. » + Ketzin, Fahrland, Werder, Patkdäne Bell, Wilteobruch 1 Tennstedt, Gebesee, Gräfen- Tonna, Andisleben i Mühlhausen, Körner, Ebeleben . .... . Sn f

» 2. + Cöpenick, Rüdersdorf, Königs-Wusterbausen, Alt-Hart Re mannsdorf, Mittenwalde, Briedersdoft.:: „2... uam

Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Gerode e 8 nr

Osthausen, Kranichfeld, „Blaukonhant,. Cabla, Rudol- 0 stadt, Orlamünde 1. 0 ER

(Fortsetzung auf Seite 3. des Umschlag‘)

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Abhandlungen

zur

veoloeischen Specialkarle

von

Preussen

und

den Thüringischen Staaten.

BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof- Landkartenhandlung. (J. H. Neumanı. ) 1885.

Die Quartärbildungen

der

Umgegend von Magdeburg.

mit besonderer Berücksichtigung der Börde.

Von

Dr. Felix Wahnschaffe.

Herausgegeben

von

der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.

Mit einer Karte in Buntdruck und 8 Zinkographien im Text.

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BERLIN.

In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.)

1885.

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Vorwort.

Die zu dieser Arbeit ausgeführten geologischen Untersuchungen, welche mich seit dem Jahre 1881 beschäftigten, waren bereits im Sommer 1884 zum Abschluss gelangt, so dass ich auf der 57. Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Magdeburg und auf der sich daran anschliessenden 32. Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in Hannover die Ergebnisse mittheilen konnte. Hinzugefügt ist eine Reihe erst im Laufe dieses Winters von mir ausgeführter chemischer Untersuchungen und eine Berück- sichtigung der neusten, erst nachträglich erschienenen Literatur.

Die beigegebene Uebersichtskarte zeigt die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg ohne Berücksichtigung des mehr- fach durch natürliche und künstliche Entblössungen zu Tage tretenden älteren Gebirges. Es ist eine derartige Darstellung in einer im Maassstabe 1: 200000 ausgeführten Uebersichtskarte zu- lässig, weil in dieser die ohne diluviale Bedeckung auftretenden Bildungen des älteren Gebirges nur geringe Flächenräume ein- nehmen und andererseits eine gemeinsame Darstellung des älteren und jüngeren Gebirges nur auf Grund genauer Detailaufnahmen möglich gewesen sein würde, da die Grenzen aus der mit zum Theil abgedecktem Diluvium dargestellten EwArp’schen »Karte der Provinz Sachsen zwischen Magdeburg und dem Harz« nicht entnommen werden konnten.

Das dieser Arbeit beigefügte Kärtchen ist daher nur als ein vorläufiger Entwurf anzusehen, in welchem die horizontale Ver- breitung der verschiedenen Bildungen des Quartärs in ihren Hauptgrundzügen dargestellt werden sollte. Zu einer genaueren

VI

Abgrenzung fehlte es noch mehrfach an Beobachtungen, doch sind die Umrisse im Grossen und Ganzen als richtig anzusehen. Die Abgrenzung des Bördelösses gegen Westen beruht auf Beob- achtungen, die ich zwischen Oschersleben und Seehausen, sowie bei Ummendorf, Wefensleben, Belsdorf, Ostingersleben, Eimers- leben und Erxleben gemacht habe. Dagegen ist der Verlauf der Grenze zwischen Hundisburg und Gross-Ammensleben nur con- structiv und bedarf noch näherer Untersuchungen. Der im Westen der Börde auftretende Geröllelehm und der Verwitterungslehm des älteren Gebirges waren auf der Karte ohne eine vorherige genaue Kartirung nicht zum Ausdruck zu bringen. Auch der bei Boden- dorf beobachtete Geschiebelehm ist nicht in die Karte eingetragen worden, da ich ihn vorläufig nicht abzugrenzen vermochte. Die den Bördelöss durchragenden Sande sind zum Theil nach der Ewarp'schen Karte aufgenommen worden, doch ist ihre Begren- zung noch revisionsfähig. Dasselbe gilt von der Abgrenzung des Elballuviums zwischen Gross-Salze und Barby, woselbst die Ge- hänge so flach sind, dass es schwer ist, ohne eingehende Kar- tirungsarbeiten eine bestimmte Grenzlinie zu ziehen.

Gelingt es mir durch dieses Kärtchen, die nachstehenden Untersuchungen zur klareren Anschauung zu bringen, so ist der Zweck desselben erfüllt.

Berlin ım März 1885. Felix Wahnschaffe.

Inhaltsverzeichniss.

Vorwort .

Eileitung Auen

Geographische, Bogrehaime des in der Umeehung von la untersuchten Gebietes . » e

Uebereinstimmung der durch das Elbthal Gere henen ea schen Grenzen mit den geognostischen . : ne

Die geologische Literatur über die Magdeburger Sera: ereneten Horrmann, E. Beykıcn, A. v. Kornen, ©. J. Anprar, H. Girarn, J. EwaLp, A. ScHhreiser, K. A. Lossen, F. WaunscHArre

I. Die Gegend östlich der Elbniederung

Die letzten westlichen Ausläufer des Fläming das rechte Thal- gehänge der Elbniederung bei Magdeburg bildend Tertiäre Ablagerungen als Kern des Fläming

Die Diluvialablagerungen zwischen Lostau und Hohenwarthe Beschreibung der durch die Steilränder des rechten Elbufers ge- bildeten Aufschlüsse Mitteloligocäner Septarienthon, ds Irerender der dar altern: den Diluvialablagerungen 5 Lokalmoräne unmittelbar über dem Son auienihon :

Der Untere Geschiebemergel . . . . BIETE : Lokale Färbung seiner unteren Lagen durch Rekmenhheihen Braun- kohlenstauhb

Kohlensäuregehalt des schwarzen Geschichentergels

Geschichtete Sand- und Grandeinlagerungen im eirebenerzel von nur lokaler Bedeutung

Die Geschiebe des Unteren eshemer es.

Unterdiluviale Sande und Grande über dem Ceschhieh = mergel Ka

Kleine Bänke echieheen Dilalthene: A ae ungen in der Moräne . :

Der Obere Dil Alena

Seite

12 13

VII

Seite Die Diluvialablagerungen und die Glacialerscheinungen bei dommern 14 Die Aufschlüsse im Honexstein’schen Steinbruche bei Pretzien im

ION TSSH. 2 2.1 aaa) oh Ve Mr Richtung der Glacialschrammen . . s : ö . 414 Rundhöckerartige Ausbildung der Sao ken das tar

Sanüsteingn mm: ; ee ... 5 Kohlensäurebestimmung und inechainische ae des Geschiebe-

mergels aus dem Honessuein’schen Steinbrucke . . . .. 16 Hinweis auf die Tauglichkeit dieses Geschiebemergels zu Meliora-

tionszwecken'. 2... ce re ne en Ele;

II. Die Gegend westlich der Elbniederung. . . .». ». 2 .2.....19 Die Verschiedenheit des landschaftlichen Charakters derselben von

der Gegend östlich der Elbe . . » . . u . 2. 2. Sms Geographische Begrenzung der Börde . . . . 2 Die Börde keine Ebene, söndern ein von Ost nach We ansteigen-

des, welliges Hügelland . ... .unnlunne wenns sh

Das ältere Gebirge als Grundlage der Diluvialablagerungen in

der Börde: . N. TR 2a Me A EM rl) Kurze Aufzählung der Schichtenfolge im älteren Gebirge der

Magdeburger Gegend. . . . . 6 SER el Das ältere Gebirge in der Börde mit Ran unbedentene

Punkte durchgehends mit Diluviam bedeckt. . . . 2...

Die Diluvialablagerungen der Börde . . . 2 2 2 nn 202..24 Der Bördelöss und seine Steinsohle . . . . . ers Der humose Bördeboden . . . Bee : RU oc 24 Humus- und Glanvereihenn en der humosen Oberkrud

des Bördelösses . . . - 2 sr ; 25 Uebereinstimmung Gere Di der Fsstächen: Schwenzendl

(Glschernosem) 2 EP TEE a EC; Humusgehalt russischer Shhwanerae Eur... 25 Der' gelbe Bördelöss . .\.. = „ul „On Dre Ma Charakteristische Merkmale der Lössbildungen nach Jexızscn

und Fesca- . . . ; en Mechanische Analysen a Bördelösses ee MEN 2 Mechanische Analysen des Lösses der Gegend von Cönnern und

des Königreichs Sachsen . . . a N N >)

Bedeutendes Prävaliren des Manbeehaltes ae a RN nu Kohlensäurebestimmungen des gelben Bördelösses . . ». . .. 31 Bestimmung der Carbonate von Caleium und Magnesium im

Bördelöss . . . { ENTRIES 7 Bauschanalysen des Belben Band sea ee N 7 Bestimmung seines Gehaltes an plastischem Thon. . . . .. 3

Zusammenstellung der Bauschanalysen des Bördelösses mit solchen des Rheinlösses . - « 2% nn. 25

R Seite Procentische Zusammensetzung verschiedener Lösse nach Abzug denaGarbanateas Sn ae Die Mächtigkeit der gelben Lössschicht zwischen 5—15 dem SCH Wan ken RN RW nun. de 08 Die’Buwerinsoltlle te, nl. 0 u es lieg as a re DasaNMaterralgderselbengentugu es ns es 2 388

Vereinzelt vorkommende Schichtung des-Lösses. 2. 2. ....2....40

Zusammenstellung der Aufschlüsse in der Börde, wo Sande und Grande des Unteren Diluviums das Liegende des Lösses bilden 42

Zusammenstellung der Aufschlüsse, wo er ältere Formationen direet

überlagertian Dee. 5 Re USE a Das den Löss a ee la aie Wake see Dilmmium 4 oo co da Sande und Grande, welche häufig in hochgelegenen Kuppen

die Lössdecke durchragen . . Ne en ge Ad! Die Geschiebe auf dem Gipfel des Tonklkbeiies Reh E. a) Zusammensetzung der Grande, nach Süden hin Zunahme des ein-

heimischen @Nateraless il Der Untere Geschiebemergel . . - . Ruby ; oa Sein Auftreten bei Langenweddingen als ende der Cemdi so. AU Der Geschiebemergelrbei Uellnitz nn. ann. nn. 0048 Der Moormergel bei Uellnitz . . . A MAR Kohlensäure- und Humusbestimmung Elben LE En 0) Seine Fauna . . . i : B 5) Die Grande des clan EProale im Tiksehden des Caschlche-

merBelsea : RE NR Ri Der Untere Geschtibeneradl am Gehänge des Ohrethales bei

Wolmisstedt . . . | NE Be Sein Kalkgehalt und seine Cechtehehihrung SE EEE IDeratıeschiebelehmebenlimmendort 22 zur 5a

Geschrammte einheimische Geschiebe in demselben . . „2... 54 . Der Geschiebemergel am Hummelsberge bei Schönebeck. . . . 54

Die Gliederung und Entstehung der Diluvialablagerungen der Nastehurserätevendeeen u 2 re 5

Das Vorkommen der Paludina dilwiana Kunth bei Gommern, in der Neustadt und bei Westeregeln und ihr vermuthlich prä- DlacialeswAlterae er es ae ee er

Die altglacialen Flussschotter bei Uelnitz. . . ». .2.... 5

Der Untere Geschiebemergel als Repräsentant der Grundmoräne

desgerstens Vergletseherune,., . 2 0... .0 ro ee Gründe für die Annahme einer Interglaeialzeit . -. . ». .2....2.59 Der interglaciale Kalktuff bei der Sudenburg . . . 2..2..2.60 Die interglacialen Sande und Grande der Börde . . .....62

Kieselschiefer- und Milchquarzgerölle in den Unteren Diluvial- Sranden. der#Nacdeburgen ‚Börde... Er re 6

Der Obere Geschiebesand als Aequivalent des Oberen Geschiebe- ee ee oil 0 oe 9.6 0 Die Steinsohle des Bördelösses als Residuum des früher vor- handenen Oberen Geschiebemergels . . . . 2 2 2 2.2. Die Entstehung des Bördelösses. . . 1 Die Ansichten von .F rırsch und LAsreyres über die Entstehung des Lösses der Gegend von Halle und von Nenrixe über den- jenigen bei Thiede und Westeregeln . . . 2. „2 2... Der Löss von verschiedenen Geologen (Cortong, Lyerı, Susss, James Geixie, Berexpr) als Gletscherschlamm aufgefasst . . Die Ansichten Prxex’s über die Entstehung des Lösses. . . . Beweise gegen die Anwendbarkeit der v. Rıcnrnorzx’schen Theorie auf den Löss in der Randzone des norddeutschen Glacial- gebietes. 7. min. . RR ne Se Die Ansichten Prxer’s eier: die Verbreitung des Lösses. . . . F. KrLockmans über die Entstehung des Lösses . . . . 2... Nach Ansicht des Verfassers fällt die Lössbildung in den Beginn der grossen Abschmelzung der letzten Eisbedeckung. . . . Die zerstörende Einwirkung der Abschmelzwasser auf den Oberen Diluvialmergel, vorzüglich in der Randzone der Vergletscherung Abweichende Ansichten des Verfassers über die Ausdehnung der zweiten Vergletscherung von denen Krockmanns . . . . . Der Bördelöss und seine Steinsohle ein Altersäquivalent des Deck- Bandesı. ara.teure.. alas wre De ee ae re re Das Material, aus welchem der Löss entstanden . . .... Der kohlensaure Kalk im Löss kein chemischer Niederschlag . . Der Löss vom Elbschlamm durchaus verschieden . . . ... Der Mangel der Schichtung kein Beweis gegen die fluviatile Bil- dung des Lösses . . . . 2 a I Die Entstehung des humosen Bördelöses ee 3). Der Humusgehalt durch starke Grasvegetation entstanden . . . Ueberiluthung der humosen Lössschicht in niedrigeren Gebieten Die Verwitterungsrinde des Lösses erläutert am Profil von Schnars- leben a 4% 0 een nl ee re Fa Abnahme des Humusgehaltes nach unten u. . . ». 2.2... Die Schwarzerden grösstentheils durch Humifieirung von Löss- bildungen*entstanden ‘. . 1. mr. 2.0

Der Lössboden der Magdeburger Börde in landwirthschaftlicher Hinsicht... 2.0 ea cn ee en

Die Fruchtbarkeit des Bördebodens beruht der Hauptsache nach auf seinen günstigen Lagerungsverhältnissen und seinen physi- kalischen Eigenschaften . . . . ....%. 2. Lee

Absorptionsversuche mit schwarzem und gelbem Bördelöss nach Kror’scher Methode 1... u. nie Ar Ss

Vergleich mit dem Absorptionsvermögen analoger Bodenarten . .

Seite 64 64 65

66

69

72

79

79

82

Das Alluvium in der Magdeburger Börde Dee BIER Der in Rinnen als Begleiter kleiner Wasserläufe sich findende Moormergel E: Untersuchung des Meornergels Bei Siegeralelen ; Torfbildungen in den Niederungen der Ohre, Aller und Bio

III. Die Elbniederung

Das grosse geologische Alter der Elbthalrinne Das Ohrethal kein Hauptabflussthal der Elbwasser zur Wesen

Der Elbthalsand

Sein Vorkommen bei Gommern Das Auftreten eines postglacialen Morkbankelens in demeeiben Die Untersuchung des Torfes durch J. Frün

Die Schlickbildungen des Elbthales

Die grosse Verbreitung der Schlickbildungen

Die Aufschlüsse in den Ziegeleigruben an der Bone Olaueste

Die Grande und Sande im Liegenden des Schlickes

Lokale Grandeinlagerungen im Schlick .

Mechanische Analysen des Elbschlickes und das Prialiron der Feinsten Theile .

Der Humusgehalt des Schllieues in alas Roseıl ist Forst (Querhau) . i 5

Das Absorptionsvermögen dosscihan zoch Radr are Methode

Mechanische, von Kress ausgeführte Analysen des Weichsel- schlickes :

Bauschanalysen des ilbschheles :

Analyse eines sehr eisenreichen Schlickes .

Thonbestimmung im Schlick

Torfablagerungen im Liegenden desselben

Untersuchung derselben durch J. Frün.

Fruchtbarkeit des Schlickes .

Jüngere Flusssande

IV. Specialgliederung der Quartärbildungen in der Magdeburger

Gegend A NE WEDER N

Vorbemerkungen dazu, betreffend die Stellung des Thalsandes,

des Geröllelehmes und der interglacialen Sande und Grande . Tabellarische Uebersicht über die Quartärbildungen

96 97

100 100

101

101 103

Einleitung.

Das Gebiet, in welchem die nachstehenden, sich ausschliesslich auf das Quartär erstreckenden Untersuchungen ausgeführt worden sind, umfasst die Umgegend von Magdeburg und wird im Osten durch die auf dem rechten Elbufer gelegenen letzten Ausläufer des Fläming, im Norden durch das Öhrethal, im Westen durch das obere Allerthal und im Süden durch das Öscherslebener Bruch und Bodethal begrenzt. Durch die Elbe, welche zwischen Aken und Magdeburg im Allgemeinen einen südost-nordwestlichen Lauf besitzt und in Folge der bei Magdeburg am linken Ufer anstehen- den Grauwacke in ihrer Stromrichtung eine Ablenkung nach NNO zu erfährt, wird dieses Gebiet in eine grössere westliche und eine bedeutend kleinere östliche Hälfte getheil. Wenn somit Magde- burg nicht den Mittelpunkt der untersuchten Gegend bildet, so hat dies darin seinen Grund, dass der westlich der Elbe gelegene, in landwirthschaftlicher Hinsicht bedeutend wichtigere Theil auch in geognostischer Beziehung durch die ihm eigenthümlichen Quartär- bildungen ein ganz besonderes Interesse darbietet, während die am rechten Ufer der Elbniederung auftretenden Ablagerungen sich mehr dem gewöhnlichen Charakter der das norddeutsche Flachland zu- sammensetzenden Quartärschichten anschliessen.

Die in der Geologie so häufig beobachtete Thatsache, dass die geographischen Grenzen oft mit den geognostischen zusammen- fallen, kommt auch in der Umgegend Magdeburgs sowohl bei den älteren als auch bei den jüngeren Bildungen und zwar bei letzteren in einer noch weit mehr in die Augen springenden Weise zum

1

> Einleitung.

Ausdruck. Diese Grenze ist hier durch das Elbthal gegeben, denn während westlich desselben das ältere Gebirge vom Culm bis zum Tertiär herab in reicher Gliederung unter verhältnissmässig dünner diluvialer Bedeckung hervortritt, finden wir auf der Ostseite, mit Ausnahme der letzten Ausläufer des bei Gommern durch den Steinbruchbetrieb aufgeschlossenen Culm, nur noch Septarienthon als Liegendes der an Mächtigkeit nach Osten hin mehr und mehr zunehmenden Diluvialablagerungen. Hinsichtlich dieser letzteren tritt der Gegensatz zwischen dem östlich und westlich der Elb- niederung gelegenen Gebiete, wie wir später sehen werden, noch weit schärfer hervor, da die im Westen Magdeburgs in dem als »Börde« bekannten Landstriche vorkommenden, äusserst charakte- ristischen Diluvialablagerungen östlich der Elbe vollständig fehlen.

Die Magdeburger Gegend hat schon in früher Zeit das Interesse der Geologen in hohem Grade in Anspruch genommen. Der erste, dem wir eine nähere Beschreibung von dem Aufbau des älteren Gebirges daselbst verdanken, ist FRIEDRICH HOFFMANN. Die in seinem Werke:

Beiträge zur genaueren Kenntniss der geo- gnostischen Verhältnisse Norddeutschlands. Erster Theil. Berlin und Posen 1823. Mit einer Tafel Profile und einer geognostischen Karte. niedergelegten Beobachtungen bildeten eine vortrefflliche Grund- lage für die späteren Forschungen.

Sehr wichtige Mittheilungen über die tertiären Ablagerungen der Magdeburger Umgegend finden sich in den Abhandlungen BEYRICHS:

Zur Kenntniss des tertiären Bodens der Mark Brandenburg. In Karsten’s und voN DECHEN’s Archiv, 22. Bd. 1848.

und: Ueber den Zusammenhang der norddeut-

schen Tertiärbildungen. Abhandlungen der Königl, Akademie der Wissenschaften. Berlin 1856. sowie in den Schriften von KoENEN’s: Ueber Oligocänschichten der Magdeburger

Gegend. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1863, Bd. XV.

Einleitung. 3

Das marine Mittel-Oligocän Norddeutsch-

lands. Palaeontographica XVI, I. II. 1867. C. J. ANDRAE hat in seiner Schrift:

Die geognostischen Verhältnisse Magdeburgs in Rücksicht auf die Steinkohlenfrage. Maede- burg 1851.

die ältesten Bildungen der unmittelbaren Umgebung von Magde- burg besprochen und besonders eine sehr eingehende petro- graphische Beschreibung der Öulmschichten und eine Aufzählung der Pflanzenreste derselben geliefert. Ein von Magdeburg nach Kl. Ottersleben gelegtes Profil veranschaulicht den Bau des älteren Gebirges.

H. GIRARD, der in einem älteren Aufsatze:

Resultate einer geognostischen Untersuchung der Gegenden zwischen Wittenberg, Belzig, Magdeburg, Helmstedt und Stendal. In KArsrex’s und von DECHEN’s Archiv, 18. Bd. 1844.

vorzugsweise seine im Bereich des älteren Gebirges gemachten Beobachtungen niederlegte, hat in seinem späteren Werke: Die norddeutsche Ebene, insbesondere zwi- schen Elbe und Weichsel. Berlin 1855. bei der Beschreibung einzelner Gegenden auch die Quartär- bildungen Magdeburgs in kurzen Zügen geschildert und durch ein von Magdeburg durch das Elbthal nach Neu-Königsborn zu gelegtes Profil die geognostischen Lagerungsverhältnisse zur An- schauung zu bringen versucht. J. EwALp, dem wir die vortreffliche

Geologische Karte der Provinz Sachsen von

Magdeburg bis zum Harz. Berlin 1864. verdanken, beabsichtigte auf derselben hauptsächlich das ältere Gebirge zur Darstellung zu bringen, so dass in Folge dessen die Quartärbildungen nur dort angegeben worden sind, wo ältere Bildungen nicht erreicht wurden. Ebenso ist von einer speciellen Gliederung des Diluviums und Alluviums sowohl nach dem Alter als auch nach petrographischen Gesichtspunkten, mit Ausnahme der Trennung in herzynisches und nordisches Diluvium und der

1*

4 Einleitung.

Abgrenzung verschiedener Kieskuppen, dem soeben angedeuteten Zwecke entsprechend, vollständig abgesehen worden.

Das Verdienst, eine Gliederung des Magdeburger Diluviums, unter Zugrundelegung der BERENnDT’schen !) Eintheilung der Pots- damer Diluvialablagerungen, zuerst versucht und durch Beschrei- bung von Aufschlüssen, welche die nach der Stadterweiterung im Osten und Westen Magdeburgs neugebauten Eisenbahnlinien boten, ein schätzenswerthes Material geliefert zu haben, gebührt A. SCHREIBER, welcher seine Untersuchungen in nachstehenden drei, in den Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu

Magdeburg erschienenen Aufsätzen veröffentlichte:

1. Die Bodenverhältnisse Magdeburgs und der Strecken Magdeburg-Eilsleben-Helmstedt, Eilsleben-Schöningen. 1870.

2. Die Sedimente des Tertiärmeeres bei Magdeburg. 1872.

3. Die Bodenverhältnisse zwischen Magde- burg und Burg. 1872.

Neuerdings hat derselbe Verfasser in: Beiträge zur Fauna des mittel-oligocänen Grünsandes aus dem Untergrunde Magdeburgs. Mit 2 Tafeln. Schulprogramm des Real-Gymnasiums zu Magdeburg. 1884. eine Beschreibung zahlreicher, bei Gelegenheit der neuen Festungs- arbeiten der Stadt an der West- und Südseite von ihm gesammelter Versteinerungen aus den glaukonitischen Sanden im Hangenden der Culmgrauwacke gegeben und in: »Magdeburg.« Festschrift für die Mitglieder und Theilnehmer der 57. Versammlung Deut- scher Naturforscher und Aerzte. Magdeburg 1884, pag. 83 104. eine auf die früheren Arbeiten sich stützende, kurze Darstellung der Bodenverhältnisse Magdeburgs, mit besonderer Beziehung auf die industrielle und sanitäre Entwicklung der Stadt, gegeben. ) @. Beresor, Die Diluvial- Ablagerungen der Mark Brandenburg, ins- besondere der Umgegend von Potsdam. Berlin 1863, pag. 72 u. 73.

Einleitung. 5

Einen allgemeinen Ueberblick über die geologische Architektur

des subherzynischen Vorstufenlandes finden wir in K. A. Lossen’s: Der Boden der Stadt Berlin. Berlin 1879.

So dankenswerth auch die das Diluvium betreffenden Arbeiten sind, so fehlte es doch bisher an einer eingehenden Untersuchung der Magdeburger Quartärbildungen in ihrer Gesammtheit und an einer Beurtheilung derselben auf Grund der neugewonnenen Resul- tate, welche die jetzt stattfindende gründliche Durchforschung unseres norddeutschen Flachlandes ergeben hat. Hierzu einen Beitrag zu liefern, wird durch die Mittheilung der von mir in der Magdeburger Gegend gemachten Beobachtungen beabsichtigt. Ein Ergebniss derselben, der Nachweis von Glacialerscheinungen bei Gommern, ist bereits in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft für 1883 veröffentlicht worden.

In Nachstehendem sollen die in der Umgegend von Magde- burg auftretenden Quartärbildungen beschrieben, nach ihrem Alter gegliedert und ein Versuch zur Erklärung ihrer Entstehung gemacht werden.

Schon GIRARD’s geologische Uebersichtskarte der Gegend zwischen Magdeburg und Frankfurt a./O. gliedert die Quartär- bildungen bei Magdeburg in diluviale und alluviale. Die diluviale Bedeckung findet sich auf der zu beiden Seiten der Elbniederung ‘befindlichen Hochfläche, während jene Niederung selbst und die in dieselbe einmündenden Nebenthäler mit den Ablagerungen der Alluvialzeit erfüllt sind. Da die die Oberfläche bildenden Ab- lagerungen des Quartärs innerhalb der drei angegebenen Abschnitte der Magdeburger Umgegend völlig verschieden entwickelt sind, so soll aus diesem Grunde zunächst die Gegend östlich, sodann die westlich der Elbe und zuletzt das Elbthal selbst besprochen

werden.

Il. Die Gegend östlich der Elbniederung.

Zwischen den beiden grossen Diluvialhauptthälern, dem nörd- lich gelegenen Baruther Thale und dem südlich davon befindlichen Elbthale, von denen das erstere sich durch den Spreewald über Baruth, Luckenwalde und Brück in westnordwestlicher Haupt- richtung bis nach Genthin zu einerseits und bis nach Brandenburg zu andererseits erstreckt, während das letztere in ungefähr paral- leler Richtung durch die Niederung der schwarzen Elster nach Dessau und Aken hin verläuft, befindet sich ein langgestreckter Höhenrücken, welcher unter dem Namen des Fläming bekannt ist. Die höchste Erhebung bis zu circa 700 Fuss (Hagelsberg bei Belzig) erreicht derselbe im mittleren Theile, während er sich nach Ost und West hin allmählich abdacht. Die letzten Ausläufer desselben gegen Westen bilden zugleich den östlichen über Zerbst, Gehrden, Prödel, Dannigkow, Neu-Königsborn, Woltersdorf, Cörbelitz, Lostau und Hohenwarthe verlaufenden Rand des Elbthales und erheben sich im Weinberge zwischen den letztgenannten beiden Orten bis zu 202 Fuss!), in der östlich davon gelegenen Madels- höhe bis zu 210 Fuss. Südlich von diesen Erhebungen ist die diluviale Hochfläche bedeutend niedriger, sie liegt im Durchschnitt zwischen 150 bis 180 Fuss, so dass in Folge dessen der Thalrand sich nur wenig markirt.

!) Die Höhen sind nach den älteren Messtischblättern im Maassstab 1: 25000

in preussischen Decimalfussen über der Ostsee angegeben. 1000 preuss. Deeimal- fuss 376,62 m.

Die Gegend östlich der Elbniederung. z

Wie durch zahlreiche Bohrungen !) nachgewiesen, wird der Kern des Fläming durch tertiäre Ablagerungen gebildet, welche in dem uns hier speciell interessirenden westlichen Theile durch mittel-oligocänen Septarienthon vertreten sind. In einer bei Pietz- puhl (8,5 km östlich von Lostau) ausgeführten Tiefbohrung wurde derselbe bei 46,4 m erreicht. Nach der von GIRARD mitgetheilten Bohrtabelle war die Mächtigkeit der durchsunkenen Schichten die folgende:

Diluvium 46,4 m Septarienthon 80,7 m Braunkohlenformation 27,0 m Buntsandstein oder Keuper.

Die Diluvialablagerungen zwischen Lostau und Hohenwarthe.

Was die Ausbildung der im Osten der Elbe auftretenden Diluvialablagerungen betrifft, so geben die zwischen Lostau und Hohenwarthe hart am Elbufer befindlichen und bereits von SCHREIBER geschilderten Steilabstürze, sowie die von ihm mit- getheilten Aufschlüsse und Bohrungen der neuen Eisenbahnlinie zwischen Magdeburg und Burg genügenden Aufschluss. Hinsicht- lich der dort auftretenden Bildungen kann ich mich jedoch den damals von SCHREIBER vertretenen Ansichten nicht in allen Punkten anschliessen.

Die am rechten Ufer der Elbniederung zwischen Neu-Königs- born und Lostau nur wenig hervortretenden und ganz allmählich ansteigenden Thalränder erheben sich zwischen Lostau und Hohen- warthe, wie schon erwähnt, bis zu 202 Fuss über der Ostsee. Der von Magdeburg bis Lostau von SSW nach NNO gerichtete jetzige Lauf der Elbe fand in diesen Höhen ein bedeutsames Hinderniss, so dass er in Folge dessen nach NNW zu abgelenkt wurde und erst nördlich von Hohenwarthe der Abdachung dieses Höhenrückens folgend die NNO-Richtung wieder annahm. Die

) Vergl. Lossex, Der Boden der Stadt Berlin, pag. 775 u. 779.

8 Die Gegend östlich der Elbniederung.

hart am Fusse der diluvialen Erhebungen vorbeiströmenden Wasser unterspülen bei Hochfluth die Gehänge und geben somit Veranlas- sung zur Bildung schrofter Steilränder. Als ich im Juni 1884 die dortiren Aufschlüsse besuchte, waren dieselben so günstig wie möglich aufgedeckt, denn die ganzen Abrutschmassen, welche sich dort alljährlich durch das Losbrechen von Geschiebemergel am Fusse der Gehänge zu bilden pflegen, waren durch die Hoch- fiuthen des letzten Frühjahrs hinweggeführt worden, so dass das ganze Profil klar zu Tage lag.

Wandert man von Lostau aus hart am Elbufer entlang, so sieht man gegenwärtig etwas südlich von der grossen Hohen- warther Mergelgrube auf eine Erstreckung von ungefähr 200 m als Liegendes der dort auftretenden Diluvialablagerungen den mittel- oligocänen Septarienthon zu Tage anstehen. Der Umstand, dass derselbe nur am Fusse der Gehänge zu beobachten ist und in Folge dessen durch Absturzmassen oftmals völlig verdeckt gewesen sein kann, mag SCHREIBER!) veranlasst haben, das Vor- kommen von Septarienthon daselbst, welches schon BEYRICH be- kannt war, in Abrede zu stellen und die ganzen dort auftretenden Schichten ausschliesslich als diluviale anzusprechen. Im Jahre 1558 machte auch VON BENNIGSEN-FÖRDER?) eine Mittheilung »über eine bisher unbekannte, kürzlich von ihm untersuchte Ablagerung von Septarienthon bei der Ziegeleiam Papenberge bei Loburg und über das Vorhandensein eines flachen, aber breiten Rückens von 5 Meilen Länge, welcher, aus Septarienthon bestehend, vom Papenberge über Möckern, Pietzpuhl, Königsborn nach Hohenwarthe sich erstreckt und durch den Reichthum an neuen Foraminiferenarten ausgezeichnet ist. «

Wenn auch die an die Oberfläche tretenden Ablagerungen in genannter Linie ausschliesslich dem Diluvium angehören, so scheint doch die Ansicht von v. BENNIGSEN-FÖRDER insoweit richtig zu sein, als ein continuirlicher Zusammenhang des Septarienthones

zwischen Loburg und Hohenwarthe unter der diluvialen Bedeckung vorhanden ist.

') Die Bodenverhältnisse zwischen Magdeburg und Burg, pag. 34 u. 35. ”) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1859, Bd. XI, pag. 476,

Die Gegend östlich der Elbniederung. 9

Durch das vollkommene Fehlen nordischen Materiales, durch das Vorkommen zahlreicher Gypskrystalle, durch die Auffindung einer Leda Dehayesiana Duch. konnte ich die zwischen Hohen- warthe und Lostau auftretende tiefblaugraue und in trockenem Zustande in scharfkantige Brocken zerfallende Thonablagerung als typischen Septarienthon erkennen.

Nicht zu verwechseln mit demselben ist ein unmittelbar darüber befindliches Gebilde, welches an einigen Stellen bis an den Fuss des Steilrandes hinabgeht, so dass dort der intacte Septarienthon nicht mehr sichtbar ist. Dieser bildet zwar der Hauptsache nach das Material der betreffenden Ablagerung, ist jedoch derartig mit nordischen Geschieben durchsetzt, dass er als ein zur Diluvialzeit umgelagertes Gebilde angesehen werden muss. Da in demselben sehr häufig deutlich geschrammte, nordische Geschiebe vorkommen, die Ablagerung nirgends eine Andeutung von Schichtung zeigt und nach oben zu ganz allmählich in typi- schen Geschiebemergel übergeht, da ausserdem die Grenze des Septarienthones nach oben zu ganz unregelmässig verläuft, so dass häufig Apophysen oder losgerissene Schollen desselben in dem darüber liegenden Gebilde vorkommen, so glaube ich, dass wir es hier mit einer Lokalmoräne oder, um die ÜREDNER'sche Bezeich- nung zu gebrauchen, mit einer Lokalfacies des Geschiebe- mergels zu thun haben, die völlig mit den aus festem Gestein ge- bildeten, wie ich sie von Velpke und Danndorf!), Rüdersdorf?) und Gommern?) beschrieben habe, in Parallele zu stellen ist. Dieselbe wurde gebildet, als das das norddeutsche Flachland bedeckende Inlandeis seine Grundmoräne über den zu Tage anstehenden Septarienthon hinwegschob und dabei die obersten Lagen des- selben durch den gewaltigen Druck mitschleppte und mit dem nordischen Material vermischte. Die Grundmoräne des Inland-

!) Ueber Gletschererscheinungen bei Velpke und Danndorf. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1880, Bd. XXXIlI, pag. 774.

2) Beitrag zur Kenntniss der Rüdersdorfer Glacialerscheinungen. Jahrb. d. Königl. preuss. geol. Landesanst. für 1882. Berlin 1883, pag. 219.

3) Ueber Glacialerscheinungen bei Gommern unweit Magdeburg. Zeitschr, d.

Deutsch. geol. Ges. 1583, Bd. XXXV, pag. 831.

10 Die Gegend östlich der Elbniederung.

eises ist an ihrer Basis, wo sie auf älteren Schichten ruht, weit mehr mit dem Materiale derselben vermischt worden als in ihrem oberen Theile, so dass in letzterem bei grösserer Mächtigkeit der Moräne oft jegliche Spur des darunter anstehenden Gesteines fehlt. is hängt dies mit der Entstehung der Grundmoräne auf das Engste zusammen, welche derartig zu denken ist, dass nicht die ganze Ablagerung mit einem Male gebildet wurde, sondern dass sich das Material derselben bei dem fortwährenden Vorrücken des Eises in der jedenfalls sehr lange andauernden Periode der Eis- bedeckung nach und nach anhäufte. In geologischem Sinne ist _ jedoch die zuerst gebildete Lokalmoräne und der später darüber angehäufte Geschiebemergel als gleichzeitig, d.h. in ein und demselben Abschnitte der Eiszeit, entstanden anzusehen.

Zwischen beiden Ablagerungen rinnen nördlich der Hohen- warther Kirche und südlich vom Dorfe zahlreiche Quellen hervor. Die Ursache dieser Erscheinung liegt in der verschiedenen petro- graphischen Ausbildung des unteren und oberen Theiles der Mo- räne. Die Tagewasser sind im Stande, den obenliesenden sandigen Geschiebemergel zu durchdringen, bis ihnen die thonreiche plasti- sche Lokalmoräne ein Hinderniss entgegensetzt, so dass sie sich anstauen und am Elbgehänge abfliessen. Nach unten zu ist der Geschiebemergel in Folge dessen völlig durchwaschen, so dass nach Fortführung der feineren Bestandtheile desselben sich eine nur wenig mächtige und ebenso wenig ausgedehnte Grandschicht ge- bildet hat, welche an einigen Stellen beide Ablagerungen zu trennen scheint.

Die diluviale Ablagerung bei Hohenwarthe, welche von SCHREIBER (pag. 35) als »Diluvialthon« bezeichnet und zur Etage des Unteren Diluvialsandes gestellt wurde, während er ausdrück- lich hervorhob, dass deselbst die von G. BERENDT in seinen Diluvial-Ablagerungen der Mark als Sandmergel (jetzt Geschiebe- mergel oder Diluvialmergel) bezeichnete Etage nicht vorkäme (pag. 36), ist ein typischer Unterer Diluvialmergel, der in jeder Hinsicht, sowohl was seine Struktur als auch seine petrographische Ausbildung anlangt, dem Unteren Geschiebemergel der Berliner Gegend gleicht. In dem oberen Theile besitzt er eine gelbliche

Die Gegend östlich der Elbniederung. 11

Farbe, während er an verschiedenen Stellen zwischen Lostau und Hohenwarthe nach unten zu eine tief blaugraue annimmt. Die beiden verschieden gefärbten Mergel gehören jedoch ein und dem- selben Formationsgliede an, denn der obere, dem Einflusse der atmosphärischen Luft weit mehr ausgesetzte Theil weicht in der Farbe nur in Folge der Oxydation seiner Eisenverbindungen von dem unteren Theile ab.

Besonders zu unterscheiden ist jedoch eine in feuchtem Zu- stande tiefschwarze, in trocknem dagegen grauschwarze Ausbildung der unteren Lagen des Geschiebemergels, welche sich nördlich von Hohenwarthe mehrfach hart am Elbufer findet. Die schwarze Farbe ist durch feinvertheilten Braunkohlenstaub bedingt. Eine Kohlensäurebestimmung der lufttrocknen Substanz mit dem SCHEIBLER schen Apparate ergab folgendes Resultat:

Gefundene Kohlensäure pCt.

1. Bestimmung 3,70 2 » 3,79

Mittel 3,74

Berechnet auf kohlensauren Kalk pCt.

l. Bestimmung 8,41 2. » 561

Mittel 8,51

Nach einer freundlichen Mittheilung des Herrn Dr. F. Krock- MANN findet sich bei Bittkau, ungefähr 27km NO von Hohen- warthe gelegen, an den Steilrändern des linken Elbufers ein ganz ähnlicher schwarzer Geschiebemergel, welcher dort ein Braunkohlen- flötz überlagert.

An einigen Stellen sowohl N wie S von Hohenwarthe bemerkt man, dass der Geschiebemergel durch eine Bank geschichteten Sandes oder Grandes, welche in ihrer Mächtigkeit zwischen 3—4 dem schwankt, in zwei Bänke geschieden wird. Da jedoch die Sande nur geringe Mächtigkeit besitzen und sich an den betreffenden Stellen sehr bald auskeilen, so scheinen sie nur lokale Einlagerungen im Geschiebemergel zu sein, welche bei den immerfort stattfindenden kleinen Öseillationen des Gletscher- eises am Rande desselben durch Gletscherbäche abgelagert sein mögen.

12 Die Gegend östlich der Elbniederung.

An einer Stelle, ungefähr in der Mitte zwischen Lostau und Hohenwarthe, legt sich direct auf den Septarienthon eine nach S aufzerichtete, 2—3 dem mächtige Bank von Geröllen, welche fest mit einander verkittet sind. Unter diesen befinden sich eine Menge weisslicher, mergeliger Kalksteine, welche zahlreiche Blattabdrücke von Laubhölzern enthalten. Diese Kalkgerölle findet man dort überall sehr zahlreich am Fusse des Gehänges herumliegen. Sie stammen sowohl aus der Geröllschicht als auch aus dem Geschiebe- mergel, welcher an einer Stelle ganz und gar davon durchsetzt ist. Die grosse Menge derselben deutet vielleicht darauf hin, dass das Gestein, welchem sie angehören, in der Nähe ansteht oder an- stehend war. Nach den Pflanzenabdrücken zu urtheilen, gehört das Gestein zur Braunkohlenformation, welche bei Pietzpuhl unter dem Septarienthon erbohrt worden ist.

Was die Geschiebe des Unteren Diluvialmergels im Allge- meinen betrifft, so sind vorwiegend nordische Granite und Gneisse vorhanden, doch kommen auch Sedimentärgesteine vor. Ich beob- achtete obersilurische Beyrichienkalke und einen grauen glauko- nitischen Kalkstein, welchen Herr Dr. NoETLING die Güte hatte, nach seinen petrographischen Eigenschaften als untersilurischen grauen Orthocerenkalk von Oeland zu bestimmen, wobei er aus- drücklich betonte, dass ihm ein Gestein von ähnlichem petrogra- phischen Habitus in Esthland nicht bekannt sei.

Unter den Geschieben befinden sich sehr viele deutlich ge- kritzte und geschrammte.

Ueber dem Greschiebemergel liegen geschichtete, zuweilen lehmstreifige oder durch Eisenoxydhydrat fest verkittete Sande oder Grande, welche zum Unteren Diluvium gerechnet werden müssen. In dem Grande nördlich von Hohenwarthe beobachtete ich Milchquarze und Kieselschiefer, wie sie sich in den jetzigen Elbschottern finden. Dieselben fehlen jedoch dem Geschiebemergel vollständig.

An zwei Punkten, einmal etwas nördlich der Hohenwarther Kirche und sodann in dem Einschnitte bei der Wassermühle gegen- über der Fähre finden sich Bänke von geschichtetem Dilu-

Die Gegend östlich der Elbniederung. 13

vialthon, welcher an letztgenanntem Orte eine Einlagerung im Geschiebemergel zu bilden scheint, sich jedoch nach Nord und Süd hin sehr bald auskeilt.

Ueber den Unteren Sanden und Granden liegt eine nur we- nig mächtige Decke Oberen Diluvialsandes (Geschiebesandes), welcher sich jedoch nur an wenigen Punkten deutlich von seinem Liegenden abgrenzt. Er zeichnet sich dem Unteren Sande gegenüber hier durch das Fehlen jeglicher Schichtung, besonders aber durch das Vorkommen zahlreicher, zum Theil sehr grosser Geschiebe aus. Unter denselben fand ich auf den Feldern N von Hohen- warthe Skolithes - Sandstein mit Skolithes linearis, Faxe - Kalk und von krystallinischen Gesteinen Älandsrapakivi und Elfdahlen- porphyr.

Von SCHREIBER ist der ganze, über dem Geschiebemergel liegende Sand, welcher in dem Bahneinschnitt durch die Madels- höhe bis auf 50 Fuss aufgeschlossen ist, zum Decksande, und somit zum Oberen Diluvium gerechnet worden, auch ist die nur an der Oberfläche sich findende Decke von Geschiebesand nicht besonders unterschieden. Durch die Kartenaufnahme im nord- deutschen Flachlande hat es sich jedoch herausgestellt, dass der Obere Diluvialsand, ein Theil des früheren BERENDT’schen Deck- sandes, nur selten eine Mächtigkeit bis zu 2 m besitzt, ja oft nur als eine Geschiebebestreuung auf dem Unteren Sande auftritt.

Die schönen Aufschlüsse zwischen Lostau und Hohenwarthe geben uns einen sicheren Anhalt zur Beurtheilung des geognosti- schen Aufbaues der am rechten Elbufer auftretenden Diluvial- bildungen. Unter Berücksichtigung des von SCHREIBER gegebenen Profiles, welches er auf Grund der bei dem Bahnbau zwischen Burg und Magdeburg ausgeführten Einschnitte und Bohrungen zeichnete, wird die Oberfläche von geschiebeführendem Oberen Diluvialsande von durchschnittlich 1/;—1 m Mächtigkeit gebildet. Darunter folgt geschichteter Unterer Diluvialsand, dessen Mäch- tigkeit wechselt, so dass er beispielsweise in der Madelshöhe bis zu 16m anschwillt, während er bei Lostau nur 3—4 m mäch-

tig ist.

Die Gegend östlich der Elbniederung.

Das Liegende des Unteren Diluvialsandes wird durch Unteren Diluvialmergel oder durch ihm äquivalenten, umgelagerten Septarien- thon gebildet, denn der Kern der Madelshöhe besteht in der Tiefe jedenfalls aus Septarienthon, welcher von Unterem Diluvialmergel

überlagert wird.

Die Diluvialablagerungen und die Glacialerscheinungen bei Gommern.

Obwohl nicht dem Diluvialplateau zugehörig, muss hier das Auftreten von Geschiebemergel besprochen werden, der nahe am Plateaurande, jedoch noch im Gebiete der Elbthalniederung in der Nähe von Gommern sich findet. Es ist dies die von mir in dem Aufsatz »Ueber Glacialerscheinungen bei Gommern unweit Magde- burg« beschriebene Ablagerung, welche in den Steinbrüchen von Gommern und Pretzien unter dem altalluvialen Thalsande auf- geschlossen ist und den dort anstehenden Oulmsandstein direct überlagert. Dieser Geschiebemergel ist als der letzte Rest einer mächtigeren Ablagerung aufzufassen, welche grösstentheils durch die Fluthen des einstigen Elbstromes zerstört worden ist. In dem Honenstein’schen Bruche, von Pretzien, war der auf dem Culmsandstein liegende Geschiebemergel noch in grösserer Mächtig- keit erhalten geblieben. Nach Abdeckung desselben fanden sich auf den Schichtoberflächen des Grauwacke-Sandsteins sehr deut- liche Glacialschrammen, welche im Mittel die Richtung N 6°0 und N250W besassen. Dieselben gehören zwei verschiedenen Systemen an, von denen das erstere, NS-liche, als das normale anzusehen, das letztere vielleicht nur auf eine lokale Ablenkung des Eisstromes zurückzuführen ist. Was die Gründe betrifft, welche mich zu diesen Annahmen veranlassten, so verweise ich auf den betreffenden Aufsatz. Hier möchte ich nur noch einige Beob- achtungen nachtragen, welche ich bei einem abermaligen, durch eine Aufforderung des Herrn HoHENSTEIN veranlassten Besuche jener Aufschlüsse im Juni 1884 dort machen konnte. Die Schicht- oberflächen des Sandsteines waren gerade zu jener Zeit im Honenstein'schen Bruche in einer so vortrefflichen Weise ab- gedeckt, wie dies voraussichtlich sobald nicht wieder der Fall sein

Die Gegend östlich der Elbniederung. 15

dürfte. An der südöstlichen Bruchwand war in einer von N600 nach S6°W verlaufenden Linie der Geschiebemergel auf 37 m Länge und 7 m Breite entfernt und auf der ganzen Fläche trat die Schrammung deutlich hervor. Die Schrammen des älteren, normalen Systems schwankten in ihrer Richtung zwischen N80O bis zu N20°0, während die Schrammen des jüngeren Systems, welches ungefähr in der Mitte der Fläche fast ausschliesslich sichtbar war, eine Richtung zwischen N29°W bis zu N499W besassen.

Der Sandstein bildete hier einen Rücken, der nach Ost zu unter einem Winkel von 45—46° abfiel, so dass der auflagernde Geschiebemergel dort bis zu einer Mächtigkeit von 5 m anschwoll.

Fie. 1. Profil von der östlichen Bruchwand des HOHENSTEIN’schen Stein- bruches bei Pretzien.

(Nach einer photographischen Aufnahme.)

een leer

O

S. Eilbthalsand (Alt-Alluvium).

M. _Geschiebemergel (Unteres Diluvium).

©. Grauwackesandstein (Culm).

&....b Oberkante des Grauwackesandsteins, zu Rundhöckern umgeformt.

ge Siosssanlem | der Rundhöcker. dd Leeseiten

Der Pfeil giebt die Richtung der Eisbewegung an.

Der Kamm des Rückens war rundhöckerartig ausgebildet und zeigte im Profil die obenstehende wellige Linie (Fig. 1 a....b),

welche nach einer von mir daselbst aufgenommenen Photographie

16 Die Gegend östlich der Elbniederung.

gezeichnet wurde. Der Geschiebemergel besass oben bis auf 2 m eine gelbliche Farbe, während er nach unten zu blaugrau wurde und völlig dem blaugrauen Unteren Geschiebemergel der Berliner Gegend glich. Ueberall zeigten sich grössere und kleinere nordische Geschiebe in demselben, von denen einige 1/, m Durch- messer besassen. Ich fand darunter einen sehr schön gekritzten, silurischen Kalk, jedoch kein Alandsgeschiebe. Ebenso fehlten die Kieselschiefergerölle des Elbthales hier vollständig. Meine bereits in dem erwähnten Aufsatze ausgesprochene Ansicht, dass der dortige Geschiebemergel dem Unteren Diluvium zuzurechnen sei, fand insofern eine Bestätigung, als sich unten in der blaugrauen Schicht eine Paludina diluviana Kunth fand, deren Vorkommen auch von BeEyrıcH!) im Diluviallehm des BRÖSEL’schen Stein- bruches in der Neustadt bei Magdeburg nachgewiesen wor- den ist.

Nachstehende Analyse zeigt den Kalkgehalt und die mecha- nische Zusammensetzung der beiden Schichten des Mergels.

Unterer Diluvialmergel

aus dem HoHEnsTEIN’schen Steinbruche bei Pretzien.

A. Kohlensäurebestimmung

ınit dem Scheisrer’schen Apparate (Substanz lufttrocken).

DE Berechnet Profil Gefundene Kohlensäure auf Kohlensauren Kalk

pÜt. pCt. Obere gelbliche Lage l. Bestimmung 3,28 1. Bestimmung 7,46 2. » 3,14 2. » 7,13 Mittel 3,21 Mittel 7,29 Untere blaugraue Lage | 1. Bestimmung 3,88 1. Bestimmung 8,82 2. » 3,89 2. » 8,54 Mittel 3,88 Mittel 8,83

') Zeitsch. d. Deutsch. geol. Ges. 1855, Bd. VII, pag. 449 450.

Die Gegend östlich der Elbniederung. 7

B. Mechanische Analyse mit dem ScHöne’schen Schlämm-Apparate und einem Normal-Siebsysteme. (Substanz lufttrocken.)

Grand Sand Staub ie Profil öl Be TEE = = 3 FFgEr 2 2 Se Summa NINE 2222122205520 0227 5201 0,05- unter 2mm | Imm '9,5mm 0,2mm O,lmm | 0,05mm | 0,01mm | 0,01mm Obere 2,6 66,5 14,2 16,7 100,0 gelbliche er Sn Fe = er 3,6 | 9,7 | 17,7 | 99,4 | 13,1 Ike 4,8 63,5 10,6 21,1 100,0 blaugraue | lex 34 | 102 | 16,6 | 235 | 98

Der Kalkgehalt und noch mehr die mechanische Zusammen- setzung der beiden Lagen des Mergels zeigen eine derartige Ueber- einstimmung, dass letztere als ein und dieselbe Bank angesehen werden müssen und dass die gelbliche Farbe der oberen Lage nur auf eine nachträgliche Oxydation der Eisenoxydulverbindungen zurückzuführen ist.

Es ıst in landwirthschaftlicher Hinsicht sehr zu bedauern, dass der Mergel dort ın keiner Weise zu Meliorationszwecken verwerthet, sondern vielmehr nutzlos, mit Aufwand grosser Un- kosten in den früheren fiskalischen Steinbruch geschüttet wird. In der Berliner Gegend werden derartige Mergel mit 7— 8 pÜt. kohlensaurem Kalk noch mit Vortheil zur Mergelung angewandt, weil durch den in ihnen enthaltenen Thongehalt zugleich die physikalischen Verhältnisse des Bodens verbessert werden. Unter Zugrundelegung der Durchschnittszahl!) des Gehaltes an wasser- haltigem Thon in den »Feinsten Theilen« der Unteren Diluvial- mergel aus der Berliner Gegend (31,51 pCt.) würden sich aus den

) E. Lavrer und F. WansscHArre, Untersuchungen des Bodens der Um- gegend von Berlin, pag. 2831. (Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen etc.

Ba. III, Heft. 2.)

18 Die Gegend östlich der Elbniederung.

Procentzahlen der Feinsten Theile für die beiden untersuchten Mergelproben folgende Zahlen ergeben:

Obere gelbe Lage . . . . .5,2 pCt. Thon

Untere blaugraue Lage . . 6,6 » »

Es ist auf die Verwerthung dieses Mergels um so mehr auf- merksam zu machen, als sich zwischen Gommern, Dannigkow und Pretzien ausgedehnte Sandflächen befinden, welche zum Theil als Ackerland benutzt werden, zum Theil auch noch völlig brach liegen. Unter Benutzung der Mergellager und unter Anwendung der Scnurtz-Lurirz’schen Düngungsmethoden könnte die Ertrags- fähigkeit jenes kümmerlichen Bodens bedeutend gesteigert werden.

II. Die Gegend westlich der Elbniederung.

Während der ländschaftliche Charakter in dem soeben ge- schilderten, östlich der Elbniederung gelegenen Gebiete das gewöhnliche Aussehen der im norddeutschen Flachlande sich ver- schiedentlich findenden, mit Geschiebesand bedeckten Hochflächen besitzt, in deren Waldungen die Kiefer, in deren Feldern die Lupine der Gegend ein eigenthümliches Gepräge verleiht, bemerken wir einen scharfen Gegensatz, sobald wir den westlich von Magde- burg gelegenen, wegen seiner ausserordentlichen Fruchtbarkeit berühmten Landstrich betreten, welcher durch seine üppigen Weizen- und Rübenfelder sich auszeichnet, aber auch wegen seines Baum- und Wassermangels eine gewisse Eintönigkeit besitzt.

Derselbe hat in Folge seiner grossen Fruchtbarkeit den Namen »die Börde« erhalten, ein Name, dessen Stamm sich in dem Worte »Bürde« und dem plattdeutschen Zeitwort »bören« (schwedisch: bära, englisch: to bear) —= tragen erhalten hat und den »tragen- den«, fruchtbaren Boden bedeutet.

Die Magdeburger Börde, in geographischem Sinne genommen, erstreckt sich im Norden bis fast an das untere Ohrethal und die in sie einmündende Bever und wird im Osten durch die Elb- niederung, im Westen durch das obere Allerthal und im Süden durch das Bodethal zwischen Calbe und Stassfurt begrenzt. Sucht man dagegen nach den Grenzen der eigenthümlichen, die Frucht- barkeit der Magdeburger Börde bedingenden geologischen Bildung, so fällt, wenn man von der obersten bodenbildenden Schicht ab- sieht, die geographische Umgrenzung nur im Norden, Osten und Nordwesten mit der geologischen zusammen, während nach Süd und Südwest die Bördebildungen über das bezeichnete Gebiet hinausreichen.

Ir

20 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Sehr häufig findet man die Magdeburger Börde als eine Ebene xeschildert, obwohl dieselbe diesen Namen ebensowenig verdient, wie das ganze norddeutsche Flachland. Die Börde erscheint viel- mehr, und zwar ganz besonders in ihrem westlichen Theile, als ein welliges Hügelland, welches sogar im Gegensatz zu der ebenen, breiten Elbniederung als eine Hochfläche hervortritt. Nach Osten, gegen die Elbniederung, senkt sich dieselbe allmählich ab, so dass zwischen Meitzendorf, Ebendorf, Olvenstedt, Dies- dorf und Magdeburg die durchschnittliche Meereshöhe zwischen 150— 175 Decimalfuss liegt. Sobald man jedoch den ungefähr von N nach S verlaufenden Höhenrand zwischen Gross- Ammensleben und Hohendodeleben überschritten hat, welcher sich im Wartberge zwischen Irxleben und Schnarsleben bis zu 395 Fuss erhebt, befindet man sich in einem verhältnissmässig hochgelegenen, die Meereshöhe von 500 Fuss jedoch nicht überschreitenden Gebiete, in welchem Berg und Thal in ziemlich regelloser Anordnung mit einander abwechseln.

Ganz dieselben Verhältnisse finden sich südlich von Magde- burg wieder, im Westen des sich westlich von Westerhüsen, Frohse und Schönebeck hinziehenden Höhenrückens. Eine von Ost nach West durch die Magdeburger Börde gezogene Linie, welche der Bahnstrecke Magdeburg-Eilsleben folgt, zeigt im All- gemeinen, wie aus dem von SCHREIBER mitgetheilten Eisenbahn- nivellement ersichtlich, ein Ansteigen von Ost nach West, so dass sich das Terrain von. 176 Fuss bei Magdeburg bis zu 471,36 Fuss zwischen Drakenstedt und Druxberge erhebt. (Rheinl. Fuss.)

Das ältere Gebirge als Grundlage der Diluvialablagerungen in der Börde.

Was das ältere Gebirge anlangt, welches die Grundlage des Diluviums im Westen der Elbe bildet, so giebt darüber die Ewarp’'sche Karte den besten Aufschluss. Die Magdeburger Börde liest im Nordosten des von LossEn als subherzynisches Vorstufenland bezeichneten Gebietes. Dasselbe ist hinsichtlich seines geognostischen Aufbaues als eine grosse, im Allgemeinen von SO nach NW gerichtete Wanne aufzufassen, deren Südrand

Die Gegend westlich der Elbniederung. 2]

durch den Harz, deren Nordrand durch die von Südost nach Nordwest streichenden und über Gommern, Magdeburg, Olven- stedt, Dönstedt bis nach Flechtingen hin zu verfolgenden Culm- schichten des Magdeburgischen gebildet wird. Auf dem Boden dieses alten, gegen SO hin abgeschlossenen Beckens gelangten die Ablagerungen des Rothliesenden und Zechsteins, der Trias, des Jura, der Kreide und des Tertiärs zum Absatz. Jedoch nicht in reselmässiger Aufeinanderfolge, so dass, der Form der Mulde ent- sprechend, die jüngsten Bildungen nur in der Mitte, die älteren nur nach dem Rande zu anzutreffen wären; sondern in Folge mehrfacher Faltungen und Schwankungen des Beckenbodens, welche im Sinne des Streichens der Mulde, jedoch nicht durch die ganze Mulde hindurch in einer continuirlichen und gleichförmigen Linie stattfanden, gelangten die untersten Bildungen der Trias als inselartige, flachgewölbte Sättel vielfach an die Oberfläche und es entstanden andererseits verschiedene in sich abgeschlossene Buchten und Mulden. Die durch die Faltung des Wannenbodens bewirkte theilweise Absperrung desselben hatte zur Folge, dass beispiels- weise die Ablagerungen der Kreide auf die nördlich vom Harz- rande gelegene Quedlinburger Bucht und einige kleinere Gebiete in der Umgebung der Asse und bei Königslutter beschränkt sind, und dass andererseits die Sedimente der unteroligocänen Braun- kohlenformation niemals direct auf der Kreide, sondern stets in Triasmulden zum Absatz gelangten.

In dem uns speciell interessirenden Gebiete, der Magdeburger Börde, ist die bereits erwähnte Grauwacke das älteste Gestein. Ueber das geologische Alter derselben sind verschiedene Meinungen geäussert worden. Während GıIRARD dieselbe zum flötzleeren Sandstein (Millstone grit), ANDRAE dagegen zum Devon stellte, eine Ansicht, welcher auch Lossen zuzuneigen scheint, ist sie von Ewarp als dem Culm angehörig bezeichnet und auch auf der v. Decuen’schen Karte von Deutschland als solche angegeben worden. Nach der Ewarp’schen Karte bildet die Grauwacke einen nach NW gerichteten Vorsprung, als dessen letzte, nach SO zu bekannte Ausläufer die Sandsteine von Gommern anzusehen sind. Muthmaasslich schloss sich der Rand der durch die Grauwacke gebildeten alten Mulde gegen Südost hin ab, so dass die NO von

22 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Köthen bei Klein-Paschleben zuletzt hervortretende Grauwacke als ein kleinerer, dem Magdeburger Grauwackevorsprung paralleler Vorsprung angesehen werden muss. Für die Stadt Magdeburg gewinnt die Grauwacke eine besondere Bedeutung dadurch, dass der nördliche Theil der Stadt sowie die Neue Neustadt dieselbe als tieferen Untergrund besitzen. In den alten Festungsgräben am Krökenthor, sowie ın den beiden grossen, jetzt allerdings ein- gegangenen Steinbrüchen in der Neuen Neustadt sieht man die- selbe hervortreten. Die in der unmittelbaren Nähe Magdeburgs am weitesten nordwestlich bekannt gewordenen Punkte, wo das Auftreten der Grauwacke nachgewiesen worden ist, liegen nach SCHREIBER’s!) Mittheilungen dort, wo die neue Eisenbahnbrücke die Elbe übersetzt. Hier fand sich die Grauwacke sowohl im Elbbett, wo sie die Fundamente der Brückenpfeiler trägt, als auch in vier am rechten Elbufer angestellten Bohrungen, woselbst sie bei 15—25 Fuss Tiefe angetroffen wurde.

Auf die im Allgemeinen nach SSW einfallenden Grauwacke- schichten lest sich das Rothliegende, auf welchem der südliche Theil der Stadt Magdeburg mit seinem Dome steht?) und welches bei nordwestlichem Streichen in der bei Mammendorf, Nord- germersleben und Altenhausen zu verfolgenden Zone seine weitere Fortsetzung findet.

Zwischen Culm und Rothliegendem tritt der Alvenslebener Porphyr- und Melaphyrzug auf, dessen letzte Ausläufer in den zwischen Mammendorf und Schakensleben vereinzelt hervortreten- den Kuppen zu finden sind. Die Eruption muss vor der Ab- lagerung des Rothliegenden erfolgt sein, da die unteren Schichten des letzteren nach den Mittheilungen AnDRar’s?) im Sandstein- bruche bei Altenhausen Conglomerate mit Melaphyrbruchstücken enthalten.

!) Die Bodenverhältnisse zwischen Magdeburg und Burg, pag.28 u. 29.

2) Gırarp hat diese Verhältnisse in dem in der Einleitung von mir erwähn- ten Profile nicht richtig dargestellt, da nach ihm der Dom auf Grauwacke stehen soll, während dagegen Axoxaw schon 1851 durch das seiner Schrift beigegebene Profil eine richtige Auffassung von dem dortigen Aufbau des älteren Gebirges bekundete.

°) Die geognostischen Verhältnisse Magdeburgs, pag. 18.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 23

Das Hangende des Rothliegenden wird durch eine schmale Zone des Unteren und Oberen Zechsteins gebildet, dessen Vor- handensein eine südlich von der Sudenburg ausgeführte Bohrung nachwies, während derselbe nach NW zu erst wieder bei Emden bekannt geworden ist.

Auf den Zechstein folgt der Untere und Obere Buntsand- stein, welch’ letzterer in der Gegend zwischen Salze und Dreileben, sowie in einer breiten Zone ım Nordwesten zwischen Alleringers- leben und Eschenrode nachgewiesen worden ist. Durch die sich anschliessenden Schichten des Unteren und Oberen Muschel- kalkes, welche im Norden zwischen Sülldorf und hemkersleben, im Süden zwischen Bernburg und Etgersleben anstehen, wird eine weite Mulde gebildet, in welche sich die besonders in der Gegend zwischen Wanzleben und Klein-OÖschersleben durch verschiedene Gruben aufgeschlossenen Keupermergel hineinlegen.

Die Ablagerungen der Tertiärformation sind an die alten Festlandränder nicht mehr gebunden, sondern reichen im Norden Magdeburgs über den Grauwackezug hinaus. Es treten nur Unter- und Mitteloligocänschichten auf, die sich bekanntlich nach den Untersuchungen BEvric#’s von oben nach unten in folgender Weise gliedern:

Mittel-Oligocän: Septarienthon, Magdeburger Grünsand.

Unter-Oligocän:

Egelnthone und Sande, Braunkohlengebirge.

Was speciell den Untergrund Magdeburgs betrifit, so sind nach SCHREIBER drei von NW nach SO gerichtete Grünsand- mulden zu unterscheiden, welche sich zwischen die aufragenden Schichten der Grauwacke einschieben.

Da die EwArp’sche Karte zur besseren Darstellung des älteren Gebirges mit theilweise abgedecktem Diluvium gezeichnet worden ist, so giebt dieselbe naturgemäss kein richtiges Bild über die Ver- breitung des letzteren. Man kann im Allgemeinen sagen, dass die ganze Magdeburger Börde an der Oberfläche, mit Ausnahme einiger

24 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Punkte, mit den Ablagerungen des Diluviums, allerdings in sehr wechselnder Mächtigkeit, bedeckt ist und dass das ältere Gestein nur durch künstliche Aufschlüsse oder in kleinen, durch Bach- läufe bewirkten Einschnitten entblösst worden ist.

Die Diluvialablagerungen in der Börde.

Obwohl man nach der Besprechung des Untergrundes der: Diluvialablagerungen naturgemäss eine Beschreibung der letzteren von unten nach oben erwarten müsste, so empfiehlt es sich jedoch aus verschiedenen Gründen, mit der zu oberst auftretenden Bildung zu beginnen, einmal, weil dieselbe in der ganzen Börde eine vor- herrschende Verbreitung an der Oberfläche besitzt und durch ihre eigenthümliche Zusammensetzung die Fruchtbarkeit, sowie über- haupt den ganzen Charakter der Gegend bedingt, und zweitens, weil dieser Boden der Magdeburger Börde an vielen Punkten

die einzige diluviale Ablagerung ist, welche das ältere Gebirge bedeckt.

Der Bördelöss und seine Steinsohle.

Zu oberst findet man in der Magdeburger Börde eine in feuchtem Zustande tief schwarze, in trocknem grau- oder braunschwarze Schicht, welche im Durchschnitt eine Mächtig- keit von 5 dem besitzt, jedoch auch ausnahmsweise eine solche von 13 dem erreicht und als eigentlicher Bördeboden daselbst bezeichnet wird. Derselbe ist stets frei von kohlensaurem Kalk, hat meist einen hohen Gehalt an staubfeinem Sand und besitzt in Folge der darin feinvertheilten Humus- und Thonsubstanz eine gewisse Plastieität.

Die Mengung des Bodens mit der Humussubstanz ist eine so feine und innige, dass man selbst bei Anwendung des Mikro- skopes keine Spur von den Pflanzenresten mehr erkennen kann, welche zur Bildung der humosen Oberkrume beigetragen haben. Nachstehende Tabelle enthält die Ergebnisse der von mir aus- geführten |

Die Gegend westlich der Elbniederung.

25

Humus-!) und Glühverlustbestimmungen der humosen

Oberkrume des Bördelösses.

Gefundene Kohlen- | Berechneter Humus- Glüähverl Fundort säure gehalt Uaverlust pCt. pCt. pÜt. Höhe N Mammen- | 1. Bestimmung 3,38 | 1. Bestimmung 1,59 dorf (Ackerkrume) ! 9 S 318 |23 R 1.50 -. b} ie b} Mittel 3,28 Mittel 1,54 3,97 Grandgrube bei l. Bestimmung 3,87 | l. Bestimmung 1,32 dem Bahnhofe J, & 37302. 5 1.76 Langenweddingen | Mittel 3,80 Mittel 1,78 4,52 S Langenweddingen | 1. Bestimmung 5,59 | 1. Bestimmung 2,68 (Ackerkrume) 9, > 5,74 | 2. S 2,70 Mittel 5,66 Mittel 2,66 5,31 Grube S Seehausen | 1. Bestimmung 6,08 | 1. Bestimmung 2,56 nahe der Stadt 9, 5 6,02 | 2. » 2,83 (Ackerkrume) } U $ Mittel 6,05 Mittel 2,85 3,98

Hiernach schwankt der Humusgehalt der untersuchten Proben zwischen 1,54—2,85 pCt.; es kommen jedoch, wie schon eine oberflächliche Betrachtung des Bodens beim Durchwandern der Ein

solches Gebiet findet sich beispielsweise zwischen Hundisburg,

Börde lehrt, auch humusärmere Oberkrumen daselbst vor.

Gross-Rottmersleben, Akendorf und Gutenswegen, sowie zwischen Eilsleben, Siegersleben, Druxberge, Uhrsleben und Erxleben, wo- selbst die Oberkrume eine mehr gelbbraune Farbe besitzt und schon dadurch den geringeren Humusgehalt andeutet. Nach einer von

GROUVEN?) ausgeführten Analyse des Magdeburger Zuckerrüben-

1) Durch Oxydation der bei 110% getrockneten Substanz mittelst Kalium- biehromat und Schwefelsäure. .

2) Mitgetheilt von A. Orru, Geogn. Durchf. d. Schlesisch. Schwemmlandes. Berlin 1372, pag. 508— 311,

J6 Die Gegend westlich der Elbniederung.

bodens, welcher bei der Sudenburg entnommen und von ihm als »lehmiger Sandboden mit Lehmuntergrund« bezeichnet worden ist, enthält derselbe 2,65 pÜt. Humus und stimmt somit mit der von mir aus der Gegend S von Langenweddingen untersuchten Probe überein.

Schon GIRARD!) weist darauf hin, dass der humose Börde- boden mit der im mittleren und südlichen Russland sehr ver- breiteten Schwarzerde, dem »Tschernosem« übereinstimmen soll.

Humusgehalt russischer Schwarzerden (Tschernosem).

uusaehal: | Analytiker pCt. |

Fundort Bemerkungen

11,09.

' Glühverlust der Aus dem Tula’schen 6 erRUSISU

Overerient 8,32 Paur Larseninow bei 1300 C. getrock- | ' neten Substanz 12,28 | Aus dem Pultawa’- | 092 | Bestimmt in der bei schen Gouverne- ARPSHOFEN 1150 C. getrock- ment 6,76 | \ neten Substanz I | 6,4 | Prrvuıes Russland | (näherer Fundort 6,95 PAvEn nicht angegeben) | 10,42 HERMANN 12,65 Russland | 8,58 | (näherer Fundort Schu nicht angegeben) | 5,92 2 | 8,98 | l 18,18 Gouvernement P Boden bei 1200C. Tambow | 9,48 re | getrocknet | | 8,28

Auch OrrH?) betont die Analogie der von ihm in Russland bei Taganrog, Odessa und in der Donischen Steppe an Ort und

') Die norddeutsche Ebene etc., pag. 120. DEER passe,

Die Gegend westlich der Elbniederung. 27

Stelle untersuchten Schwarzerden mit den in der Provinz Sachsen vorkommenden und von ihm in Schlesien, im Südwesten von Breslau sowohl auf der südlichen als nördlichen Öderseite beob- achteten humosen Bodenarten. Er glaubt, dass die Schwarzerde sowohl nach ihrem unorganischen als auch organischen Bestande überall lokal erklärt werden müsse und am Ende der Diluvial- periode durch eine erhöhte Vegetationsanhäufung entstanden sei, auf welche der Feuchtigkeitsgehalt, der durch die im Niveau jährlich steigenden und fallenden Diluvialgewässer bedingt war, besonders günstig einwirkte. Nach den von ORTH mitgetheilten Analysen, aus welchen nebenstehende Tabelle (Seite 26) zusammen- gestellt wurde, scheinen jedoch die dort untersuchten russischen Schwarzerden sich durch einen bedeutend höheren Humusgehalt von dem Magdeburger Bördeboden zu unterscheiden.

Unter dem schwarzen Bördeboden folgt ein hellgelber, kalkhaltiger Löss, welcher zwar in der ganzen Börde, soweit ich bis jetzt beobachten konnte, nirgends die für den Löss von ver- schiedenen Forschern als typisch bezeichneten Lössconchylien und Lösspuppen besitzt, jedoch nach seinen petrographischen Eigen- schaften zum Löss zu rechnen ist. In der Magdeburger Gegend wird derselbe als »Lehm« bezeichnet, ein Name, den man vom geognostischen Standpunkte schon aus dem Grunde nicht dafür anwenden darf, weil man damit auch die geschiebeführenden, thonigsandigen Ablaserungen des Diluviums bezeichnet und daher leicht eine falsche Vorstellung von dem in der Magdeburger Börde auftretenden Gebilde erhalten könnte. Der Bördelöss ist eine ganz andere Ablagerung als der Geschiebelehm respective Geschiebe- mergel. Er ist sehr feinkörnig und gleichmässig ausgebildet und besitzt in Folge seines hohen Gehaltes an feinem Staubsande nur eine geringe Plasticität, dagegen in trocknem Zustande eine ver- hältnissmässig grosse Cohäsion, kurz er hat alle die Eigenschaften, welche JEnTzscH!) seiner Zeit als in erster Linie charakteristisch für die Lössbildungen hingestellt hat. Als ein wichtiges Merkmal hob derselbe schon damals das aus seinen mikroskopischen

) Ueber das Quartär der Gegend von Dresden und über die Bildung des Lösses im Allgemeinen. Inaug.-Dissert. 1872, pag. 41 —49.

28 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Messungen sich ergebende Resultat hervor, dass die grösste Menge der Körner des Lösses einen Durchmesser von 0,02 bis 0,04 mm besitzt und dass nur wenige einen Durchmesser von

0,1 mm erreichen.

Mechanische Analysen des kalkhaltigen Bördelösses.

Lufttrockne Substanz mit dem Scaöxe’schen Schlämmapparate bei 0,2 mm, 2,0 mm

und 7,0 mın Schlämmgeschwindigkeit in der Sekunde geschlämmt.

Durchmesser der Körner

Fundort Sand Staub Feinste Theile| Summa ron 0,05- unter 0,1 mm 0,05 mm 0,01 mm 0,01 mm Grauwackestein | 13,909 | 13,60 55,27 17,23 | 100,00 bruch bei Ebendorf u | > > Am Wege zwischen | Bornstedt und 2.39 11,52 72,37 13,72 100,00 Drakenstedt Sandgrube S Irx- 9 | : an 1,903) | 8,48 68,10 21552 100,00

Grube im Dorfe | | f Hundisburg O (aus 1982). 9592256 71,28 15,08 100,00 4m Tiefe)

) 2) 3) Die Schlämmrückstände bei 7 mm Schlämmgeschwindigkeit in der Sekunde enthielten zahlreiche kleine Kalkröhrehen, welche durch verdüunte Salz- säure aufgelöst wurden. Es bestanden somit diese Schlämmrückstände aus:

bei 9 bei 2) bei ?) Sandra AN 10099 1,18 0,84 Kalkröhrchen . . 1,69 0,72 0,44 13,90 1,90 1,28

Der Sand wurde zum grössten Theile aus gerundeten Quarzkörnchen gebildet, welchen zahlreiche kleine Schüppchen von Muscovit und rothe Feldspathkörnchen beigemengt waren,

Die Gegend westlich der Elbniederung. 29

Mechanische Analysen des Lösses der Gegend von Cönnern ausgeführt von E. Laurer.

Grand Sand Staub Feinste Fundort San) Laele Summa über | 2- | 0,5- | 0,1- | 0,05- | unter 2 mm |0,5mm a rt, Imm| 0,05mm | 0,01 mm | 0,01 mm 2 64,5 21 100,0 Strenz - Nauendorf Er: = U EN en RE 1,3 | 13,8 15,6 65,1 2153 100,0 Alsleben | 1,3 Dr 14,5 a von 11,4 56,5 32,1 100,0 Vorwerk Pfaffen- dorf 4,6 | 6,8

Mechanische Analysen von Löss aus dem Königreich

Sachsen. Section. Sand Staub ne Fundort R Summa Analytiker. | 2- 0,22 0,05- unter 0,2mm, 0,05 mm | 0,01 mm | 0,01mm Lehmgrube der Borna. | Ziegelei vom Bahn- Be 15,0 63,5 17,8 100,0 hof Kieritzsch K. Darner. | Zwischen Gestewitz Borna. Be und Vorwerk 8,0 13,3 56,6 Ba 100,0 Crossen K. Darmer. Liebertwolk-| .. | : ber 0,05 Zwenkauer Ziegelei witz. Bern 52,6 100,0 25,4 K. Darner.

Fesca!) hat durch genaue mit dem Schöne’schen Schlämm- apparate ausgeführte mechanische Analysen, die sich auf die Korn-

1) Die agronomische Bodenuntersuchung und Kartirung ete. Berlin 1879,

30 Die Gegend westlich der Elbniederung.

grösse des Liösses beziehenden Merkmale genauer präcisirt und an den herzynischen Lössen von Crimderode gezeigt, dass die- selben nahezu zur Hälfte und darüber hinaus aus feinem Mineral- staub zusammengesetzt sind, welcher sich bezüglich seiner Korn- grösse in den Grenzen von 0,05—0,01 bewegt und bei typischen Lössen nie erheblich weniger als 40 pÜt. beträgt, während der Gehalt an Feinsten Theilen um 20 pCt. herum schwankt und wohl kaum jemals erheblich mehr als 30 pÜt. betragen dürfte. Dieses Prävaliren der Staubprocente (Körner von 0,05—0,01 mm Dm.), welches als ein wesentliches Merkmal für die Lössbildungen angesehen werden muss, zeigen auch die vorstehenden, von mir ausgeführten Analysen des Lösses der Magdeburger Börde, zu welchen die angewandten Proben von ziemlich weit von einander entfernten Fundpunkten entnommen wurden. (Vergl. Seite 28.)

Ein Vergleich dieser Analysen mit den von FEScA aus- geführten Untersuchungen!) des Lösses von Crimderode zeigt, dass’ die soeben erwähnte Eigenschaft des Prävalirens der Körner von 0,05—0,01 mm Durchmesser bei dreien der von mir unter- suchten Proben noch weit mehr hervortritt, als bei jenem, dessen Maximalgehalt an Staub im Feinboden (nach FEscA unter 4 mm Durchm.) 66,46 pÜt. beträgt, während derselbe hier im Gesammtboden bis zu 72,37 pCt. hinaufgeht. Ein fernerer Unter- schied liegt in der noch gleichmässigeren Ausbildung des Börde- lösses, in welchem keine Körner über 1 mm vorhanden waren.

Zum Vergleich sind hier noch einige mechanische Analysen aus der Gegend von Öönnern und aus dem Königreich Sachsen mitgetheilt worden.

Die von E. SCHUMACHER?) veröffentlichten mechanischen Analysen des Lösses der Umgegend von Strassburg i./E. bieten wegen der grossen Abweichungen in den Resultaten bei der Unter- suchung ein und derselben Probe keine direct vergleichbaren Zahlenwerthe. Bemerken möchte ich bei dieser Gelegenheit, dass bei den von mir ausgeführten mechanischen Analysen des Börde-

) Die agronomische Bodenuntersuchung und Kartirung ete. Berlin 1879, pag. 74 und 123— 125.

2) E. Senumacner, Erläuterungen der geologischen Karte der Umgegend von Strassburg, 1883, pag. 20 u. 21.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 31

lösses der Schlämmprocess nicht unterbrochen und die Schläimmung bis zu fast vollständiger Klärung im Schlämmeylinder fortgeführt wurde.

Was den Kalkgehalt des Lösses der Magdeburger Börde betrifft, so sind eine Reihe genauer Kohlensäurebestimmungen mit einem verbesserten MoHr’schen Kohlensäureapparat durch Wä- gung aus der Differenz von mir ausgeführt worden. Diese Bestim- mungen fanden in der Art statt, dass von einer grösseren Menge des Bodens jedes Mal 2 Durchschnittsproben genommen wurden, die, jede für sich, sorgfältig gemischt wurden und von denen dann ein Theil zur Kohlensäurebestimmung diente. Hierauf beruhen die mehrfach vorkommenden, kleinen Differenzen im Kohlensäuregehalt, welche dadurch veranlasst sein können, dass mehr oder weniger concretionäre Kalkröhrchen in der betreffenden Probe vorhanden waren. Bei manchen Proben stimmt übrigens der Kohlensäure- gehalt bei beiden Bestimmungen genau überein.

Kohlensäurebestimmung des gelben Bördelösses.

5 Berechneter Gehalt an Fundort Seltene Kollansiune Kohlensaurem Kalk pCt. pCt. 1. Besti le 1. Bestimmung 17,07 Grauwackesteinbruch bei = De A : 5 5 » 7,51 D, » 17,07 Ebendorf a RN \ Mittel 7,51 Mittel 17,0% en Milan l. Bestimmung 6,14 1. Bestimmung 14,00 Steinbruch ım Melaphyr 3. N 6,31 9. 2 14.34 bei Mammendorf ES a Mittel 6,23 Mittel 14,17 1. Bestimmung 6,78 1. Bestimmung 15,41 Sandgrube S Irxleben 22 » 6,94 2: » 15,77 Mittel 6,36 Mittel 15,59 tn 1 Ra | = nz = ee SEE 1 1. Bestimmung 7,335 | 1. Bestimmung 16,77 Grandgrube bei dem Bahn- | 2 176 Io, & 17,64 hofe Langenweddingen | a Mittel 7,57 Mittel 17,20

32 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Fundort

Grube S Seehausen nahe der Stadt

Grube im Dorfe Hundis- burg O (aus 4m Tiefe)

Gefundene Kohlensäure

püt.

1. Bestimmung 8,73 2. » 8,81 Mittel 8,77

1. Bestimmung » 5,02 Mittel 5,03

DE »

Berechneter Gehalt an

Kohlensaurem Kalk pCt.

1. Bestimmung 19,34 20,03 Mittel 19,93

l. Bestimmung 11,48

2. » 11,44

Mittel 11,44

Chaussee - Einschnitt

N Hundisburg

en

Am Wege nach dem Sauren Holze N Öschers- leben

Hummelsberg bei Schöne-

beck

Braunkohlengrube »Ida

Caroline« bei Uellnitz

1. Bestimmung 3,40 2. » 3,58 Mittel 3,49

1. Bestimmung 8,19 22 » 8,18

Mittel 8,18.

l. Bestimmung 5,28 > » 5,94 Mittel 5,31

1. Bestimmung 7,67 2. » 1,54 Mittel 7,60

1. Bestimmung 7,73 2. » 8,14 Mittel 7,93

1. Bestimmung 18,62 2 » 18,59

Mittel 18,60

l. Bestimmung

12,00 DR »

12,14 Mittel 12,07

17,43 17,14 Mittel 17,28

1. Bestimmung

2. »

In vorstehender Tabelle sind zu den gefundenen Kohlensäure-

procenten die entsprechenden Kalkerdemengen berechnet worden. Danach schwankt der Gehalt an kohlensaurem Kalk zwischen 7,33 und 19,93 pCt. und beträgt im Mittel von den 10 unter- suchten Proben 15,13 pCt. Eine derartige Berechnung giebt jedoch nur eine annähernde Uebersicht über den Gehalt an kohlen- saurem Kalk, da ein Theil der Kohlensäure an Magnesia gebunden ist, wie dies die nachstehenden Untersuchungen zeigen, bei welchen das Caicium- und Magnesiumcarbonat durch kochende Ammonium- nitratlösung aus dem Löss abgeschieden wurde.

Die Gegend westlich der Elbniederung.

39

Auszug des bei 110° C. getrockneten Bördelösses mit kochender Ammoniumnitratlösung zur Bestimmung von Calcium- und Magnesium-Oarbonat.

Entsprechend

Gefundene & A umme der 3 Kohlen- |Kohlensaur Kunden Kalkerde | Magnesia dar Ball ren ara pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. Grandgrube bei dem Bahnhofe Uscs) 1,26 arg 2,65 16,56 Langenweddingen Grauwackestein- steinbruch bei 8,40 0,39 15,00 0,82 15,32 Ebendorf Grube im Dorfe Hundisburg © 5,64 0,77 10,07 1,62 11,69 (aus 4m Tiefe) N Oschersleben, | | am Wege nach dem ä Sauren Holze 8,71 0,34 15,56 1,76 11,32 (aus 6 dem Tiefe)

Der Gehalt an Magnesiumcarbonat schwankt hiernach zwischen 0,82 und 2,65 pCt. und beträgt im Mittel der vier Untersuchungen 1,71 pCt. Ausser den Carbonaten von Kalk und Magnesia scheinen auch Carbonate von Eisenoxydul und den Alkalien in geringer Menge vorhanden zu sein, denn wenn man die zu der gefundenen Kalk- und Talkerde gehörigen Kohlensäuremengen mit der direct gefundenen Kohlensäure vergleicht, so ergiebt sich bei den nach- stehenden beiden Proben ein Ueberschuss an Kohlensäure, der auf die genannten Carbonate zu verrechnen ist.

Fundort

N Oschersleben, am Wege nach dem Sauren Holze (aus 6 dem Tiefe)

Grauwackestein- bruch bei Ebendorf

Zu der gefundenen ‚Kalkerde und Talk- erde gehörige Kohlensäure

Rn

7,03

; Ueberschuss von Direct gefundene Kohlensäure, an Kohlensäure Eisenoxydul und HT | Alkalien gebunden 8,18 + 0,41 an + 0,48

3

34 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Dagegen wurde bei den beiden anderen Proben durch die Ammoniumnitratlösung und die sich daran anschliessende Aus- waschung mit heissem destillirtem Wasser etwas mehr Kalkerde und Magnesia ausgezogen, als den direct gefundenen Kohlensäure- mengen entsprechen würde, so dass wahrscheinlich ein kleiner Theil der beiden Basen als Sulfat vorhanden sein wird.

ı Zu der gefundenen \ Zur Bindung von er Kalk- und Talkerde Direct gefundene Kalk- und Talkerde undert gehörige Kohlen- Kohlensäure | fehlende Kohlen- säure säuremenge Grandgrube bei dem Bahnhofe 7,51 7,14 0,37

Langenweddingen

Grube im Dorfe Hundisburg © | 5,28 5,05 0,23 (aus 4m Tiefe)

Ueber die chemische Fundamentalzusammensetzung des Börde- lösses geben die nachstehenden, von mir ausgeführten Bausch- analysen näheren Aufschluss, bei welchen die nur in ganz geringen Mengen vorkommenden Bestandtheile, wie Manganoxydul, Schwefel- säure, Phosphorsäure, Titansäure, Chlor nicht berücksichtigt wurden.

Bauschanalysen des gelben Bördelösses. Bei 1100 getrocknet.

I. Grandgrube bei dem Bahnhofe II. Grube im Dorfe Hundisburg O Langenweddingen (aus Am Tiefe) Kieselsäure . . . . .6754 Kieselsäure . . . srasale Kohlensäure . . . ..°714 Kohlensäure . . Thonerde . » . '. .. 7839: Thonerde .,.. 2 rs Eisenoxyd '. . . . . 2,96 Eisenexyd. .. . 2 ze Ralkerde... ., ... 2 -8,88 Kalkerde „7... 2 rl Magnesia . . 2 2 22.219107 Magmesiar.) 2,22 re

Kalı '.. m. se er wet

Natron. . . OT Naronı aus d. Differenz 2,48

Glühverlust (excel. CO) . 1,46 Glühverlust (excel. CO,) . 1,16 100,06 100,00

Die Gegend westlich der Elbniederung. 35

Durch Auskochen mit Ammoniumnitrat erhaltene Carbonate:

I. II. Kohlensaurer Kalk . . 13,91 Kohlensaurer Kalk . . 10,07 Kohlensaure Magnesia . 2,658 Kohlensaure Magnesia . 1,62 Summa 16,56 Summa 11,69

Um den Gehalt an plastischem Thon im Bördelöss annähernd zu bestimmen, wurde eine bei 110° ©. getrocknete Probe mit verdünnter kochender Salzsäure extrahirt und der dabei er- haltene Rückstand im zugeschmolzenen Böhmischen Glasrohr mit verdünnter Schwefelsäure (1 SO,4H3:5 H,O) 6 Stunden lang einer Temperatur von 210° ©. ausgesetzt. Dabei wurden folgende Zahlen erhalten:

I. Bördelöss aus der Grandgrube bei dem Bahnhofe

Langenweddingen.

Sa Kueselsaurer ae 2... ....2..Spur.

E lekKöohlensaurer. . 0% 2.0. 220,14

3 = bhonerdee nr. a 12:09

N : 2 | Iüisenoxyd > nn. 3.2.0814 \ 20,36

Spas rKalkerder. = men... 2 048

= El Maonesial 2 ler ee 025

ee SNAtromble nal a. lieh 20V 10,02 een, honerdese 00 00 002..2.220.2202:85 = a 5 (KBisenoxycen Baur 122

Berechnet man nur die im Rückstande des Salzsäureauszuges durch Schwefelsäure aufgeschlossene Thonerde als Thon nach der FORCHHAMMER’schen Formel: 2(SiO3)A,O; + 2 H2,0, so erhält man in dieser Lössprobe einen Gehalt von 7,17 pCt. an plasti- schem Thon. Die in Salzsäure gelösten Substanzen betragen abzüg- lich der Carbonate von Kalkerde und Magnesia 3,80 pCt. und lassen auf einen verhältnissmässig geringen Gehalt an zersetzten oder zeolithartigen Silikaten schliessen.

Zum Vergleich sind mit den obigen Bauschanalysen des Bördelösses drei solche vom Rhein-Löss zusammengestellt worden.

3F

36 Die Gegend westlich der Elbniederung. Fundorte der Lössproben Bestand- Magdeburger Börde Rhein - Gebiet Grandgrube | Grube Auf dem j theile in bei dem | im Dorfe En dem Wege von | Hönheim P i Bahnhofe HundisburgO Be Non Oberdollen- | bei rocenten Langen- (aus Am |- 1 | dorf nach | Airaschure® weddingen | Tiefe) Ippendori”) ‚Heisterbach ) eL (A. Bıscnor) | (KyeruLr) (SCHUMACHER) Kohlensaure|} 13,91 10,07 17,63 20,16 23,11 Kalkerde er ae 10 3,02 4,21 4,36 agnesia Kieselsäure 67,54 73,16 62,43 98,97 54,36 Thonerde 7,33 | 8,24 7,51 IT 8,05 Eisenoxyd 2.96 3 2,14 5,14 4,25 2,34 Eisenoxydul _ = 0,78 Kalkerde 0,59 0,55 0,02 2,00 Masnesia 0,25 0,58 0,21 0,04 1,48 li 2,47 Is 1598 a | 2,48 1,2 ? Natron 1,27 0,84 1,68 Glühverlust 1,46 1,16 2,01 37 1,55 Summa 100,43 100,00 100,00 | 100,94 100,73

G. Biscnor, Lehrbuch der

Il) Die beiden Analysen sind entnommen aus: chem. und physik. Geologie, Bonn 1855, pag. 1583.

2) In der Analyse von Schumacuer (Erläuterungen zur geolog. Karte der Umgegend von Strassburg, pag. 27) sind die im geringeren Mengen vorkom- menden Substanzen fortgelassen worden.

Da der Carbonatgehalt in den verschiedenen Lössproben sehr varlirt, so dass beispielsweise nach KRoCKER’s!) Analysen von Löss aus sieben Fundorten auf dem linken Rheinufer zwischen Mainz und Worms die Menge des kohlensauren Kalkes von 12,3 bis 36 und die der kohlensauren Magnesia von Spuren bis zu 3,2 pCt. steigt, so erhält man eine bessere Vergleichbarkeit der übrigen Bestandtheile, wenn man die Carbonate in Abzug bringt und den Rest für sich procentisch berechnet, wie dies in nach-

') Annalen der Chemie und Pharmaeie Bd. LVII, pag. 373.

Die Gegend westlich der Elbniederung.

97

stehender Tabelle geschehen ist, in welche auch noch zwei von

der Natur entkalkte und darum zum Vergleich heranzuziehende

Lösslehme aufgenommen worden sind.

rocentische Zusammensetzung des Lösses nach Abzug der Carbonate.

Fundorte der Lössproben

Bestand: Magdeburger Börde Gebiet des Rheines Königreich Sachsen theile ın Lösslehm. | Lösslehm. Grandgrube Grube An Auf dem Auf d i i Procenten hbeidem | im Dorfe en | Wege von Hänheim | Ne N Seren Bahnhofe ‚HundisburgO Be Dan Oberdollen- bei ı Oberdollen- |Durchmesser. Langen- (aus 4 m I la dorf nach | Strassburg | dorf nach Bahnhof -weddingen | Tiefe) PP | Heisterbach | 5: , Heisterbach | Kieritzsch (A. Bıscnor) | (KsEruur) (Senumaener) (G. Bıscnor) | (K. Darner) ieselsäure SOSSE | 82,85 73,68 77,01 713,23 78,61 83,36 Thonerde 8,74 9,33 9,46 13,02 10,85 1) ve 8,08 lisenoxyd 3,98 2,42 6,48 5,55 3,15 | | £ 2,61 isenoxydul _ | E = = 1,05 = Kalkerde 0,70 0,62 0,03 2,70 = 0,51 Magnesia 0,30 0,66 0,26 0,05 1899 | 0,91 0,17 Kali 2,95 1,45 2,66 N ; 1,51 | | en 110 2,26 \ in Natron ; 9 2,2 h lühverlust 1,74 La! 2. 119 2,09 1,89 3,481) Summa 100,00 | 100,00 100,00 | 100,00 100,00 100,00 | 99,42

1) In der Zahl sind zusammengefasst: Hygroskopisches Wasser 1,20 pCt., Glühverlust 2,28 pCt.

Diese Zusammenstellung zeigt, dass, abgesehen von dem variabeln und im Königreich Sachsen gewöhnlich nur in geringer Menge vorhandenen oder auch ganz und gar fehlenden Carbonat-

gehalte, der Löss der Magdeburger Börde und des König-

reichs

Sachsen dem Rheinlöss

in seiner chemischen

Fundamentalzusammensetzung ausserordentlich nahe steht, nur dass erstere in Folge noch reichlicherer Beimengung von feinstem, aus Quarz und sauren Silikaten bestehenden Staub- sande einen etwas höheren Kieselsäuregehalt besitzen.

38 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Die Mächtigkeit der gelben Lössschicht schwankt zwischen 5—15 dem, bleibt sich jedoch innerhalb grösserer Gebiete meist sehr gleich, so dass nirgends ein plötzliches Anschwellen bis zu orösserer Mächtigkeit beobachtet werden konnte. Nur an einer einzigen Stelle, in einem Aufschlusse südöstlich vom Dorfe Hundisburg, zeigte sich ein schnelles Mächtigerwerden der Löss- schicht nach der Rinne des Garveflüsschens zu von 11/,—6 m. Es beweist dies die Präexistenz des Garvebettes vor der Bildung des Lösses, welcher sich hier naturgemäss anhäufen musste.

An der Basis des Lösses, und zwar stets unmittelbar an der Grenze gegen das Liegende, fand sich in allen von mir unter- suchten Aufschlüssen die sogenannte »Steinsohle«, welche auch in anderen Lössgebieten fast überall nachgewiesen worden ist. Auch SCHREIBER!) erwähnt dieselbe bereits sowohl in der unmittel- baren Umgebung Magdeburgs, als auch in den Aufschlüssen der Magdeburg-Eilslebener Eisenbahn als eine »zollstarke, meist die Grenzscheide bildende Geschiebeschicht zwischen dem Lehm [Löss] und den darunter anstehenden Gebilden«. Die Steine derselben, welche im Allgemeinen die Form der im Geschiebe- mergel sich findenden, kantenbestossenen Blöcke und nicht die flach- scheibenförmige oder länglich-runde Gestalt der Gerölle besitzen, liegen stets in Lössmaterial eingebettet und bilden eine 1—3 dem mächtige Zone. Ich habe bisher vorwiegend nordisches Material unter ihnen beobachtet. Die Grösse derselben ist sehr verschieden. In dem weiter unten folgenden Profil (Fig. 7) aus der Grube im Keuper- mergel SO von Gross-Wanzleben kamen verschiedentlich Geschiebe bis zu 0,5 m Durchmesser und darüber vor. Gleichgrosse Geschiebe, und zwar meistens Granite und Gneisse, fanden sich auch in der Steinsohle des Lösses in einer Grube im Osten des Dorfes Hundis- burg, von denen einige sehr schön abgeschliffen und geschrammt waren. Die Steinsohle ist nicht immer gleichmässig entwickelt. Zuweilen besteht sie aus sehr zahlreichen, nahe bei einander liegen- den, grösseren und kleineren Geschieben, oft jedoch ist sie nur noch durch vereinzelt sich findende, kleinere Steinchen angedeutet,

') Die Bodenverhältnisse Magdeburgs, pag. 19.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 39

wie beispielsweise in dem südlich der Chaussee zwischen Olven- stedt und Magdeburg liegenden Grauwackesteinbruch, wo eine 0,5 m mächtige humose und eine 1,5 m mächtige gelbe Lössschicht direct auf den rothen lockeren Sandsteinschichten des Culm lagert. Hier waren nur ganz vereinzelt an der Basis des Lösses vor- kommende, hauptsächlich aus Feuerstein bestehende kleine Steinchen von Wallnuss- bis Faustgrösse als die letzten Reste der Steinsohle anzusehen. In dem bei Ebendorf, südlich von dem nach Barleben führenden Wege, gelegenen Grauwackesteinbruch des Herrn KAINDORF fand ich unter den Geschieben der Steinsohle einen Älandsrapakivil). Die Geschiebe sind ausschliesslich auf die Stein- sohle des Löösses beschränkt und finden sich sonst nicht in der gelben Schicht. Nur in einem einzigen Aufschluss bei dem Bahn- hofe von Egeln, nördlich von der nach Westeregeln führenden Chaussee, war die 37 cm mächtige gelbe Schicht, welche von einer 43 cm mächtigen humosen Schicht überlagert war und als Liegen- des einen feinkörnigen Diluvialsand besass, in ihrer ganzen Masse von kleinen Steinchen durchsetzt, ohne dass sich dabei die petro- graphische Beschaffenheit des Lössmaterials in irgend einer Weise geändert hätte.

Während also in der gelben Lössschicht die Gerölle, abgesehen von der Steinsohle, fast ganz und gar fehlen, findet man dagegen in der oberen humosen Schicht an einigen Punkten kleine Steinchen von Haselnuss- bis Wallnussgrösse, welche in der Gegend zwischen Neue Neustadt und Ebendorf vorwiegend aus Milchquarzen und schwarzen oder gelben Feuersteinen bestehen. Dieselben finden sich so zahlreich, dass sie nicht durch die Düngung künstlich in die Oberkrume gelangt sein können. Wie ich mir das Vorkommen derselben erkläre, werde ich später aus- einandersetzen.

1) Ueber das Vorkommen und die Bedeutung der Älandsgeschiebe als Leit- blöcke in den Grundmoränen des skandinavisch-norddeutschen Inlandeises ver- gleiche De Gerr, Ueber die zweite Ausbreitung des skandinavischen Landeises. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. für 1885 und die von mir dazu gegebenen An- merkungen.

40 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Obwohl der Löss im Allgemeinen als vollkommen ungeschichtet bezeichnet werden muss, so beobachtete ich dennoch in zwei Auf- schlüssen eine Schichtung, welche dadurch hervorgerufen wurde, dass feine Sandschichten den Löss in verschiedene Bänke sonderten.

Fig. 2.

Profil aus dem aufgegebenen Grauwacke-Steinbruch NO von Ebendorf. Nördlich vom Wege nach Barleben. 0.

ne STERNEN

o “2 70 75 Moter

his Humoser Bördelöss. Ob

f L 3 3 i { eres

Ols Gelber Bördelöss, mit feinen Sandzwischen- in . Diluvium.

lagerungen und einer Steinsohle an der Basis. mo Mitteloligocäner Magdeburger Grünsand.

Der eine Aufschluss fand sich in dem aufgegebenen Steinbruche NO von Ebendorf, aus welchem Fig. 2 einen Theil der südlichen Bruchwand darstellt. Die gelbe Lössschicht ist daselbst besonders nach unten zu sehr deutlich durch 1,—2 cm mächtige Zwischen- lagerungen eines feinen Sandes in verschiedene, 1—2 dem mächtige Bänke getheilt. Dieser Sand war feldspathführend und enthielt nach den mit dem Monr’schen Apparate (aus dem Gewichts- verluste) von mir ausgeführten Kohlensäurebestimmungen:

Nach der ersten Bestimmung 0,70 pCt. CO3, entspr. 1,59 pCt. CaCO;, > » zweiten » 0,82 > » » 1,86 » »

Mittel 0,76pCt. CO,, Mittel 1,72pCt. CaCO;.

Die gleiche Erscheinung zeigte sich an einer nördlich von Schnarsleben, östlich der Chaussee befindlichen Lösssteilwand, woselbst der untere Theil durch zwei, 20 und 13 mm mächtige Sandstreifen, welche sich längs der ganzen Grubenwand verfolgen

Die Gegend westlich der Elbniederung. 41

liessen, das Aussehen von Schichtung erhielt. Von JExTZscH !) werden aus Sachsen nur zwei Punkte erwähnt, wo geschichteter Löss auftritt, nämlich zwischen Meissa und Niederjahna bei Meissen und bei Briessnitz. Dagegen sagt DArHE?) in den Erläuterungen zu Section Waldheim, dass die untersten Lagen des Lösses meistens dort, wo dieselben auf alten Flussschottern liegen, eine feine Schichtung besässen.

Wenn man die im Norden Magdeburgs gelegene Neue Neustadt verlässt und seinen Blick nach Westen wendet, so tritt der von Gross-Ammensleben nach Süd gerichtete Höhenrand scharf hervor, so dass die Gegend zwischen Neue Neustadt, Olvenstedt, Eben- dorf, Dahlenwarsleben und Barleben als eine Ebene erscheint. Man könnte hier auf den ersten Blick geneigt sein, zwischen den auf der Höhe und in der Ebene befindlichen Lössbildungen eine Scheidung in zwei, dem Alter nach verschiedene Lössterrassen vorzunehmen, wie dies jüngst von SCHUMACHER auf Grund petro- graphischer und faunistischer Unterschiede in der Umgegend von Strassburg geschehen ist. Es bietet sich jedoch hierzu in der Magdeburger Gegend nicht der geringste Anhalt, denn der Löss der Ebene zeigt ausser der verschiedenen Höhenlage kein einziges, ihn von dem Löss des Hochplateaus der Börde unterscheidendes Merkmal, mit welchem er ın einem continuirlichen Zusammen- hange steht.

Die Unterlage des Lösses mit seiner Steinsohle bilden entweder Diluvialablagerungen oder das anstehende ältere Gestein Im ersteren Falle sind es fast ausnahmslos Diluvialsande und -grande, welche als das Liegende des Lösses auftreten. Nur in einem einzigen Falle, nämlich bei Uellnitz, wovon nachher die Rede sein wird, findet sich der Geschiebemergel direct unter dem Löss.

Einige Aufschlüsse, in welchen ich Grande oder Sande des unteren Diluviums als Unterlage des Lösses beobachtet und die Mächtigkeit des letzteren gemessen habe, zeigt folgende Zu- sammenstellung:

!) Ueber das Quartär der Gegend von Dresden u. s. w., pag. 54. ?) Erläuterungen zur geolog. Specialkarte des Königreichs Sachsen. Section

Waldheim, pag. 110.

42

Die Gegend

westlich der Elbniederung.

Ort

Ebendorf NO

Nähere Bezeichnung |

der Lage des Auf-

schlusses

Aufgegebener

Profil: Meter

Humoser Löss . 0,5

| | Bemerkungen | |

ı Der gelbe Löss ist im unteren Theile durch feine Sand-

einlagerungen deutlich geschichtet

An der Basis des

Löss vereinzelte Geschiebe

Die Grandschicht ist fest verkittet und enthält Ge-

' schiebe bis zu 0,5 m

Durchmesser

Grauwacke-Stein- |Gelber Löss . . 1,7 bruch, nördlich Grand des Un- von dem nach teren Diluviums 0,5—1,5 Barleben führenden | Oxydirter Grün- Wege. sandmitGrand- | Nördliche Bruch- | Einlagerungen.. 1,0—1,5 | wand Magdeburger | Grünsand ... 3,0—4,0 ı Culmgrauwacke Hohenwars- Sandgrube SO |Humoser Löss . 0,3—0,5 | leben vom Dorfe Gelber Löss . . 0,5 | Steinsohle 0,2—0,3 Grand des Un- | teren Diluviums von sehr wech- | selnder Mäch- tigkeit | Feinkörniger | Unterer Dilu- vialsand Irxleben Sandgrube $S | Humoser | x. P | Dark | Gelber Lass be | | Feinkörniger | Unterer Dilu- | | wialsand Nieder- Sandgrube west- | Humoser Löss . 0,5 | Dodeleben lich vom Dorfe | Grand des Un- | teren Diluviums | | Feinkörniger | Unterer Dilu- viıalsand Remkers- Grandgrube an |Humoser Löss . 0,5 leben der Chaussee zwi- Gelber Löss ... 0,5 schen Gross-Wanz- Unterer Dilu- leben und Remkers- | vialgrand leben | Langen- | Grandgrube am |Humoser Löss . 0,6 weddingen | Bahnhofe östlich | Gelber Löss . . 0,7 | | der Chaussee nach | Unterer Dilu- ' Gross-Ottersleben vialgrand ... 45 | | Geschiebemergel Eichenbar- Grandgrube östlich | Humoser Löss . 0,8 leben vom Orte an der | Gelber Löss . . 1,0

Mühle

|

Unterer Dilu- |

vialgrand

Die Gegend westlich der Elbniederung. 43 Nähere Bezeichnung Ort der Lage des Auf- Profil: Meter Bemerkungen schlusses Hundisburg | Grube im Südosten ;, Humoser Löss . 0,5—1,0 des Dorfes | Gelber Löss . . 1,5—6,0 | | Unterer Dilu- | vialsrand . . . 8,0 | | Grauwacke | Sülldorf Steinbrüche im | Humoser Löss . 0,7 Unteren Muschel- | Gelber Löss . . 0,8 kalk Unterer Dilu- vialgrand ... 2,0 Unterer Muschelkalk Egeln Sandgrube nahe | Humoser Löss . 0,4 | am Bahnhofe an | Gelber Löss . . 0,8 Der gelbe Löss | der Chaussee nach | Feinkörniger führt kleine Gerölle Westeregeln Unterer Dilu- vialsand

Im Folgenden sind einige Aufschlüsse zusammengestellt, in welchen der Löss das ältere Gebirge direct überlagert.

| Nähere Bezeichnung der Lage y Ort des Aufschlusses 5 Inoiile Less Olvenstedt Steinbruch südlich der Humoser Löss ..... 0,5 Chaussee zwischen Olvenstedt | Gelber Löss ...... 1,5 und Magdeburg Rother Culmsandstein Olvenstedt Schröper’scher Steinbruch | Humoser Löss ..... 0,5 nördlich vom Orte MGelberslkössern nr. 1,0 Culmgrauwacke Ebendorf Steinbruch von KAınporr. Humoser | 7 . Bern Oestliche Bruchwand Gelber | Löss LlmU,S Culmgrauwacke Ebendorf | Aufgegebener Grauwacke- Humoser böss » 2. ..r 0,6—0, steinbruch, nördlich von dem | Gelber Löss ...... 1,5—2,0 nach Barleben führenden Magdeburger Grünsand Wege. Südliche Bruchwand (Mittel- Oligocän) Gross- | Thongrube SO von Gross- ElumosersloSssum 0,7 Wanzleben | Wanzleben Gelber lassen 1,0

Keupermergel

44 Die Gegend westlich der Elbniederung.

' Nähere Bezeichnung der Lage | Ort Dre ie > Profil: Meter des Aufschlusses. |

Seehausen | Grube südlich der Stadt Humoser Lös...... 1,0

Gelber Hoss es 0,6

Oligocänthon (nach EwArp ohne Alters- bestimmung)

Mammen- Steinbruch beim Orte Humoser 2 1.0 dorf Gelber DER u sr Melaphyr

Westeregeln Thongrube von Bereuing Humoser Löss ..... 1,0

N von den Gypsbrüchken | Gelber Löss ...... 1,0

Rothe Letten des Un- teren Buntsandsteins

Förderstedt Steinbruch von Dixkter Humoser Löss ..... 0,5 S. vom Orte Eelysr ILOS > 4 565 - 0,5 Verwitterungsschutt | des Oberen Muschel- kalkes Oberer Muschelkalk

Glöthe | Steinbruch südlich vom Orte | Humoser Löss ..... 0,5

| Gelber boss Se 0,5 * Oberer Muschelkalk

Das den Löss unterlagernde Untere Diluvium.

Wo der Löss nicht direct auf dem älteren Gebirge liegt, bilden Ablagerungen des Unteren Diluviums, und zwar vorwiegend Grande und Sande das Liegende desselben.

Diese Sande und Grande durchbrechen häufig in hochgelegenen Kuppen die Lössdecke. Gewöhnlich nimmt dann nach der Höhe zu der Löss ganz allmählich in seiner Mächtigkeit ab, so dass die Grandschichten auf dem Gipfel frei zu Tage liegen. Von EwALD sind dieselben als »Anhäufungen von nordischem Grand auf Höhen und Abhängen« kartirt worden, was ohne weitere Erläuterung der Karte zu der falschen Auffassung führen könnte, als ob diese Grande an den angegebenen Stellen dem Löss auflagerten und nur dort anzutreffen wären, während sie thatsächlich nur Durch- ragungen einer continuirlich unter dem Löss fortsetzenden Grand- und Sandablagerung sind.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 45

Dieses Heraustreten des Grandes in Höhen oder an Abhängen findet sich hauptsächlich in der Gegend zwischen Klein-Ammens- leben und und Klein-Rodensleben, in dem Rücken westlich von Westerhüsen und Schönebeck, sowie in der Umgebung von See- hausen bei Magdeburg.

Wahrscheinlich hat der Löss ursprünglich auch diese Kuppen bedeckt, so dass dieselben erst nachträglich durch Abspülungen des Regens freigelegt worden sind. Ein stehengebliebener, isolirter Rest der Lössdecke auf dem Gipfel des sonst ganz aus Grand bestehenden, 325 Fuss hohen Teufelsberges zwischen Klein- Ammensleben und Gersdorf liefert den Beweis dafür.

Ausserdem kommen aber auch gerade auf den Höhen meist sehr zahlreiche, grosse Blöcke vor, welche meiner Ansicht nach nur aus der Steinsohle des fortgeführten Lösses stammen können.

FRIEDRICH HOFFMANN!) erwähnt, dass Geschiebe am häufigsten an den »nordwärts gekehrten Abhängen« aller Erhebungen des Bodens liegen und hebt in dieser Beziehung unter anderen die Höhe von Seehausen gegen Druxberge und Hakenstedt, sowie die doppelte Hügelreihe zwischen Frohse und Fermersleben hervor.

Eine Untersuchung der auf dem Gipfel des Teufelsberges N Gersdorf an der Oberfläche liegenden, zahlreichen Geschiebe zeigte, dass dieselben vorwiegend aus Feuersteinen, nordischen Graniten, Gneissen, Porphyren und Sandsteinen bestehen.

Es liessen sich bestimmen:

Porphyr von Elfdalen. Cambrischer Sandstein mit Skolithes lineariıs. Sternberger Gestein.

Unter den nur vereinzelt vorkommenden einheimischen Ge- schieben fand sich:

Alvenslebener Melaphyr.

Conglomeratischer und feinkörniger Oulmsandstein.

Muschelkalk.

!) Beiträge zur genaueren Kenntniss der geogn. Verhältn. Norddeutschlands, pag. 128.

46 Die Gegend westlich der Elbniederung.

In wie weit diese Geschiebe sich in der früher vorhandenen Steinsohle des Lösses befanden oder den dort anstehenden Grand- schichten angehören, liess sich nicht in allen Fällen genau be- stimmen, da der Grand selbst dort grössere Gerölle führt.

In allen Aufschlüssen zeigen die Sand- und Grandablagerungen die ausgeprägteste Driftstruktur, so dass feine und grobe linsen- artige Partien nach allen Richtungen einander kreuzen. Dabei sind die Grande oft ausserordentlich grobkörnig, so dass wallnuss- bis faustgrosse Gerölle sehr häufig anzutreffen sind.

Was die Zusammensetzung der Grande betrifft, so kann man im Allgemeinen die Beobachtung machen, dass im nordwestlichen Theile der Börde vorwiegend nordisches Material darin vorkommt, während einheimische, von Süden stammende Gesteine mehr und mehr vorwalten, je weiter man nach Süden vorschreitet. Lokal treten nach den Beobachtungen SCHREIBERs in den Granden im Untergrunde Magdeburgs und in den Eisenbahnaufschlüssen der Strecke Magdeburg-Eilsleben kleine Einlagerungen von Magde- burger Grünsand und Thon darin auf, welche ich auch in einer nördlich von Klein-Ammensleben, westlich der Mühle liegenden Grube beobachtet habe. Der Grand enthielt dort der Hauptsache nach Feuersteine und demnächst sehr viele weisse Sand- und Kalksteine.

Anders ist das Aussehen der Grande südlich von Magdeburg. In der nördlich der Chaussee zwischen Westerhüsen und Sohlen befindlichen Grube, wo der Grand zu Tage tritt, hat derselbe schon auf den ersten Blick ein entschieden südliches Gepräge. Er wird hier gebildet aus kleinen Geröllen von Haselnuss- und Wall- nussgrösse, die vorwiegend aus Milchquarzen bestehen, neben welchen zahlreiche weissgebänderte Kieselschiefer, sowie Gesteine von entschieden südlichem Charakter vorkommen, während das nordische Material hier etwa nur 1/, betragen wird.

Die Grande finden sich innerhalb der Börde überall unter dem Löss, wo nicht, wie bereits erwähnt, das ältere Gebirge oder der unter dem Grande folgende Geschiebemergel direct sein Liegendes bilde. Nach dem von SCHREIBER mitgetheilten Profil ist der Grand in den Eisenbahnaufschlüssen der Strecke Magde-

Die Gegend westlich der Elbniederung. 47

burg-Eilsleben ebenfalls mehrfach unter dem Löss beobachtet worden; an einigen Punkten jedoch, zwischen Niederdodeleben und Wellen, scheint der Untere Geschiebemergel, der hier sonst unter dem Grande folgt, das Liegende des Lösses zu bilden, denn die von SCHREIBER als Thon oder magerer Thon mit erratischen Blöcken bezeichnete Ablagerung ist unzweifelhaft als Unterer Geschiebemergel in der gewöhnlichen Ausbildung oder mit tertiärem Material ver- mischt aufzufassen. Es bestimmen mich zu dieser Auffassung meine in der Grandgrube bei dem Bahnhofe Langenweddingen semachten Beobachtungen über die Lagerungsverhältnisse, welche Fig. 3 veranschaulicht. Die an der Oberfläche liegende humose

Fig. 3. Grandgrube von H. STICHNOTH am Bahnhofe Langenweddingen. NW so has TEN KR NIS ii KERNE ERROR ihm HOR

2 Ss 70 75 Meter

hls Humoser Löss

ls Gelber Löss (mit Steinsohle.)

ds Grand

dm Geschiebemergel

Oberes Diluvium.

Unteres Diluvium.

und völlig steinfreie Lössschicht beträgt 6 dem und wird von einer 7 dem mächtigen gelben Lössschicht unterlagert, welche an der Basis einzelne Geschiebe führt. Der darunter folgende Grand des Unteren Diluviums zeigt diskordante Parallelstruktur und ist von sehr wechselndem Korn. Der Grand ist 4,5 m mächtig und wird,

48 Die Gegend westlich der Elbniederung.

wie ich aus einer daselbst von mir veranlassten Schürfung ersehen konnte, von einem typischen blaugrauen Geschiebemergel unterlagert, welcher Feuersteine und anderes nordisches Material führt. In dem untersten Theile des Grandes kommen sehr grosse nordische Blöcke vor, welche aus Diorit, Gneiss, Granit und Sandstein bestehen. Einer dieser Blöcke hatte 1,3 m Längs- und 0,7 m Quer- durchmesser. Im Grand fand ich Beyrichienkalk, Kieselschiefer schienen zu fehlen, jedoch deutet die Auffindung von Dentalium Kikaii Nyst. das Vorkommen einheimischen Materials an.

SCHREIBER erwähnt aus dem Untergrunde der Stadt Magdeburg über dem Grünsande eine rothe Conglomeratschicht, welche zahl- reiche, zum Theil sehr grosse, abgerundete nordische Geschiebe führt, darunter Granite und silurische Kalke. In derselben fand sich ein Mittelhandknochen von Rhinoceros. Sie wird überlagert von feinen, stark mit Braunkohlenstaub vermischten Sanden, welche Korallen der Kreideformation und Tertiär-Conchylien enthielten. Darüber folgt eine Grandbank, welche Einlagerungen von Tertiär- thon besass. Die hier beobachtete Schichtenfolge von feinem Sand und Grand ist eine lokale und lässt sich nicht durch die ganze Börde verfolgen.

In den zahlreichen Aufschlüssen, welche ich in der Magde- burger Börde gesehen, habe ich nur bei Uellnitz den Geschiebe- mergel als Liegendes des Lösses angetroffen und glaube, dass ersterer seinem Alter nach mit dem unter den Granden bei Langen- weddingen liegenden Geschiebemergel in Parallele zu stellen ist.

Das Profil, welches die durch Tagebau betriebene Braun- kohlengrube »Ida Caroline« bei Uellnitz darbietet, bringt die neben- stehende Fig. 4 zur Anschauung.

Zu oberst findet sich eine schwarze, humose, kalkreiche Ab- lagerung, welche zahlreiche Süsswasser-Conchylien und einzelne Knochenreste führt. Die Grube liegt im Alluvialgebiete der Marbe, einer bei Uellnitz die grösste Breite von 1 Am erreichenden, jedoch nur wenig tiefen Einsenkung, welche südlich von Glöthe beginnt und nach einem 10 km langen, im Allgemeinen von Ost nach West gerichteten Laufe, zwischen Unseburg und Stassfurt in das Alluvial- thal der Bode einmündet. Die oberste Ablagerung ist demnach

Die Gegend westlich der Elbniederung. 49

als ein zur Alluvialzeit aus der humosen Lössschicht hervor- gegangener Moormergel aufzufassen. Die Mächtiskeit desselben wechselt an der Ost- und Südseite der Grube zwischen 3 und 13 dem. Es kommen vereinzelte kleine nordische Gerölle darin

Fig. 4. Profil aus der westlich von Uellnitz gelegenen Braunkohlengrube »Ida Caroline«.

SaW. N31°0,

ahls ||| ONMIMUNIIRNIN If ols Jul ll INNINNN un INMINIMIMN . INH

antun NNNLNNMINNNM Zn

. GG

a a ara a u a en 0 = P7 Z 20 25 Meter

ahls Jungalluvialer (aus der humosen Löss- Schicht entstandener) Moormergel.

ols Oberdiluvialer Löss.

dm Unterer Diluvialmergel (Geschiebemergel).

ds Unterdiluviales Geröll- und Grandlager.

uo Unteroligocänes Braunkohlenflötz. (Die weissen Zwischenräume sollen die Schichtung der Kohle

andeuten.)

vor. An der Westseite der Grube, welche Fig. 4 darstellt, ist die Mächtigkeit des Moormergels eine sich gleich bleibende. Sie beträgt 7 dem. Die von mir ausgeführte chemische Untersuchung ergab

nachstehendes Resultat: 4

50 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Kohlensäurebestimmung mit dem Monr’schen Apparate (aus dem Gewichtsverlust). Bei 110° C. getrocknete Substanz. 1. Bestimmung ergab: CO3 13,39 pCt.; berechnet auf CaCO; 30,44 pCt. » » » = 13,46 » » » » =80,59 »

Mittel = 13,42 pCt. Mittel = 30,51 pCt.

1007

Humusbestimmung durch Oxydation mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure.

Bei 1100 C. getrocknete Substanz.

1. Bestimmung: gefund. COs 7,36 pOt.; berechn. Humusgehalt 3,47 pCt.

93 » » =l8 > » » =

Mittel = 7 ‚32 plt. Mittel = 3,45 pCt.

Die zur Untersuchung verwandten Proben waren zuvor durch Auslesen möglichst von den darin enthaltenen Schneckenschalen befreit worden.

Bei dem aus der Analyse sich ergebenden mittleren Gehalt von 30,5 pCt. kohlensaurem Kalk und 3,4 pÜt. Humus würde dieser Moormergel als Meliorationsmittel für den fast nirgends kohlensauren Kalk enthaltenden humosen Bördeboden vortrefflich zu verwerthen sein, auch könnte er bei genügender Entwässerung, welche durch Tieferlegung des Marbegrabens leicht zu bewerk- stelllgen wäre, einen für Klee- und Rapsbau sehr geeigneten Boden liefern.

Die Bestimmung der in dem Moormergel vorhandenen zahl- reichen Conchylienschalen führte ich mit gütiger Unterstützung des Herrn Professor v. MARTENS nach S. Cressin’s Deutscher Excursions- Mollusken-Fauna (Nürnberg 1884) aus. Der hinter den nachstehend aufgeführten Mollusken stehende Buchstabe giebt den Grad der Häufigkeit ihres Vorkommens an, wobei h. häufig,

s. h. sehr häufig, s. selten in der üblichen Abkürzung bedeutet. %

0) Landschnecken:

Chondrula tridens, Müll. s.

Pupa muscorum, L. s.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 51

Sumpf- und Süsswassermollusken:

Limnaea palustris, Drap. s. h. > peregra, Müll. h. > truncatula, Müll. s. > auricularia, L. h. Planorbis marginatus, Drap. Ss. h. > spirorbis, L. h.

Pisidium pulchellum, Jen. h.

Die von mir aufgefundenen Säugethierreste, welche Herr Professor NEHRING zu bestimmen die Güte hatte, sind folgende:

Bos Taurus L. Ein unterer Backenzahn und ein os sacrum, vielleicht der Brachyceros-Rasse angehörig.

Canis familiaris L. Ein Metacarpus.

Sus Scrofa L. Der letzte untere Molar. (Wahrscheinlich domesticirt, was aus dem Luxurüren der seitlichen Nebenhöcker geschlossen werden kann.)

Unter dem Moormergel des Uellnitzer Profiles findet sich eine hellgelbe, geschiebefreie und kalkreiche Schicht, welche, obwohl sie etwas thoniger als der sonst in der Magdeburger Börde auf- tretende Löss ausgebildet ist, dennoch als ein Aequivalent des- selben angesehen werden muss. Die Mächtigkeit beträgt einen Meter. An der Basis finden sich kleine Gerölle, welche die Stein- sohle bilden.

Lebhaft in der Farbe gegen den hellen Löss contrastirend folgt darunter ein in dem oberen Theile gelbbrauner, nach unten zu jedoch graublau werdender Geschiebemergel, welcher nordische und einheimische Geschiebe in ungefähr gleichem Verhältnisse führt. Unter denselben beobachtete ich sehr zahlreiche gekritzte und geschrammte Muschelkalkgeschiebe, welche wahr- scheinlich aus dem direct im Norden bei Glöthe und Eikendorf anstehenden oberen und unteren Muschelkalk stammen.

Unter dem Geschiebemergel folgt eine sehr grobe Grand- schicht, deren obere Lagen Gerölle bis zu Kopfgrösse führen. Das Material derselben besteht grösstentheils aus Muschelkalk.

4*

92 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Auf der Oberfläche des unter dem Diluvialgrande aufgeschlossenen, 16—19 m mächtigen Kohlenflötzes, dem Unteroligocän zugehörig, liegen vereinzelte, im Diluvialkies eingebettete, grosse nordische Blöcke, die zum Theil eine sehr deutliche Schrammung und Ab- schleifung besassen. Ein Block hatte 2,5 m Längs- und 1,2 m (JQuerdurchmesser. Da diese Blöcke ihre Abschleifung nur in der Grundmoräne des Inlandeises erlangt haben, ihrer Grösse wegen aber nicht durch die Kraft des strömenden Wassers, welches die Grande ablagerte, hierher transportirt sein können, wobei sie ausserdem ihre so deutliche Schrammung eingebüsst haben würden, so müssen sie entweder durch Drift auf einer Eis- scholle oder in der durch das Gletschereis nach Süd bewegten Grundmoräne hierher getragen sein und wären in letzterem Falle als die Reste einer bei lokalem Zurückweichen des Eisrandes an Ort und Stelle zerstörten Grundmoräne anzusehen.

An den Bördelöss schliessen sich im Osten mit deutlichem, aber verhältnissmässig niedrigen Terrainabsatz die Schlickbildungen des Elbthales an. Im Norden legt sich der Löss gegen den Süd- abhang der im Westen von Elbey sich erhebenden Grandkuppen und seine Nordgrenze ist durch eine über Gross- Ammensleben nach Hundisburg gezogene Linie bestimmt. Der am Südgehänge des Ohrethales bei Wolmirstedt an der Chaussee nach Jersleben durch Gruben aufgeschlossene Geschiebemergel scheint unter dem westlich von Elbey auftretenden Grande hervorzukommen. Der Geschiebemergel ist in den Gruben von gelblicher Farbe und von sandiger Beschaffenheit. Die mit dem SCHEIBLER' schen Apparate ausgeführte Kohlensäurebestimmung ergab folgendes Resultat:

Gefundene Berechnet auf Kohlen-

Kohlensäure sauren Kalk pCt. pCt. l. nach der ersten Bestimmung 3,21 7,30 : » zweiten » 3,12 7,08

Mittel 3,16 Mittel 7,19.

Der Geschiebemergel führt sehr viel nordisches Material und zahlreiche geschrammte Geschiebe. Es sind dieselben wie die am

Die Gegend westlich der Elbniederung. 53

gegenüberliegenden rechten Elbufer zwischen Lostau und Hohen- warthe im Geschiebemergel beobachteten. Bei Wolmirstedt finden sich ebenfalls graue glaukonitische Orthocerenkalke und besonders fallen die zahlreichen Feuersteinknollen auf, welche oft die Grösse eines -Kopfes überschreiten. Auf der Ewarp’schen Karte ist zwischen Elbey und Jersleben Septarienthon angegeben worden. Obwohl ich denselben nirgends in den Aufschlüssen angetroffen habe, so bin ich dennoch unter Berücksichtigung der von EwAarn NO von Vahldorf angegebenen Vorkommnisse der Ueberzeugung, dass er bei Wolmirstedt ebenso wie bei Hohenwarthe das Liegende des Geschiebemergels bildet.

Auf dem Höhenrande südlich von Neuhaldensleben fehlen die Lössbildungen. Wandert man vom Bahnhofe Neuhaldensleben über Süpplingen, Bodendorf nach Altenhausen, so findet man zuerst ın der Forst durch mehrere Gruben entblössten Unteren Diluvial- sand und Grand, in welchem Kieselschiefer und Milch- quarze vorkommen. |

Zwischen Süpplingen und Altenhausen wird die diluviale Be- deckung oft so dünn, dass der Alvenslebener Porphyr mehrfach zu Tage tritt oder, wie ich W von Bodendorf beobachten konnte, von einer dünnen Decke Geschiebelehmes überlagert wird. Letzterer findet sich wahrschemlich auch in der nächsten Umgebung von Altenhausen und an mehreren Punkten im Süden der Veltheim- schen und Schulenburg’schen Forsten, eine Annahme, die jedoch noch weiterer Bestätigung bedarf, da ich dort nirgends Aufschlüsse gesehen habe, sondern nur die lehmige Beschaffenheit der Ober- krume und die darin vorkommenden nordischen Geschiebe mich das Vorhandensein des Geschiebelehmes vermuthen lassen.

Bei einer von Eilsleben aus über Ummendorf, das Zechen- haus, Wefensleben, Belsdorf, Morsleben bis nach Helmstedt hin ausgedehnten Tour fand ich, dass die Lössbildungen der Börde das Allerthal nicht überschreiten. Nordnordwestlich von Ummen- dorf befinden sich zwei Aufschlüsse im Bonebedsandstein, welcher daselbst in Form eines sehr feinen, schneeweissen Sandes aus- gebildet ist und seiner Reinheit wegen zur Glasfabrikation Ver- wendung findet. Darüber liegt ein sehr magerer Geschiebe-

54 Die Gegend westlich der Elbniederung.

lehm von 1m Mächtigkeit, welcher keinen Kalkgehalt besitzt und neben einigen Feuersteinen und nordischen Gneissen vorzugsweise Blöcke von Bonebedsandstein enthält. In dem am Wege nach dem Zechenhause liegenden Steinbruche ist die Abraumschicht wahrscheinlich als eine durch ein sehr sandiges Bindemittel ver- kittete Lokalmoräne anzusehen. Diese Auffassung findet durch einen Aufschluss ihre Bestätigung, welcher sich zwischen diesem Steinbruche und dem Zechenhause unmittelbar am Wege befindet. Es wird daselbst ein dunkler Liasthon zur Ziegelfabrikation ab- gebaut. Ueberlagert wird derselbe von einem 0,5 m mächtigen Geschiebelehm mit nordischen und einheimischen Geschieben. Am Eingang der Grube lag ein aus dieser Schicht stammender 0,6 m im Durchmesser besitzender Block von Bonebedsandstein, welcher sehr deutliche, bis zu einem Decimeter lange Schrammen auf seinen abgeschliffenen Flächen besass.

Blöcke von Bonebedsandstein bis zu 1 Durchmesser lagen zahlreich in der Umgebung des Zechenhauses, woselbst der Boden aus einem sehr geschiebereichen, aber trotzdem ziemlich fetten Lehm besteht. Mehrere Geschiebe waren deutlich geschrammt. Das Vorkommen mächtiger Sandsteinblöcke, welche neben grani- tischen Geschieben an verschiedenen Stellen zwischen Ummendorf und Wefensleben in einem rothen, an einer Stelle der Strecke 16 Fuss Mächtigkeit erreichenden Lehm sich finden, wird auch von SCHREIBER erwähnt. Zwischen Wefensleben und Morsleben scheinen die Westgehänge des Allerthales ebenfalls von Geschiebemergel be- deckt zu sein. Westlich von Morsleben fand ich auf einem Acker sehr zahlreiche, im Lehm eingebettete Bonebedsandsteine, so dass hier vermuthlich eine Lokalmoräne vorkommen wird.

Ein völlig vereinzeltes Vorkommen von zu Tage tretendem Geschiebemergel findet sich am Westabhange des westlich von Schönebeck gelegenen Hummelsberges.. Am Eingange der vom Aussichtsthurme aus westlich gelegenen grossen Thongrube sieht man einen bis zu 4m aufgeschlossenen gelblichen Geschiebemergel sich auf den aufgerichteten und nach West zu Tage ausgehenden oligocänen Thon legen, welchem EwArn kein bestimmtes Alter angewiesen hat. Es finden sich im Geschiebemergel nordische

Die Gegend westlich der Elbniederung. 55 Blöcke bis zu 1m Durchmesser. Einige davon waren geschrammt und gekritzt. Fig. 5 bringt ein Profil, welches in der Einfahrt in die Thongrube sichtbar ist. Die Kuppe des Hummelsberges wird von Grand eingenommen, welcher sich auf feineren, in der Thongrube östlich vom Aussichtspunkte aufgeschlossenen Diluvial- sand legt. An der Südseite dieser Grube keilt sich der über dem Oligocänthon liegende Diluvialsand aus und ersterer wird an dieser Stelle von typischem Bördelöss bedeckt.

Fig. 3.

Profil vom Eingange in die Thongrube auf dem Hummelsberge bei Schönebeck.

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dm Diluvialmergel (Geschiebemergel).

oh Oligocänthon unbestimmten Alters (nach Ewarp).

Wie die Lagerung des in der westlichen Grube auftretenden Geschiebemergels im Verhältniss zu dem Diluvialsande und Löss der östlichen Grube ist, konnte ich leider nicht mit Bestimmtheit feststellen, da Aufschlüsse dazwischen fehlen. Ich halte es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass der Diluvialsand hier älter ist, als der Geschiebemergel.

56 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Die Gliederung und Entstehung der Diluvialablagerungen der Magdeburger Gegend.

Während im Vorstehenden beabsichtigt wurde, die in der Gegend östlich und westlich der Elbniederung auftretenden Dilu- vialablagerungen zu beschreiben und ihre Lagerungsverhältnisse zu schildern, sollen die folgenden Zeilen sich mit der daraus sich ergebenden Gliederung sowie mit der muthmaasslichen Entstehung dieser Bildungen beschäftigen.

Meiner Ansicht nach kann man die Bildung des Diluviums innerhalb der Magdeburger Gegend nur unter Zugrundelesung der Inlandeistheorie verstehen, um so mehr, da gerade die nächste Umgebung Magdeburgs wichtige Beweise zur weiteren Begrün- dung dieser Theorie geliefert hat.

Präglaciale Ablagerungen, deren Bildung der ersten Ver- gletscherung vorausgeht und deren Vorhandensein durch die Unter- suchungen KEILHACK’s') in der Gegend von Belzig und bei Uelzen, sowie ın der von BERENDT?) mitgetheilten Tiefbohrung bei Rixdorf durch das Vorkommen der Paludinenbank nachgewiesen worden sind, finden sich, soweit meine Beobachtungen reichen, in der Magdeburger Gegend nicht. Sehr wahrscheinlich sind diese Schichten durch starkströmende Wasser, welche beim Heran- nahen der ersten Vereisung die Magdeburger Gegend überflutheten, völlig erodirt worden. Für das ehemalige Vorhandensein derselben spricht jedoch die Auffindung der Paludina diluviana Kunth im Unteren Diluvialmergel bei Gommern, in der Neustadt und bei Westeregeln. Da der Geschiebemergel als die Grundmoräne des Inlandeises aufzufassen ist, so kann die Paludina nur aus den darunter liegenden Schichten aufgenommen sein.

Sehr wahrscheinlich stammen diese Paludinen aus prä- glacialen Ablagerungen und liegen an den angegebenen Orten auf secundärer oder vielleicht auch auf tertiärer Lager- stätte.

') Ueber präglaciale Süsswasserbildungen im Diluvium Norddeutschlands. Jahrb. der Königl. preuss. Landesanstalt für 1882, Berlin 1883, pag. 133.

°) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. für 1882, Bd. XXXIV, pag. 453.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 57

Zu den untersten Ablagerungen der Glacialzeit gehören wahr- scheinlich die Grand- und Geröllschichten, welche das Uellnitzer Profil zeigt und welche sich als Unterlage des Diluvialmergels sowohl in der Hallenser Gegend, als auch im Königreich Sachsen finden. Mit den in letzterem Gebiete auftretenden altdiluvialen Granden von vorwiegend einheimischer Herkunft und schotter- ähnlichem Habitus dürften sie vielleicht zu parallelisiren sein. Bei Uellnitz sind dieselben in der That als altglacıale Fluss- schotter anzusehen und wurden durch verschiedene, aus S kommende und nach NW sich ergiessende Ströme abgelagert, in welche die dem vorrückenden Inlandeise entströmenden Gletscherwasser einmündeten. Diese letzteren bedeckten die von ihnen durchflutheten Theile des norddeutschen Flachlandes mit mehr oder weniger mächtigen, ausgedehnten Grand- und Sand- ablagerungen, die aus der durchwaschenen Grundmoräne stammten, während die feineren Theile in beckenartigen Vertiefungen des Terrains oder in grösseren Seen als feingeschichtete Thone und Mergelsande sich absetzten. Dass derartige Bildungen vor dem Eisrande oft in grosser Ausdehnung und Mächtigkeit zur Ablagerung kommen, ist durch Untersuchungen an isländischen und skandinavischen Gletschern von TORELL!), ÜREDNER?), HELLAND®), SVENONIUS*) und KEILHACK?) nachgewiesen worden. Das Bild, welches das norddeutsche Flachland zu der damaligen Zeit bot, ist von Letzterem in sehr anschaulicher Weise ent- worfen worden, indem er, wie dies auch schon TORELL gethan, eine Parallele mit den von ihm eingehend studirten isländischen »Sandrs« zog.

) Torerv, Undersökningar öfver istiden (Öfvers. a. K. Vetensk.- Akad. Förh. 1872, No. 10, pag. 63 u. 64).

?) Crepser, Ueber Schichtenstörungen im Untergrunde des Geschiebe- lehmes u. s. w. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. für 1880, pag. 78.)

°) Herranp, Ueber die Gletscher Islands und über die Wasserführung und den Schlammgehalt der Gletscherflüsse. (Arkiv f. Mathem. og Naturvid. 1882, pag. 201 252.

%) Svexonıus, Studier vid svenska jöklar. (Geol. Fören. Förhandl. No. 85, Bd.VII.)

>) K. Keırnack, Vergleichende Beobachtungen an isländischen Gletscher- und norddeutschen Diluvial- Ablagerungen. Jahrb. der Königl. preuss. geolog. Landesanstalt für 1883. Berlin 1884, pag. 159.

98 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Durch die Vereinigung der aus verschiedenen Gebieten kommenden Gewässer erklärt sich die innige Vermischung nörd- lichen und südlichen Materiales, wie sie die Grand- und Geröll- schichten des Uellnitzer Profiles zeigen.

Der in der Magdeburger Gegend östlich und westlich der Elbe auftretende Geschiebemergel gehört der Zeit der ersten Vergletscherung an. Er ist die Grundmoräne des Inland- eises, welches sich bis zum Nordrande der mitteldeutschen Gebirge ausdehnte und bei seinem allmählichen Vorrücken durch vielfache kleine Öscillationen an seinem Rande Veranlassung zu lokalen Grand-, Sand- und Thonablagerungen gab, welche häufig mit dem Unteren Geschiebemergel wechsellagern und ihn dadurch zuweilen lokal in mehrere Bänke theilen!)., Die geschichteten Sande und Thone, welche als Einlagerungen im Geschiebemergel bei Hohen- warthe auftreten, sind meiner Ansicht nach in dieser Weise ent- standen.

Da das Inlandeis, wie aus den bei Gommern, sowie bei Landsberg und Halle aufgefundenen Glacialschrammen hervorgeht, sich in einer nord-südlichen Richtung vorgeschoben hat, so findet man in Folge dessen in seiner Grundmoräne, dem Geschiebe- mergel, kein Geschiebe südlich anstehender Gesteine, sondern das Material stammt entweder aus Skandinavien oder aus den ein- heimischen Gebieten, welche bereits vom Eise überschritten worden sind. Ich habe nirgends im Geschiebemergel Elbkieselschiefer auffinden können, obwohl das Vorkommen derselben nicht so sehr befremden dürfte, da sich dieselben in den Granden unter und über dem Geschiebemergel finden und aus ersteren aufgenommen sein könnten.

Der Untere Diluvialmergel bezeichnet einen bestimmten Ab- schnitt der Glacialzeit und wird in der Magdeburger Gegend sowohl die darunter liegenden Grande, als auch, wo dieselben durch Erosion und Denudation bereits entfernt waren, das feste

') Vergl. F. Waunscnarre, Ueber das Vorkommen geschiebefreien Thones in den obersten Schichten des Unteren Diluviums der Umgegend von Berlin. Jahrb. der Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1881. Berlin 1382.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 9

Gebirge als eine gleichmässige Decke überzogen haben, welche sich den Unebenheiten des Terrains anschmiegte. Die Geschiebe- mergel bei Gommern, Hohenwarthe, Wolmirstedt, Langenweddingen, Ummendorf und Uellnitz sind wahrscheinlich als gleichzeitige Bildungen anzusehen und mit dem Unteren Geschiebemergel der Mark Brandenburg in Parallele zu stellen.

Nach dem ausgedehnten Vorrücken des Festlandeises folgte eine Abschmelzung desselben. Die im norddeutschen Flachlande zwischen dem oberen und unteren Geschiebemergel sich findenden Schichten mit ihren Thier- und Pflanzenresten zwingen zur An- nahme einer Interglacialzeit, welche nach den Untersuchungen HOoLMSTRÖM’s und neuerdings durch DE GEER!) auch in Schonen nachgewiesen worden ist. Manche Geologen neigen noch heute der Ansicht zu, die skandinavisch-norddeutsche Eisbedeckung als eine einheitliche aufzufassen, eine Anschauung, welche auch der Verfasser, der Auffassung ToRELL’s folgend, anfänglich theilte. Die zuerst nur in Bezug auf die alpinen Ablagerungen der Eis- zeit mit ihren Schieferkohlen erörterte Frage einer Interglacialzeit ist ın neuerer Zeit mit besonderem Nachdruck von JAMES GEIKIE ?) wieder aufgenommen und im Hinblick auf die gesammte Glacial- formation eingehend behandelt worden.

Was Norddeutschland betrifft, so waren hier HELLAND®) und PENcK®) die ersten, welche für Interglacialzeiten eintraten. Letzterer, welcher neuerdings auch in den Schotterablagerungen der deutschen Alpen die Spuren einer dreifachen Vergletscherung zu erkennen glaubt, nahm zuerst für Norddeutschland ebenfalls eine solche an, gab jedoch später zu, dass der Beweis dafür noch erbracht werden müsste?). In der That liegt bei der wechselvollen Ausbildung unseres Unteren Diluviums, dessen Schichtenfolge nach

) G. De Gerer, Om den skandinaviska landisens andra utbredning. Geol. Fören. Förhandlingar Bd. VII, 1884, pag. 443 ff.

?) Great Ice Age, 1877 und Prehistorie Europe, 1881.

3) Ueber die glaeialen Bildungen der nordeuropäischen Ebene. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. für 1879, Bd. XX1.

3) Die Geschiebeformation Norddeutschl. Z. d. D. geol. Ges. 1879, Bd. XXI.

5) Die Vergletscherung der deutschen Alpen u. s. w., pag. 322.

60 Die Gegend westlich der Elbniederung.

den Tiefbohrungen und den geologischen Kartirungsarbeiten lokal mannigfache Verschiedenheiten aufweist und daher nicht zu einer allgemein anwendbaren Specialgliederung desselben berechtigen kann !), vorläufig kein Grund vor, mehr als eine Interglacialzeit anzunehmen, da mehrere über einander vorkommende Geschiebe- mergelbänke im Unteren Diluvium noch nicht eben so viele Ver- gletscherungen anzuzeigen brauchen, sondern auf geringere Öscil- lationen des Eisrandes leicht zurückgeführt werden können.

Auch die Magdeburger Gegend liefert einen Beweis dafür, dass zwischen der Bildungszeit der beiden Grundmoränen die Oberfläche Norddeutschlands längere Zeit hindurch eisfrei gewesen sein muss.

Im Süden Magdeburgs zwischen der Sudenburg und Buckau befindet sich an der Westseite der Leipziger Chaussee eine schwache Bodenerhebung, auf welcher früher zwei Windmühlen standen. Auf der Ewarp’schen Karte ist daselbst ein diluvialer Kalktuff angegeben worden, was mich bewog, diese Stelle von Neuem auf- zusuchen. Die dort früher vorhandenen Aufschlüsse, welche sich auf dem Grundstücke des Herrn Steinmetzmeisters C. EBELING (Leipziger Chaussee 5cc) befanden, sind eingegangen. Nach der freundlichen Mittheilung des genannten Herrn waren dort seiner Zeit tiefe Sandgruben, welche nachher zugeschüttet worden sind. In diesen Gruben war nach seiner Angabe von oben nach unten nachstehende Schichtenfolge zu beobachten:

Elumoser Bördelöss: 22. 20.2 320,372 Gelber#Bordelosstr. a Kalkuuft Dr Fe a ee 002 0m Rother Sand

EHER, > 1 Ä Grauer Grand Ra

Der Kalktuff, welcher aus sehr dichtem, zum Theil krystalli- nischen kohlensauren Kalk besteht, wurde wegen seiner warzig- traubigen Oberflächenbeschaftenheit mehrfach in Gärten zu Grotten oder auch wegen seiner Festigkeit zu Fundamentsteinen verwandt.

') Vergleiche die Fussnote !) auf Seite 58.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 61

Nach einer von mir ausgeführten Untersuchung enthielt derselbe 95,95 pCt. kohlensauren Kalk. Von der ganzen Ablagerung waren nur noch wenige von Herrn EBELING aufbewahrte Platten vor- handen, welche mir derselbe gütigst zur Verfügung stellte. In diesen fanden sich sehr zahlreiche Conchylienschalreste in lagen- förmiger Anordnung. Die bestimmbaren Schalen gehörten der Limnaea truncatula Müll. an, eine Bestimmung, deren Richtigkeit Herr Professor VON MARTENS mir zu bestätigen die Güte hatte. Zugleich theilte mir derselbe mit, dass Limnaea truncatula sich sehr widerstandsfähig bei dem Austrocknen von Sümpfen verhalte, so dass sie häufig in kleinen austrocknenden Wasserpfützen allen von allen darin lebenden Conchylien übrig bliebe.

Fig. 6. Aufschluss auf der Strecke des Herrn DIESTEL in der Sudenburg, Leipziger Chaussee.

hls Humoser Löss. ls Gelber Löss mit kleinen Geröllen an der Basıs.

k Kalktuff. ds Unterer Diluvialsand, roth in Folge der Incrustation mit Eisenoxydhydrat.

Da mir sehr daran lag, mich durch eigene Anschauung von der Lagerung des Kalktuffes zu überzeugen, so führte mich Herr

62 Die Gegend westlich der Elbniederung.

EBELING zu einem auf dem Nachbargrundstücke, der Strecke des Herrn DiEstEL, gelegenen kleinen Aufschlusse, welchen das in Figur 6 (Seite 61) dargestellte Profil zeigt und welches sehr gut ‘mit den obigen Angaben übereinstimmt.

An der Grenze gegen den Kalktuff fanden sich hier im Börde- löss mehrere kleine nordische Geschiebe, welche ich nach Analogie der sonst in der Börde vorkommenden Aufschlüsse als die Reste einer Steinsohle ansehe. Da ich nun letztere für den Rück- stand des aufgearbeiteten Oberen Geschiebemergels halte, so muss ich dem Kalktuff ein interglaciales Alter zuweisen. Dass derselbe nicht secundär unter dem Löss durch die Entkalkung desselben und Wiederabsatz des Kalkes aus den Tagewassern entstanden sein kann, beweisen die. darin vorkommenden Conchylien. Es muss hier ein kleines offenes Becken vorhanden gewesen sein, in welches kalkhaltige Wasser hineinflossen und ihren Kalk als feinen Schlamm darin absetzten, so dass die zu Boden sinkenden Schalen der abgestorbenen Schnecken darin eingebettet werden konnten.

Ob die bei Schwanebeck unweit Halberstadt vorkommenden Kalktuffe, welche eine reiche Ausbeute fossiler Säugethierreste geliefert haben, dieselbe geologische Stellung einnehmen, ist mir leider nicht bekannt. Hinsichtlich der thüringischen Kalktuffe von Weimar und Gera ist neuerdings durch PEncKk!) deren interglaciale Stellung mit Beziehung auf das Alter des palaeolithischen Menschen eingehend erörtert worden.

Sowohl die Sande und Grande, welche beim Rückgange des Eises der ersten Vergletscherung durch die Abschmelzwasser aus den Moränen ausgewaschen wurden, als auch diejenigen, welche die Gletscherströme des zum zweiten Male vorrückenden Eises vor sich ausbreiteten und welche gemeinhin dem Unteren Diluvium zugerechnet werden, können als interglacial bezeichnet werden. Eine derartige vielleicht zwiefache Entstehung kann für die bei Hohen- warthe zwischen dem Unteren Geschiebemergel und dem Oberen Sande lagernden Diluvialsande in Anspruch genommen werden.

I) A. Prncr, Mensch und Eiszeit, Archiv für Anthropologie Bd. XV, Heft 3. Braunschweig 1884, pag. 9. Vergl. auch »Die Vergletscherung der deutschen Alpen«. Leipzig 1882, pag. 323.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 63

Die in der Magdeburger Börde zwischen Geschiebemergel und Löss sich findenden und auch in Kuppen und an Abhängen zu Tage tretenden Grande und Sande der Interglacialzeit sind durch sehr schnell und starkströmende Wasser abgelagert, welche im Stande waren, Sandbänke von oft bedeutender Mächtig- keit in verschiedenen Theilen ihres Stromgebietes anzuhäufen. Die diskordante Parallelstruktur der Sande und Grande, sowie der rasche Wechsel sehr feiner und ausserordentlich grobkörniger Schichten lässt auf den schnellen Wechsel in der Stromgeschwindig- keit des Wassers schliessen, eine Eigenschaft, welche wir sowohl an schnell anwachsenden Gebirgsbächen, vor allem aber auch an den von den Gletschern kommenden Schmelzwassern beobachten können. Die Richtung der sich zu grossen und breiten Strömen vereinigenden Fluthen scheint eine südost-nordwestliche ge- wesen zu sein, so dass die Wasser bei Hochfluth den Südabhang des Fläming überschwemmten und über die Magdeburger Börde nach Nordwest zu ihren Abfluss fanden, während das heutige Elb- bett mit den Ablagerungen der älteren Glacialzeit erfüllt war.

Kieselschiefer- und Milchquarzgerölle, wie sie das heutige Elbthal führt, finden sich in den Unteren Diluvial- sranden der Magdeburger Börde besonders zahlreich in dem südlich und südwestlich von Magdeburg gelegenen Gebiete und nehmen nach Nord zu mehr und mehr ab, doch konnte ich sie auch noch südöstlich von Neuhaldensleben in den am Forstrande auftretenden Kuppen des Unteren Diluvialgrandes beobachten. Die Fluthen müssen in dieser Periode oft ausserordentlich an- geschwollen und sehr reissend gewesen sein, denn wir finden gerade auf den höchsten Kuppen der Magdeburger Gegend die gröbsten Grande abgelagert.

Wahrscheinlich wurden diese hochgelegenen Grande abgesetzt, als das Eis der zweiten Vergletscherung bereits den grössten Theil des norddeutschen Flachlandes wieder überzogen hatte und gegen Norden einen mächtigen Stauwall bildete, so dass die Schmelz- wasser des Eises von Norden und die von den Südabhängen des mitteldeutschen Gebirgsrandes herabkommenden Gewässer in ein

verhältnissmässig enges Bett eingeschlossen wurden.

64 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Ueber die Sande und Grande schob das Eis von Neuem seine Grundmoräne fort, welche durch den Öberen Ge- schiebemergel und den ihn oft ganz und gar vertretenden Oberen Sand (Geschiebesand) repräsentirt wird. Obwohl ich in der ganzen Magdeburger Gegend nirgends einen zweiten Geschiebe- mergel beobachtet habe, der als ein Aequivalent des Oberen Geschiebe- mergels anzusehen wäre, so glaube ich trotzdem, dass derselbe dort einst vorhanden gewesen sein wird, wofür auch der Geschiebe- sand nördlich von Hohenwarthe und auf der Madelshöhe spricht.

Die an der Basis des Lösses sich findende Steinsohle ist wahrscheinlich ebenfalls als der letzte Rest eines ausge- schlämmten Geschiebemergels anzusehen, welche Ansicht auch LASPEYRES!) ausgesprochen hat. Demnach würde diese Steinsohle mit dem Oberen Geschiebesande in Parallele zu stellen sein, zu welcher Auffassung auch LAUFER bei seinen Untersuchungen der Gegend von Oönnern gekommen ist, welche in einem in dem Archiv der königlich preussischen geologischen Landesanstalt auf- bewahrten Manuscript niedergelegt sind. Gegen die Ansicht, die Steinsohle als eine besondere Driftbildung aufzufassen, scheint mir die ausserordentlich gleichmässige Verbreitung derselben zu sprechen, da sie sich fast in jedem Lössaufschlusse der Magdeburger Börde mehr oder weniger deutlich wiederfindet. Das Material der Stein- sohle ist hier ein vorwiegend nordisches; die einheimischen Ge- schiebe, welche sich in den darunter liegenden Granden ziemlich häufig finden, treten in derselben entschieden zurück. Die Blöcke erreichen zuweilen eine bedeutende Grösse (über 1 m Durchm.) und zeigen sogar in einigen Fällen noch eine deutliche Gletscher- streifung. Dies alles spricht entschieden dagegen, dass die Stein- sohle des Bördelösses nur ein Schotterabsatz sei. Auch in anderen Lössgebieten ist die Steinsohle als fluviatil umgelagerte Grund- moräne aufgefasst worden, so jüngst von UnLiG?) in der galizischen

I) Erläuterungen zur geol. Specialkarte von Preussen u. s. w., Blatt Gröbzig, pag. 10, Blatt Zörbig und Blatt Petersberg.

2) V. Uncıs, Ueber die geologische Beschaffenheit eines Theiles der ost- und mittelgalizischen Tiefebene. Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1884, 34, Bd. I, pag. 194 196.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 65

Tiefebene und im Königreich Sachsen, wo beispielsweise an vielen Stellen des westlichen Gebietes der von SAUER bearbeiteten Section Liebertwolkwitz »alle Verhältnisse darauf hinzuweisen scheinen, dass der Geschiebelehm durch eine vor die Entstehung des Lösses fallende Erosion sowohl in seiner horizontalen Verbreitung, als auch in seiner Mächtigkeit reducirt wurde«, und wo in den Er- läuterungen der Section Zwenkau von HAzAarD von dem Vor- handensein des Geschiebemergels in Gestalt einer Steinsohle ge- sprochen wird. Nach Penck |) ist das Auftreten einer Steinsohle unter dem Löss nur von secundärer Bedeutung, während KLock- MANN?) dieselbe mit den Flussschottern identificirt.

Die beim Beginn der Abschmelzung erfolgte Zerstörung des Ge- schiebemergels muss durch sehr stark strömende Wasser am Rande des abschmelzenden Eises der zweiten Vergletscherung veranlasst worden sein, da sich hier nirgends die bei der Ausschläimmung ge- bildeten Grande und Sande erhalten haben, sondern vollständig nur unter Zurücklassung des gröberen Materials entfernt worden sind.

Es bleibt mir noch übrig, meine Ansichten über die Ent- stehung der jüngsten Diluvial- Ablagerung der Magdeburger Börde, des Lösses mit seiner humosen Deckschicht, etwas näher zu entwickeln. Obwohl ich als ein Anhänger der von RIcHT- HOFEN’schen Löss-Theorie an die Untersuchung der Magdeburger Börde herantrat, so bin ich doch, ohne die Berechtigung dieser Theorie für gewisse Gebiete in Abrede stellen zu wollen, durch verschiedene Gründe dazu bewogen worden, die ursprüngliche Ablagerung des Magdeburger Bördelösses, sowie des Lösses von Norddeutschland überhaupt nicht als eine suba@rische, sondern als eine fluviatile Bildung anzusehen.

Nachdem JENTZSCH eine scharfe, sich auf petrographische Untersuchungen gründende Definition des Lössbegriftes gegeben hatte, war man berechtigt, denselben nicht nur auf die Bildungen

l) A. Perser, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1833, Bd. XXXV, pag. 892.

2) F. Krockmans, Ueber gemengtes Diluvium und diluviale Flussschotter im norddeutschen Flachlande. Jahrb. der Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1883. Berlin 1884, pag. 346.

66 Die Gegend westlich der Elbniederung.

des Rheinthales, für welche der Name Löss zuerst angewandt worden war, zu beschränken, sondern man konnte denselben auch auf alle diejenigen Bildungen ‚ausdehnen, welche auch bei dem Fehlen des Kalkgehaltes, der Lösspuppen oder der sonst für typisch gehaltenen Lössconchylien im Uebrigen die Struktur und die petrographischen Merkmale des Lösses besassen. So sind in Sachsen nach den Vorarbeiten von FALLoU und ENGELHARDT durch JENTZSCH und sodann durch die Arbeiten der sächsischen geologischen Landesaufnahme grosse Gebiete als Löss bezeichnet worden. Auch in Schlesien ist das Vorkommen von Löss durch A. ÖrTH bei Oels zu beiden Seiten der Weistritz und bei Görlitz beschrieben. Nach Westen zu schliesst sich an das sächsische Lössgebiet die Hallenser Gegend an, woselbst die Aufnahmen der preussischen geologischen Landesanstalt die Verbreitung des Lösses nachgewiesen haben. Als Fortsetzung desselben sind die Löss- vorkommen südlich und nördlich des Harzrandes anzusehen. Die Magdeburger Börde steht nach Süden zu im directen Zusammen- hange mit dem Hallenser Lössgebiete.

Was die Entstehung des Lösses betrifft, so sind die Ansichten der verschiedenen Geologen, welche sich mit demselben beschäftigt haben, noch immer sehr getheilt. In den uns hier speciell inter- essirenden Gebieten, welche als die directe Fortsetzung der Magde- burger Börde anzusehen sind, ist die Bildung des Lösses ebenfalls verschiedentlich erklärt worden. Während sich v. FrırscH in den Erläuterungen zu Blatt Teutschenthal und NEHRING bei der Beschreibung der Aufschlüsse bei Westeregeln und Thiede auf den Standpunkt der v. RicHTHOFEN’schen Lösstheorie stellen, hat LASPEYRES in den Erläuterungen zu den Blättern Gröbzig, Zörbig und Petersberg den Löss als ein durch Schlagregen aus dem Geschiebemergel entstandenes Ausschlämmungsprodukt zu erklären versucht. Gegen die letztere Annahme scheint mir die ausser- ordentliche Gleichmässigkeit des Lössmaterials sowie das voll- ständige Fehlen desselben in den nördlich gelegenen Gebieten des norddeutschen Flachlandes zu sprechen, wo ebenfalls ausgedehnte, mit Geschiebemergel bedeckte Hochflächen vorkommen und wo man, falls der Löss eine Regenbildung sein sollte, denselben

eben so gut erwarten müsste. Die durch Regenwasser zusammen-

Die Gegend westlich der Elbniederung. 67

geschwemmten Gebilde des norddeutschen Flachlandes, welche sich in Einsenkungen der Mergelplatte finden, sind von ganz anderer Beschaffenheit, da sie gewöhnlich einen sehr hohen Thongehalt besitzen.

Bereits COLLOMB, LYELL und SuEss haben die Ansicht aus- gesprochen, dass man den Löss als Gletscherschlamm, d. h. als den feinsten Detritus der von den Gletschern abfliessenden Schmelz- wasser auffassen könnte.

Auch James GEIKIEl) hat den Löss als ein Schlämmprodukt der von den Gletschern kommenden Ströme aufgefasst, der sich bei den jährlich wiederkehrenden und in manchen Gebieten sich zu seeartisen Ueberschwemmungen erweiternden Hochfluthen ab- lagerte und G. BERENDT?) hat ihn den feinsten Abhub des Gletscherschlammes genannt, welcher in Buchten eines von ihm angenommenen Meeresarmes, der sich mit den Schmelzwassern nach WNW zurückgezogen haben soll, zum Absatz gelangte. PENCK°®), welcher in dem Löss einen mehrfach umgelagerten und verwehten Flusslehm sieht, welcher allerdings von den Strömen abgesetzt wurde, die auch die Quartärgerölle ablagerten, aber trotzdem nach seiner Ansicht kein unbedingtes Zubehör zu einer Glacialformation zu sein braucht, schreibt ihm eine aöril-fluviatile Bildung zu und glaubt, dass seine Lagerungsverhältnisse nur durch die Uom- bination beider Theorien zu erklären seien.

Gegen die Voraussetzung der v. RICHTHOFEN’schen Theorie, dass der Löss als ein Verwitterungsstaub des festen Gebirges an- zusehen sei, scheint mir die so sehr gleichmässige Ausbildung des Lössmaterials zu sprechen, bei dem so mannigfachen Wechsel der Gesteine, welche sich in der Magdeburger Gegend bis zum Harz- rande finden. Nirgends zeigt die ursprüngliche Ablagerung irgend welche lokalen Modificationen, sondern sie besitzt stets ein gleich- mässiges Ansehen in der Farbe und Struktur und führt überall

ı) James Geikıe, Prehistorie Europe, Chapter IX.

2) G. Berexpr, Gletschertheorie oder Drifttheorie in Norddeutschland? Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXXI, 1879, pag. 13.

2) A. Pencx, Mensch und Eiszeit, Separat-Abzug pag. 15. Archiv für An- thropologie Bd. XV, Heft 3, 1884.

5*

68 Die Gegend westlich der Elbniederung.

kohlensauren Kalk. Wäre der Löss von den Höhen der Mittel- deutschen Gebirge durch Winde in die Magdeburger Börde hinab- geführt, so müsste derselbe in alle kleinen Einsenkungen des Terrains eingedrungen sein und würde in den Profilen oft sack- artig in die unterliegenden Schichten hineinragen. Dies ist jedoch, soweit ich die Magdeburger Börde durchforscht habe, niemals der Fall, sondern stets schneidet die Lössschicht mit ihrer Steinsohle die darunter liegenden Schichten, mögen dieselben dem Diluvium oder dem älteren Gebirge angehören, in einer scharfen, geraden Linie ab, wie dies beispielsweise Fig. 7 zur Anschauung bringt.

Fig. 7. Profil aus der Ziegeleigrube südöstlich von Gross- Wanzleben. NNO R a SSW. his il ji ih IM in II I HH ii! Il! Hl ' ill | mim

Ss

N N

=

t gs 20 Meter

his Humoser Löss.

ls Gelber Löss, mit einer Geschiebezone an der Basis (Steinsohle).

km Keupermergel, mit zwei schwarzen, kohligen Bänkchen.

Es lässt sich diese Erscheinung, meiner Ansicht nach, nur auf die Einwirkung der starkströmenden Wasser zurückführen, welche den Geschiebemergel der letzten Vereisung zerstörten und das Terrain ebneten.

Während PENcKk annimmt, dass der Lössabsatz bereits vor Eintritt der letzten Vergletscherung vollendet war, scheint mir das gänzliche Fehlen jeglichen erratischen Materials über dem Börde- löss zu beweisen, dass derselbe nicht interglacialen Ursprungs sein kann. Selbst unter der Annahme, dass das Eis der letzten

Die Gegend westlich der Elbniederung. 69

Glacialperiode die Lössgebiete nicht überzog, müssten sich doch an irgend welchen Punkten die durch die Gletscherströme ab- gesetzten Sande auf dem Löss finden.

Die von PENncKk!) stets mit besonderem Nachdruck hervor- gehobene Annahme, welche sich auf seine Untersuchungen in den deutschen Alpen stützt, dass auch der Löss Norddeutschlands die Gebiete der letzten Vergletscherung flieht und nie auf den Ab- lagerungen der letzten Vereisung, sondern überall an deren Rande auf den äusseren älteren Moränen ruht, habe ich in der Magde- burger Gegend nicht bestätigt gefunden. Ob sie für alle anderen Lössvorkommen am Rande des norddeutschen Diluviums berech- tigt ist, müssen spätere Untersuchungen noch ergeben.

F. KLockmAnN?) hat sich, was die Verbreitung des nord- deutschen Lösses und sein Vorkommen innerhalb einer von der letzten Vergletscherung freigebliebenen Randzone betrifit, der An- sicht PEncK’s angeschlossen. Jedoch hält KLockMAnN den Löss für Gletscherschlamm und sieht in ihm das Altersäquivalent des Oberen Geschiebemergels. Die Zeit der Entstehung des ersteren verlegt er in »den ganzen Zeitraum, der zwischen der grössten Aus- dehnung der letzten Eisbedeckung und deren völligem Ver- schwinden aus Norddeutschland lag«. Die Lössbildung und ihr Vorkommen in beträchtlicher Höhe ist nach ihm bedingt durch die im Norden vorlagernde Eisbarre der letzten Vergletscherung, welche die aus dem Süden kommenden Ströme und Flüsse, sowie die eigenen Schmelzwasser in der durch den Südrand des Eises und den Nordrand der mitteldeutschen Gebirge geschaffenen Niederung zu beträchtlicher Höhe aufstaute und durch die Reaction der mit schlammigen Theilen beladenen Schmelz- und Flusswasser auf einander, sowie deren Ausdehnung in dem breiten Becken des

heutigen Lössvorkommens.

1) Die Vergletscherung der deutschen Alpen u. s. w. 1852, pag. 322 u. 328. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1833, Bd. XXXV, pag. 394. Mensch und Eiszeit, Archiv für Anthrop. Bd. XV, Heft 3, 1884.

2) F. Krockmans, Die südliche Verbreitungsgrenze des Oberen Geschiebe- mergels und deren Beziehung zu dem Vorkommen der Seen und des Lösses in - Norddeutschland. Jahrb. der Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1883. Berlin 1884.

70 Die Gegend westlich der Elbniederung.

E. LAurER, welcher in dem bereits auf Seite 64 erwähnten Manuscripte die Steinsohle mit dem Decksande gleichstellt, hält den Löss selber für jünger, als den ersteren.

Meiner Ansicht nach fällt die Lössbildung in die letzte Zeit der zweiten Vergletscherung, in den Beginn der grossen Abschmelzperiode des Inlandeises!), Wie weit dasselbe bei seiner letzten Ausdehnung das norddeutsche Flachland bedeckt hat, lässt sich für die verschiedenen Randgebiete desselben nur durch eingehende Forschungen an Ort und Stelle feststellen, denn die von KLOCKMANN nach den vorhandenen Literaturnachrichten gezogene Grenzlinie des Oberen Diluvialmergels, welche westlich der Oder bis zur Nordsee durch die grosse Niederung des Baruther und unteren Elbthales gebildet werden soll, fällt nach meiner Auf- fassung keineswegs auch »nur angenähert«, wie KLOCKMANN meint, mit der Südgrenze der jüngsten Vereisung Norddeutschlands zusammen. Es ist dabei meiner Ansicht nach die Gleichwerthigkeit des Oberen Geschiebesandes (Decksandes) mit dem Oberen Diluvialmergel und die zerstörende Einwirkung der Abschmelzwasser auf den letzteren zu sehr ausser Acht gelassen worden, welche Einwir- kung um so intensiver sein musste, je kleiner beim Beginn der Abschmelzperiode das von den Wassern überfluthete Gebiet war. Daher erscheint es ganz natürlich, wenn der Obere Mergel in den Randgebieten der norddeutschen Glacialformation dort, wo er zur Ablagerung gekommen war, nicht mehr angetroffen, sondern aus- schliesslich durch den Geschiebesand vertreten wird, da wir hier das zu finden erwarten müssen, was PENCK?) mit dem treffenden, von ihm allerdings auf die äussere (ältere) Moränenzone in Süd- bayern angewandten Ausdruck »verwaschene Moränenlandschaft« bezeichnet hat. Eine derartige Landschaft stellt wahrscheinlich auch theilweis der nordwestliche Theil?) des norddeutschen Flach-

!) Vergl. das Referat über meinen Vortrag im Tageblatt der 57. Versamml. d. Naturf. u. Aerzte. Magdeburg 1884, pag. 314 317.

?) Die Vergletscherung der deutschen Alpen. Siehe die Gletscherkarte von Südbayern.

®) Vergleiche meine Mittheilung in der Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. für 1582, Bd. XXXIV, pag. 58S ff.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 71

landes dar, welcher durch seine mehr ebene, meist aus Sanden zusammengesetzte Oberfläche sich in charakteristischer Weise von dem östlichen Flachlande unterscheidet und dem planirenden und ausschlämmenden Einflusse der Schmelzwasser jedenfalls ganz besonders ausgesetzt war.

Nachdem sodann die starkströmenden Fluthen die Grund- moräne des zurückschmelzenden Inlandeises zerstört und als Residuum die Steinsohle zurückgelassen hatten, stauten sie sich allmählich durch den immer reichlicher werdenden Zufluss der Schmelzwasser zwischen dem mit der heutigen Elbniederung un- sefähr parallel laufenden Eisrande, der nördlich von Barleben nach Westen umbog und so eine Bucht gebildet zu haben scheint, und dem Nordabhange des Harzes zu einer gewaltigen Hochfluth an, welche wahrscheinlich nur die höheren Punkte des subherzynischen Vorstufenlandes unbedeckt lies. In Folge ihrer grossen Aus- dehnung und des sie im Norden und Nordwesten am Abfluss hindernden Eises war ihre Stromgeschwindigkeit eine sehr lang- same und gleichmässige, so dass ihr Sediment ein nur geringe Verschiedenheiten der Korngrösse aufweisendes Produkt sein musste. Die feinsten Theile des Materials konnten jedoch nur in geringerem Maasse zum Absatz gelangen, daher der nur geringe Thongehalt des Lösses.

Hätte der Eisrand östlich der heutigen Elbe beträchtlich weiter zurückgelegen, etwa nach der Annahme KLOcKMANN's, welcher ebenfalls die aufstauende Wirkung der Eisbarre hervor- hebt, jenseit des Fläming, den die Moräne der jüngsten Vereisung nicht mehr erreicht haben soll, dann müsste sich auch auf dem mit der Börde correspondirenden Diluvialplateau des rechten Elb- ufers noch Löss nachweisen lassen, da die Hochfluth naturgemäss auch diese Gegend überschwemmt haben würde, was aus den Höhenangaben in der beigefügten Uebersichtskarte klar zu ersehen ist. Denn wenn auch die Abdachung des Terrains nach der heutigen Elbniederung schon vorhanden gewesen sein muss, so konnten doch weder die Höhen bei Hohenwarthe, noch viel weniger das flache Thalgehänge südlich davon den Fluthen ein Hinderniss bieten, welche in der Börde bis zu mindestens 400 Fuss angestiegen

72, Die Gegend westlich der Elbniederung.

sind. Dasselbe gilt von den Höhen nördlich des Lössgebietes, so dass wir auch hier den Eisrand als Grenzwall betrachten müssen. Ob die Höhen im Westen der Börde, die sich bis zu 560 Fuss erheben, den Wassern ein nicht übersteigbares Hinderniss boten, können erst umfangreichere Untersuchungen ergeben.

Als der Eisrand durch Abschmelzen immer weiter zurück- wich und besonders im Nordwesten den Schmelzwassern nicht mehr hindernd in den Weg trat, da musste meiner Ansicht nach der Lössabsatz bald gänzlich aufhören, da die Voraussetzung für denselben, die langsam und gleichmässig strömende mit feinem Gletscherschlamm erfüllte Hochfluth, welche jetzt einen leichteren und schnelleren Abfluss nach Nordwesten zu fand, nicht mehr vorhanden war.

Aus diesem Grunde kann die Lössbildung nicht während der ganzen Abschmelzperiode, wie KLOCKMANN annimmt, fortgedauert haben, da der sich immer weiter zurückziehende Eisrand bald nicht mehr die Stelle eines nördlichen Thalgehänges für die Löss führenden Wasser vertreten konnte.

Die obigen Ausführungen scheinen mir das Resultat zu er- geben, dass der Bördelöss mit seiner Steinsohle ein Alters- äquivalent des Oberen Geschiebesandes ist, dass jedoch der Absatz des ersteren der Hauptsache nach bereits voll- endet war, als sich letzterer unter dem denudirenden Einflusse der Schmelzwasser in den nördlicheren Gebieten des norddeutschen Flachlandes aus dem Oberen Geschiebemergel zu bilden begann.

Die deutliche Absonderung des Lösses an seiner Basis in ver- schiedene durch feinen Sand getrennte Bänke, wie ich sie an zwei Punkten bei Ebendorf und Schnarsleben beobachtete, kann nur durch strömendes Wasser bewirkt sein. Das Material des Lösses ist vorwiegend aus dem am Eisrande aufgearbeiteten Geschiebe- mergel und dem durch die Schmelzwasser reichlich hinzugeführten Gletscherschlamm hervorgegangen, mischte sich jedoch aufs Innigste mit dem Verwitterungsschlamm des älteren Gebirges, denn auch die von den deutschen Mittelgebirgen kommenden Wasser trugen zur Vermehrung der Hochfluth bei.

Der kohlensaure Kalk, welcher als ein feiner Ueberzug jedem Körnchen des Lösses anhaftet, ist meiner Ansicht nach nicht als

Die Gegend westlich der Elbniederung. 73

ein chemischer Niederschlag aufzufassen, da sein Kalkgehalt viel zu hoch ist, als dass er in den Hochfluthen aufgelöst gewesen sein könnte. Ausserdem zeigen sich unter dem Mikroskop keine Kalkspathrhomboöder. Es scheint mir viel wahrscheinlicher, dass der zerstörte Geschiebemergel, welcher den Kalk gerade in feinster Vertheilung besitzt, sowie auch die reichlich vorhandenen kalk- haltigen Bildungen des älteren Gebirges den fein zerriebenen Kalkstaub lieferten, welcher die Lösskörnchen bei ihrem Absatze überzog.

JENTZSCH !) hat den Löss des Elbthales als einen bei Hoch- fluthen der Elbe abgesetzten Schlamm aufgefasst, was mir jedoch mit dem hohen Kalkgehalt desselben nicht im Einklange zu stehen scheint. Die ausgedehnten Schlickabsätze, welche sich in der Elbniederung finden, sind stets von anderer petrographischer Beschaffenheit als der Löss. Sie sind kalkfrei und besitzen einen verhältnissmässig hohen Thongehalt, welcher dem Löss fehlt.

Hiermit stimmt eine Beobachtung von G. BıscHor?) überein, welcher die schwebenden Theile der Elbe bei Hamburg unter- suchte und dabei fand, dass dieselben hellbraun aussahen und mit Säuren nicht im mindesten aufbrausten. Zu einer näheren chemi- schen Untersuchung war die Menge der erhaltenen schwebenden Theile leider zu gering. Darum ist es auch eine irrthümliche Bezeichnung von JENTZSCH, wenn er behauptet, dass die Elb- wasser noch jetzt »Löss« führen (S. 78) und dass sich ihre heutigen Absätze nicht vom älteren Löss unterscheiden.

Man hat oft das Fehlen jeglicher Schichtung als Beweis gegen den fluviatilen Ursprung des Lösses angeführt, doch kann, wie bereits M. FrscA°) sehr klar ausgeführt hat, eine Schichtung nur dann eintreten, wenn sich die Stromgeschwindigkeit des Wassers stetig ändert. Ein Hinweis auf den in der Magdeburger Elbniederung abgelagerten meist völlig ungeschichteten Schlick zeigt wohl am besten, dass fluviatile Absätze keineswegs immer geschichtet zu sein brauchen. Noch einen Beweis möchte

1) Ueber das Quartär der Gegend von Dresden u. s. w., pag. 75 ff. 2) Lehrb. der chem. und physikal. Geologie. 1. Aufl. 1355, Bd.II, pag. 1557. 3) Die agronomische Bodenuntersuchung und Kartirung u. s. w. Berlin 1379,

pag. 69 u. 70.

74 Die Gegend westlich der Elbniederung.

ich für die fluviatile Natur des Magdeburger Lösses anführen. Es ist dies seine sich ausserordentlich gleichbleibende Mächtigkeit. Nirgends finden sich Anschwellungen, sondern der Löss legt sich als eine gleichmässige Decke auf die unterliesenden Schichten. Das wellige Terrain der Börde ist nicht durch die verschiedene Mächtigkeit des Lösses bedingt, sondern wird hervorgerufen durch die Aufragungen des älteren Gebirges oder durch das Anschwellen des Unteren Diluvial-Sandes und -Grandes, welcher in Kuppen den Löss durchbricht.

Was die humose Schicht betrifit, welche stets die obere Decke des Lösses bildet, so glaubte GIRARD!) hier zwei durch ver- schiedene Entstehungsursachen gebildete Absätze unterscheiden zu können, indem er den gelben Löss als den Verwitterungsstaub des älteren Gesteins, den schwarzen Boden dagegen als eine am Meeresstrande entstandene Schlickbildung ansah, dessen Humus- gehalt hauptsächlich von verfaulenden Tangarten und zersetzten Meeresthieren herrühren sollte. Zur Annahme einer nachträglichen Meeresbedeckung der Magdeburger Gegend fehlt jeglicher Anhalt. Nehmen wir vielmehr an, dass der Bördelöss ein durch Hoch- fluthen abgesetzter Gletscherschlamm ist, so musste nach dem Zurückschmelzen des Eises eine Zeit eintreten, wo die Wasser sich verliefen und der grössere Theil der Magdeburger Börde trocken gelegt wurde.

NEHRING hat auf Grund der von ihm bei Thiede und Wester- egeln nachgewiesenen Faunen, welche sich auf drei Etagen ver- theilen, drei verschiedene Perioden abzuleiten versucht, eine sehr kalte, arktische, eine darauf folgende mit subarktischem Steppen- klima und eine dritte, deren gemässigtes Klima die Waldvegetation begünstigte. NEHRING’s erste Periode fällt meiner Ansicht nach in die Zeit der Vergletscherung, als das sich zurückziehende Inlandeis noch den grössten Theil Norddeutschlands bedeckte und ein arktisches Klima bedingte. Die Reste der am Eisrande lebenden arktischen Thiere wurden in die untersten Schichten ein- geschwemmt. Auch NEHRING hat auf den entschieden fluviatilen Ursprung der untersten Schichten bei Thiede mit rein arktischer

!) Norddeutsche Ebene, pag. 121.

Die Gegend westlich der Elbniederung, 75

Fauna mehrfach hingewiesen. Auf dem fruchtbaren Boden der nach und nach trocken gelegten Börde entfaltete sich sehr bald eine üppige Grasvegetation, es entstand eine Steppe, über deren Bewohner wir durch die von NEHRING!) aufgefundenen charakteristischen Steppenthiere, in Betreff deren ich auf seine Schriften verweisen muss, Kenntniss erlangt haben. Die Gräser dieser Steppe lieferten den Humus des Lösses und durchdrangen mit ihren feinen Faserwurzeln den Untergrund, welcher dadurch die dem Löss eigenthümliche, röhrige Struktur erhielt. Dass nach Trockenlegung des Lössgebietes V.erwehungen des feinstaubigen Lössmateriales stattfinden konnten, scheint mir sehr wahrscheinlich und so mag ein grosser Theil der von NEHRING aufgefundenen Knochenreste durch Staubstürme eingeweht worden sein. Während die gelbe Lössschicht im Allgemeinen als völlig steinfrei bezeichnet werden muss, finden sich in der humosen und zwar vorwiegend in dem oberen Theile derselben verschiedentlich kleine Gerölle von Haselnuss- bis Wallnussgrösse. Man findet diese Geröllbestreuung vorzugsweise in den niedrigen Lössgebieten westlich der Neuen Neustadt, in der Gegend zwischen Barleben und Ebendorf. Sehr wahrscheinlich ist dieses Gebiet in der Alluvialzeit nochmals bei Hochfluth von den Elbwassern über- schwemmt worden, denn die Gerölle bestehen vorwiegend aus Milchquarzen, Kieselschiefern und gelben Feuersteinen, die noch jetzt, wie schon mehrfach hervorgehoben, die hauptsächlichsten Gesteine des Elbkieses bilden. Auch in der Umgebung der den Löss durchragenden Grandkuppen ist oft durch spätere Herab- führung, sei es durch den Pflug oder durch Regengüsse, eine Vermischung des Grandes mit dem Löss eingetreten. Der humose Löss zeigt in solchen Gebieten oft eine sandige Ausbildung, während der ihn unterlagernde gelbe Löss feinstaubig ist. In anderen Gebieten dagegen, wo die kleinen Gerölle in der Ober- krume fehlen, wie z. B. in der nächsten Umgebung von Olven-

1) Vergl. A. Neuersg, Die quatern. Faunen von Thiede und Westeregeln. Arch. f. Anthropol. Bd. X, pag. 359; Bd. XI, pag. 1. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., 1880, pag. 468. Verhandl. d. Berl. anthropol. Ges., 1882, Heft 4. Kosmos Bd. VII, 1883, pag. 173. Geol. Magazine, Dec. Il, Vol. X, pag.5l, 1883.

76 Die Gegend westlich der Elbniederung.

stedt zeigt der humose Löss ganz dieselbe Körnung wie der gelbe und giebt sich durch das Fehlen des Kalkgehaltes als ein Verwitterungsprodukt des letzteren zu erkennen. Ein Profil, welches diese Verwitterung in ihren verschiedenen Stadien sehr deutlich zeigte, fand sich bei Schnarsleben, nördlich vom Orte. Es fanden sich daselbst von oben nach unten folgende, sich leb- haft in ihren Farben von einander unterscheidende Schichten:

a. Humoser Löss, nach unten zu durch Abnahme des Humus-

gehaltes heller werdend, 13 dem mächtig. j b. Humusfreier, entkalkter Löss von dunkelgelber Farbe, 4 dem mächtig.

c. Weissgelber, sehr kalkhaltiger Löss, 3 dem mächtig.

d. Hellgelber Löss von gewöhnlicher Beschaffenheit. Das Liegende war nicht aufgeschlossen.

Die durch die Atmosphärilien bewirkte Entkalkung, welche ganz dem Bildungsprocesse von lehmigem Sande und Lehm aus dem Geschiebemergel entspricht, erstreckte sich nicht nur auf die humose Deckschicht, sondern reichte noch 4 dem tiefer hinab. Der dieser Schicht entzogene Kalk setzte sich zum Theil wieder in der Schicht c ab, welche sich durch ihren hohen Kalkgehalt auszeichnet. Wenn hier die Grenze zwischen dem entkalkten und kalkhaltigen Löss als eine gerade Linie erscheint und nicht in einer unregelmässisg welligen, wie zwischen dem Geschiebelehm und Geschiebemergel verläuft, so liegt dies an der Gleichmässigkeit des Lössmateriales, welches von den Tagewassern in ganz gleich- mässiger Weise durchdrungen wurde.

Die in der Schicht a. beobachtete Abnahme des Humus- gehaltes nach unten zu, eine Erscheinung, die sich auch sonst in den Lössaufschlüssen zeigte, beweist deutlich, dass die Humificirung durch Verwesung von Resten dort gewachsener Pflanzen ent- standen ist und dass nicht eine besondere humose Schicht, wie GIRARD meinte, daselbst abgelagert wurde. Besonders deutlich zeigte sich die Abnahme des Humusgehaltes nach unten zu in einer südlich der Stadt Seehausen gelegenen Grube, woselbst nachstehendes Profil von mir beobachtet und Proben zur Unter- suchung aus 2, 5 und 10 dem Tiefe entnommen wurden.

Die Gegend westlich der Elbniederung.

Ur

Schichtenfolge in der Grube S Seehausen nahe

der Stadt.

Humoser Bördelöss Gelber Bördelöss

(Mit wenig entwickelter, aus verein-

10 dem 2 0,6 » zelten kleinen Geschieben bestehender Steinsohle.) Thon (nach unbestimmten

Oligocäner EwALD

Alters).

Die humose Schicht war zu oberst in feuchtem Zustande tief- schwarz, ging dann allmählich in eine braunschwarze Farbe über und erschien zu unterst gelbbraun. Wenn schon hieraus die Ab- nahme des Humusgehaltes zu erkennen war, so erhielt diese That- sache erst durch die chemische Untersuchung die zahlenmässige Bestätigung.

Humus-!) und Glühverlustbestimmung. Profil des

humosen Bördelösses bei Seehausen.

Tiefe der Probe- | Gefundene Kohlen-

; Hieraus berechneter |

entnahme von der säure Humusgehalt lalverlasi

Oberfläche pCt. pCt. pCt.

1. Bestimmung 6,085 | 1. Bestimmung 2,86

2 dem a » 6,02 | 2. » 2,83 Mittel 6,05 | Mittel 2,85 5,38

|

l. Bestimmung 4,93 | 1. Bestimmung 2,32

3 dem 2. » 4,35 | 2. » 2,05 Mittel 4,64 Mittel 2,19 4,54

1. Bestimmung 1,39 | 1. Bestimmung 0,39

10 dem 2: » 2132. » 1.05 Mittel 2,05 Mittel 0,96 3,56

Durch Oxydation mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure der bei 110°C, getrockneten Substanz.

78 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Der bereits erwähnten Ansicht Orrtm’s, dass die Schwarzerde überall lokal erklärt werden müsse, kann ich mich nicht anschliessen. Vielmehr scheint sie, wie dies auch JAMES GEIKIE annimmt, welcher sie zu dem Löss rechnet, an eine bestimmte geologische Bildung gebunden zu sein. Auch die Schwarzerden Russlands entstanden nach meiner Auffassung durch Humificirung einer zuerst als typischer kalkhaltiger Löss abgesetzten Ablagerung.

Die Humificirung der Oberkrume, welche auch ich, ebenso wie ORTH, an den Schluss der Diluvialperiode verlegen möchte, scheint zu dieser Zeit zwar vorwiegend in den Lössgebieten statt- gefunden zu haben, beschränkt sich jedoch nicht ausschliesslich auf dieselben. So kommt beispielsweise in der Umgebung des Hohen Kniel unmittelbar am Rande der typischen Bördebildungen ein tiefschwarzer humoser Boden vor, welcher dort von einem geröllführenden gelben fetten Lehm (Gerölllehm) unterlagert wird.

Die chemische Untersuchung ergab folgendes Resultat:

Oberkrume vom Acker an der Westseite des Sauren Holzes.

Humus-!) und Glühverlustbestimmung der bei 110°C. getrockneten

Substanz. Gefundene Kohlensäure | Hieraus berechneter Humusgehalt Glühverlust pCt. pCt. pCt. 1. Bestimmung 6,69 | l. Bestimmung 3,12 > » el %o » 3,99 Mittel 6,87 | Mittel 3,23 | 55

Auch aus der Gegend von Mewe wird von BERENDT und ORTH ein Boden erwähnt, welcher mit der Schwarzerde übereinstimmen soll. Nach JENTZSCH ?) überzieht derselbe das sich bis zu 100 Fuss über dem Weichselthale erhebende Diluvialplateau als eine schleier- artige im Durchschnitt 0,5 »» mächtige Decke und wird fast regel- mässig von schwerdurchlässigem Diluvialmergel unterlagert.

') Siehe die Anmerkung S$. 77.

?) Jahrbuch der Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1883. Berlin 1884, pag. 64.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 79

Der Lössboden der Magdeburger Börde in landwirthschaft- licher Hinsicht.

Die Magdeburger Börde gehört zu den fruchtbarsten und gesegnetsten Landstrichen unseres preussischen Staates und ist durch die mehr als tausendjährige intensive Cultur in ein wahres Gartenland umgewandelt worden. Wie hoch der Werth ihres Bodens zu veranschlagen ist, geht am besten daraus hervor, dass der Grundsteuerreinertrag für Ackerland in den auf dem rechten Elbufer gelegenen beiden Jerichower Kreisen im Durchschnitt 15 Mark pro Morgen, dagegen in den Kreisen Calbe, Wanzleben und Wolmirstedt 24 Mark beträgt!). Sucht man nach den Ursachen, welche die ausserordentliche Fruchtbarkeit der Börde bedingen, so sind dieselben theils auf geographische, theils auf geolo- gische Verhältnisse zurückzuführen.

In geographischer Beziehung ist es, abgesehen von den günstigen klimatischen Bedingungen, welche die Börde auch mit anderen Landstrichen theilt, einmal ihre verhältnissmässig be- deutende Höhenlage, durch welche sie vor den innerhalb der fruchtbaren Gebiete der Elbniederung oft so verheerend wirkenden Elbüberschwemmungen geschützt ist, andererseits aber auch die flachwellige und doch dabei weitausgedehnte und daher bequem zu bestellende Ackerflächen liefernde Oberflächengestalt, welche ausserdem den leichten Abzug der Grundwasser ermöglicht.

In geologischer Hinsicht sind es sowohl die Lagerungs- verhältnisse, als auch die petrographisch-chemische und besonders die mechanische, für die physikalische Beschaffenheit des Bodens vor allen Dingen maassgebende Zusammensetzung des Bördebodens, welche denselben so vortheilhaft auszeichnen.

Wie im Vorhergehenden gezeigt, treten innerhalb der Börde vorwiegend Sande und Grande des Unteren Diluviums als tieferer Untergrund des Bördelösses mit seiner humosen Verwitterungsrinde

ı) Vergl. v. Naruusıus, Die landwirthschaftlichen Verhältnisse der Umgegend von Magdeburg in der Festschr. für die Mitgl. und Theiln, der 57. Versamml, deutsch. Naturf. u. Aerzte. Magdeburg 1884, pag. 155.

80 Die Gegend westlich der Elbniederung.

auf und diesem Umstande ist es zu danken, dass der Boden, ab- gesehen von den muldenartigen Einsenkungen, nicht durch Unter- grundsfeuchtigkeit zu leiden hat. Die durchlässigen Schichten wirken wie eine natürliche Drainage und machen daher alle künst- lichen Entwässerungsanlagen überflüssig, wie sie bei den Lössböden des Königreichs Sachsen erforderlich werden, wenn dieselben bei nicht genügender Mächtigkeit der Lössdecke undurchlässigen Geschiebelehm als Untergrund besitzen.

Was die petrographisch - chemische Zusammensetzung des Bördelösses anlangt, so ist die Fruchtbarkeit desselben nicht durch den Gehalt an Pflanzennährstoffen bedingt, welcher nur gering zu nennen ist, sondern durch die humose Beschaffenheit der im Durchschnitt einen halben Meter Mächtigkeit besitzenden Ober- krume, denn in Folge dieses Humusgehaltes wird das beim Löss- boden verhältnissmässig geringe Absorptionsvermögen für Pflanzen- nährstoffe etwas vermehrt und ausserdem durch die schwarze Farbe die besonders im Frühjahr zur Hervorrufung einer üppigen Vege- tation nöthige Erwärmung des Bodens sehr begünstigt. Unter der humosen Oberkrume folgt meist schon unmittelbar oder nur in geringer Tiefe der kalkhaltige Bördelöss, so dass die tiefwurzelnden Culturgewächse den Kalkgehalt desselben noch zu nutzen ver- mögen. Andererseits hat man auch schon vielfach der Kalkarmuth der humosen Oberkrume durch eine Mergelung abzuhelfen ver- sucht.

Dass der Werth eines Bodens nicht immer von einer ein- zigen Eigenschaft desselben abhängig ist, sondern auf dem Zu- sammenwirken der verschiedensten Factoren beruht, dafür liefern die von mir ausgeführten Absorptionsbestimmungen einen Beweis, welche zeigen, dass der wegen seiner Fruchtbarkeit berühmte Bördelöss doch keine sehr hohe Absorptions- fähigkeit für Pflanzennährstoffe besitzt.

Die Absorptionsversuche wurden nach Knor !) mit einer Sal- miaklösung ausgeführt, welche bei ihrer Zersetzung für je 100 cem Flüssigkeit 100 ccm Stickstoff bei 0% C. und 760 mm Luftdruck

1) Landw. Vers. -Stat. XVII, 85.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 81

lieferte. Die Absorptionsgrösse ist nach Knor der Verlust an Stickstoff? in ccm, welchen 200 ccm Salmiaklösung obiger Con- centraktion bei Berührung mit 100 gr Feinerde (nach Knor Boden durch ein Drahtnetzsieb mit 400 Oeffnungen per OJem gegeben) erfahren. Die Zersetzung der Salmiaklösung geschah in dem von WAGNER!) verbesserten Knop’schen Azotometer mittelst einer Lö-. sung von unterbromigsaurem Natron. Bei der Maassbestimmung des Stickstoffs wurde die Dierricm’sche?) Absorptionstabelle be- nutzt und das Volumen auf 0°C. und 760 mm Luftdruck unter Berücksichtigung der Tension des Wasserdampfes reducirt. Da die angewandten Bodenproben nur wenige Körner über 0,5 mm Durchmesser besassen, so konnte der Gesammtboden direct zu den Versuchen benutzt werden.

Absorptionsversuche mit Bördelöss nach KnoPr’scher

Methode. Absorptionscoeffhicient: ch e Cubikcentimeter Fundort Bchnungde Stickstoff in trock- entsprechend Bodens nem Zustande bei | Stickstoff in Milli- C. und 760 mm | De Barometerstand en S ash Humoser Löss . BE (Oberkrume) 53,0 66,579 non Humus 2,66 pCt. Grandgrube bei Humoser Löss dem Bahnhofe (Aus 4 dem Tiefe) 50,0 62,310 Langenweddingen | Humus 1,78 pCt. e Humoser Löss un a onemer) 29,2 36,681 SS Humus 1,54 pCt. Grube im Dorfe Gelber Löss : 9.76 Hundisburg O (Aus Am Tiefe) 22,0 a Grandgrube bei Re dem Bahnhofe ( N N all | 39,068 Langenweddingen sl |

!) Zeitschr. f. analyt. Chem. XIII, 383. 2) Ibid. V, 40.

Die Gegend westlich der Elbniederung.

& DD

Aehnliche Zahlenwerthe erhielt Kor!) bei den Absorptions- versuchen mit sächsischen Lössböden, wie dies nachstehende

Zusammenstellung zeigt:

Tiefe.der Probe: Absorptionseoöfficient: Cubikcentimeter | entsprechend Milli-

Enlnahme Stickstoff ı gramm Stickstoff Zwei Lössböden 6 Zoll | 54 67,835 der Flur Röthgen Br 1 2 bei Regis 30 Zoll | 44 55,273 6 Zoll | 39 | 48,992 30 Zoll | 62 77,984

RussischeSchwarzerden, welche aus verschiedenen Orten des Schwarzerdedistrietes stammten und alle bis zu fast 95 pCt. aus Feinerde (unter 0,5 mm Durchm.) bestanden, deren Hauptmasse unter dem Mikroskop als kleine Quarzkörnchen und Splitter zu erkennen war (einige enthielten Kalkschalen), ergaben nach Knop’s 2) Bestimmungen folgendes Absorptionsvermögen :

Absorptionsco£ffhicient: Cubikeentimeter Stickstoff

Russische Schwarzerde No. 1 . . . . 50 ae > RA le 5 » » Se EN » » a

Die bei weitem grössere Anzahl sämmtlicher von KnoP ge- prüfter Feinerden hatte eine mittlere Absorption von 40—70. 5 für ungenügend, die von

Er bezeichnet Absorptionen von 0 5—10 für genügend, während die von 10 zu 10 weiter fort- schreitenden den Werth des Bodens mehr und mehr erhöhen. Fesca®) hat durch eingehende Untersuchungen gezeigt, in welchem Zusammenhange die Absorptionsfährgkeit eines Bodens

ı) W. Kxor, Die Bonitirung der Ackererde, Leipzig 1871, pag. 102.

2) Ibid. pag. 45.

3) M. Fusca, Beiträge zur agronomischen Bodenuntersuchung und Kartirung. Berlin 1832.

Die Gegend westlich der Elbniederung. 83

mit der mechanisch - petrographischen Zusammensetzung desselben steht, indem er die Absorption des Staubes und der Feinsten Theile bei verschiedenen Bodenarten bestimmte und dabei fand, dass die die Absorptionsfähigkeit bedingenden Bestand- theile des Bodens ihrer Hauptmasse nach in den Fein- sten Theilen enthalten sind. Dies erklärt zum Theil das nicht bedeutende Absorptionsvermögen des Bördelösses, bei wel- chem, wie dies die allerdings bisher nur vom selben Löss vor- liegenden mechanischen Analysen zeigen, der Staubgehalt ganz be- deutend prävalirt. Zugleich ergab die chemische Untersuchung (vergl. Seite 35) einen nicht bedeutenden Gehalt an plastischem Thone und an zersetzten zeolithartigen Mineralien, welche das Absorptionsver- mögen des Bodens im Wesentlichen bedingen sollen. Die weiter unten mitgetheilte Absorption des Schlickbodens aus der Elbniede- rung beträgt in Folge des hohen Thongehaltes: 117,5.

Aus den Absorptionsversuchen ergiebt sich als praktisches Resultat, dass es zu empfehlen ist, dem Lössboden eher eine häu- figere als zu reichliche Düngung zu Theil werden zu lassen, da sonst ein grosser Theil der Pflanzennährstoffe unbenutzt in den Untergrund hinabgeht.

Man kann in der Börde die Beobachtung machen, dass nach einem Regen der Boden sehr schnell eine weiche und schlammige Beschaffenheit annimmt, so dass Feldwege oft ganz unpassirbar werden. Aber eben so schnell ist oft schon am anderen Tage die Oberfläche wieder abgetrocknet und das Wasser hat sich völlig verlaufen. Diese Eigenschaft ist, abgesehen von den günstigen Untergrundverhältnissen, durch die mechanische Zusammensetzung des Lössbodens bedingt, wie sie oben durch Analysen näher er- läutert wurde. Der Löss ist ausserordentlich leicht vom Wasser durchdringbar, hält jedoch in Folge seiner feinerdigen Beschaffen- heit und seines wenn auch nur geringen Thongehaltes ein ent- sprechendes Wasserquantum selbst in trocknen Sommern zurück. Durch seine poröse Struktur besitzt er ausserdem eine bedeutende _ Capillarität, welche ihn befähigt, das Untergrundwasser in ge- nügender Menge wieder aufzusaugen, so dass der Boden im Allge- meinen nicht an Dürre leidet. Sodann ist er in Folge seiner

84 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Porosität für die Luft leicht durchdringbar, so dass sich die che- mischen Vorgänge in seiner Oberkrume weder zu träge noch zu schnell vollziehen.

Aus den bisher vorliegenden Untersuchungen scheint sich mir in agronomischer Hinsicht das Resultat zu ergeben, dass der Bördeboden seine Fruchtbarkeit vorwiegend seiner mechanischen Zusammensetzung, seinem lössartigen Cha- rakter verdankt, dagegen weniger seinen chemischen Bestand- theilen, da weder sein Gehalt an Pflanzennährstoffen, noch sein

Humusgehalt ein hoher zu nennen ist.

Das Alluvium in der Magdeburger Börde.

Die jüngsten dem Alluvium zugehörigen Ablagerungen, deren Bildung bis in die Jetztzeit hinabreicht, finden sich in der Börde ausschliesslich in den durch das wellige Terrain hervorgerufenen Einsenkungen. Im Allgemeinen sind es nur unbedeutende und schmale, auf der im Maassstabe 1:200000 beigegebenen Ueber- sichtskarte oft kaum zum Ausdruck zu bringende Rinnen, in wel- chen die jungalluvialen Absätze als Begleiter kleiner Wasserläufe auftreten. In Folge der grossen Durchlässigkeit des Bördelösses und seines Untergrundes schwellen diese sonst ganz unbedeutenden und im Hochsommer zuweilen völlig austrocknenden Bäche nach mehrtägigem Regen oft ausserordentlich an, so dass beispielsweise die sonst so harmlose Schrote schon mehrfach Ueberschwem- mungen in der Neustadt hervorgerufen hat. Den Zuckerfabriken in der Börde, welche auf diese kleinen Bachläufe angewiesen sind, fehlt es oft in trocknen Jahren an dem zum Betriebe nöthigen Wasserquantum, so dass sie zu mehrmaliger Benutzung der durch ein Gradirwerk gereinigten Abwässer gezwungen sind.

Was die petrographische Zusammensetzung der in den kleinen Rinnen zum Absatz gelangten Alluvionen anlangt, so bestehen sie aus dem Materiale, welches durch die Atmosphärilien von den Gehängen herabgeschlämmt worden ist, also in der Börde zum

Die Gegend westlich der Elbniederung. 85

grössten Theile aus humosem Löss, bei welchem in Folge der feuchten Lage die Humificirung noch weiter fortgeschritten ist. Ausserdem haben die aus der kalkhaltigen gelben Lössschicht kommenden und mit doppeltkohlensaurem Kalk gesättigten Tage- wässer den Kalk in den Rinnen zum grössten Theile wieder ab- gesetzt, so dass sich ein Moormergel gebildet hat, in welchem sich dann eine reichhaltige Molluskenfauna ansiedeln konnte.

Die chemische Untersuchung eines derartigen im Gebiete des Marbegrabens bei Uellnitz auftretenden Moormergels ist bereits auf S. 50 mitgetheilt worden.

Eine andere Moormergelprobe entnahm ich von der Oberfläche aus der im Westen der Grünen Berge bei Siegersleben sich fin- denden kleinen Alluvialrinne, welche einen NO—SW-Jichen Ver- lauf besitzt und ın das Allerthal einmündet.

Die chemische Untersuchung ergab folgendes Resultat:

Moormergel westlich von Siegersleben. (Probe bei 110% C. getrocknet.)

Kohlensäurebestimmung

mit dem Monr’schen Apparate (aus dem Gewichtsverlust).

Gefundene Kohlensäure pCt.

l. Bestimmung 5,95 2. » 5,97 Mittel 5,96

Berechnet auf kohlensauren Kalk pCt.

1. Bestimmung 18,52 D, » 18,37

Mittel 15,54

Humusbestimmung

durch Oxydation mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure.

Gefundene Kohlensäure

pCt.

l. Bestimmung 14,82 2. » 14,25

Mittel 14,53

Hieraus berechneter Humusgehalt pCt. 1. Bestimmung 6,98 2. » 6,71 Mittel 6,84

86 Die Gegend westlich der Elbniederung.

Die in diesem Moormergel vorkommenden Schneckenschalen sind nach meiner Bestimmung folgende: Suceinea Pfeifieri Rossm. s. h. > oblonga Drap h. Achatina lubrica Müll. h. Helix (wahrscheinlich) nitida Müll. s.

Im Allgemeinen dienen die tiefer gelegenen Alluvionen in der Börde als Wiesen, doch werden sie auch, wo sich durch Gräben eine genügende Entwässerung hat herstellen lassen, vielfach be- ackert, so dass dann der Uebergang in den humosen kalkfreien Bördelöss ein ganz unmerklicher ist. Diesem Umstande ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, dass in der Literatur von einigen Stellen ein geringer Kalkgehalt bei dem humosen Bördeboden an- gegeben worden ist.

Torfbildungen finden sich nur in den grösseren, die Börde umgrenzenden Flussniederungen der Ohre, Aller und Bode.

III. Die Elbniederung.

Ein Blick auf GIRARD’s geologische Karte der Gegend zwischen Magdeburg und Frankfurt a./O. zeigt, dass das zwischen Magde- burg und Königsborn 8,5 km breite Elbthal einen nach West ge- wölbten Boden beschreibt.

Die Zerstörung des Grauwackerückens zwischen Magdeburg und Gommern fand wahrscheinlich schon in verhältnissmässig fern liegenden geologischen Perioden statt, denn das Vorkommen von Magdeburger Grünsand auf der Grauwacke, welche bei der Neu- stadt über dem Elbspiegel ansteht und auf dem Rücken derselben, welcher bei dem Bau der neuen Eisenbahnbrücke bei 15—25 Fuss Tiefe im Elbbett erbohrt wurde, beweist, dass schon zur Zeit des Mitteloligocän hier eine tiefe Lücke vorhanden war, welcher auch die Wasser der älteren geologischen Perioden gefolgt sein werden. Dass durch diese Oeffnung bereits zur älteren Zeit des Diluviums die Elbwasser drangen und ihre Gerölle nach Nordost bis in die Gegend von Rathenow hin ablagerten, scheint mir aus einer von mir erst kürzlich gemachten Auffindung von Geröllen typischer Elbkieselschieferr im Unteren Diluvialgrande einer am Galgenberge zwischen Nennhausen und Gräningen liegenden Sand- grube hervorzugehen.

Nach Ablagerung des Unteren Geschiebemergels wird wahr- scheinlich der Durchbruch zwischen Hohenwarthe und Wolmirstedt völlig geschlossen gewesen sein, so dass die Elbwasser in nord- westlicher Richtung abflossen, ein Umstand, der das Vorkommen der Kieselschiefer in dem Unteren Diluvialgrande der Magdeburger Börde erklärt. Erst am Schluss der grossen Abschmelzperiode der letzten Eisbedeckung, und zwar nach Absatz des Lösses, wurde

88 Die Elbniederung.

der Geschiebemergel zwischen Wolmirstedtt und Hohenwarthe wieder von den Elbwassern durchbrochen und es bildete sich ın der Alluvialzeit das Elbthal in seiner jetzigen Gestalt heraus.

FRIEDRICH HOFFMANN hat es anschaulich zu machen versucht, dass das bei Wolmirstedt in die Elbniederung mündende Ohre- thal die ursprüngliche Fortsetzung des nach der Aller und Weser zu gerichteten Laufes der Elbe gewesen sei, bevor dieselbe die nach NNO gerichtete Ablenkung erfuhr. Bei einer Besichtigung an Ort und Stelle schien es mir jedoch ganz unmöglich, dass das Ohrethal die grosse Abflussrinne der Elbe nach der Weser zu gebildet haben sollte, denn das Thal der Ohre zwischen der hart am Nordgehänge des Thales gelegenen Stadt Wolmirstedt und der nördlich von Elbey an der Jersleber Chaussee gelegenen Windmühle ist nur 400 Meter breit und steht in keinem Ver- hältniss zu dem gewaltigen, zwischen Wolmirstedt und Hohen- warthe 6 km breiten Elbthale. Die im Thalsande bei Neuhaldens- leben und Oebisfelde sich findenden Kieselschiefergerölle beweisen allerdings, dass die Elbwasser bis in diese Gegenden gedrungen sind und zwar wahrscheinlich zu einer Zeit, als die Elbgerölle am östlichen Rande des niedriggelegenen Bördegebietes über dem humosen Löss abgelagert wurden. Dies geschah jedoch nur bei Hochfluthen, denn das schmale und rechtwinklig in die Elbniederung einmündende Ohrethal, welches an dieser Stelle nicht einmal das Wasser des heutigen Elbstromes aufzunehmen vermag, bildete niemals einen Hauptlauf desselben, sondern war nur eine vorüber- gehend benutzte Rinne der hochangeschwollenen Fluthen.

Die Ablagerungen, welche die Elbniederung erfüllen, gehören dem Alt- und Jungalluvium an.

Der Elbthalsand.

Zum Altalluvium sind die Sande zu rechnen, welche sich un- mittelbar an das Diluvialgehänge anschliessen und eine ebene Vor- terrasse gegen die tiefer gelegenen jungalluvialen Absätze bilden. Das Sandgebiet der Gegend zwischen Gommern, Plötzky und Pretzien ist als eine derartige altalluviale Thalsohle der Elbe an-

Die Elbniederung. 89

zusehen, eine Ansicht, welche ich in meinem Aufsatze: »Ueber Glacialerscheinungen bei Gommern unweit Magdeburg« näher be- gründet habe. Der Thalsand besitzt hier nach den Aufschlüssen, welche die Steinbrüche von Gommern und Pretzien bieten, eine Mächtigkeit von 2—4 m. Er lagert entweder auf unterdiluvialem Geschiebemergel oder auf dem zerstörten Ausgehenden des Culm- sandsteins.. Die meist feinkörnige Beschaffenheit des Thalsandes hat zu den hohen Dünenbildungen Veranlassung gegeben, welche sich in nordwestlicher Richtung parallel mit den Ostgehängen des Elbthales von Gommern bis nach Wahlitz hinziehen. Auch bei Alt-Königsborn und nordwestlich von Gerwisch finden sich hohe Dünenzüge, von denen erstere nach GIRARD auf Elbschlick auf- geweht sein sollen, während mir das Liegende der Dünensande bei Gerwisch nicht bekannt ist.

Zu erwähnen ist das Vorkommen eines Torfbänkchens im Thalsande bei Gommern. An der Ost- und Südseite des SCHRÖDER- schen Steinbruches ist dasselbe aufgeschlossen. Das dortige Profil ist von oben nach unten folgendes:

Heiners Sande nen vo Ron le av an Blemer4Sandy m a anal nen 8 Culmsandstein.

Eine genaue Untersuchung dieses Torfes ist auf meine Ver- anlassung von Herrn Dr. J. Frün in Trogen bei Appenzell aus- geführt worden, wofür ich demselben an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Aus seinen Mittheilungen ist Folgendes zu entnehmen.

Der Torf ist kaffeebraun, krümelig-geschichtet, ziemlich kompaet und mehr oder weniger reichlich mit Quarzsand durchzogen, welcher eine durchschnittliche Korngrösse von !/s mm besitzt.

Makroskopisch waren zu erkennen:

Radizellen von krautartigen Pflanzen, vielleicht Menyanthes angehörend, welche auf Röhren reducirt sind, die den Torf mehr oder weniger senkrecht durchsetzen und zuweilen mit Limonit incrustirt sind.

90 Die Elbniederung.

Ein bis 2 cm lange und 2—4 mm breite schwarze Holzstückchen, welche Laubhölzern angehören. Markstrahlen, Tüpfelgefässe und Einschlüsse von homogenen Ulminkugeln, die zum Theil Harz einschliessen, deuten auf Betula, Alnus.

Ein deutliches Zweigstück und Ringelborke von Betula.

Zahlreiche Samen von Menyanthes trifoliata L., welche für postglaciale Torfmoore charakteristisch ist.

Unter dem Mikroskop zeigten sich:

Vorherrschend schlecht erhaltene Reste von Üyperaceen, Gramineen (Radizellen, Parenchym, Prosenchym, Gefässe, Epi- dermis) und von Hypneen. Von letzteren kommen Blattreste mit krümelig zersetzten Zellmembranen ziemlich häufig vor, gestatten jedoch keine nähere Bestimmung.

Eingestreut fanden sich: Pollenkörner von Betula, seltener von Pinus und Formen, welche vielleicht Salix angehören können.

Selten sind Blattstücke von Dicotyledonen mit Nerven. und Epidermis erhalten. Häufig finden sich hellbraune septirte Mycel- fäden, wie sie im Humus und Torf um die Würzelchen von Pflanzen vorkommen.

Vier schöne Reste von Spongilla-Nadeln, die Herr Dr. Frün, da dieselben in drei verschiedenen Proben vorkamen, nicht für zufällig hineingekommen hält, sondern als primär ansieht. Nach seinen Untersuchungen bezeichnet er den Torf als einem Rasen- oder Wiesenmoor (Hypneto-caricetum) zugehörig.

Die aufgefundenen Pflanzenreste und das Fehlen jeglicher Spuren arktischer Arten deuten meiner Ansicht nach darauf hin, dass hier ein kleines mit Bäumen bestandenes Moor aus post- glacialer Zeit vorliegt, welches später bei höherem Stande der Elbe wieder übersandet wurde.

Die Schlickbildungen des Elbthales.

Zu den jungalluvialen Absätzen des Elbthales ist der Schlick zu rechnen, welcher in der Elbniederung bei Magdeburg eine sehr ausgedehnte Verbreitung besitz. Zwischen Wolmirstedt und Ilohenwarthe erfüllt er das Elbthal in seiner ganzen Breite und

Die Elbniederung. 3

reicht sowohl bei Elbey als auch bei Gross-Lostau bis an den Rand des Diluvialplateaus heran. In einem Aufschlusse an der alten Lostauer Elbe war er 12 dem mächtig und wurde von groben Elbschlottern unterlagert. Der Schlick ist überall völlig frei von kohlensaurem Kalk, besitzt in Folge seines hohen Thongehaltes, welcher nach den unten mitgetheilten Analysen von 35,28 pCt. bis zu 43,83 pCt. betragen kann, eine grosse Plasticität und zerfällt beim Trocknen in lauter scharfkantige, kleine Bruchstücke. Eine Schichtung habe ich in demselben nirgends bemerkt. Nach den Mittheilungen SCHREIBER’s schwankt die Mächtigkeit des Schlickes an der Eisenbahnlinie zwischen dem Herrnkrug und Biederitz zwischen 4,5—6 Fuss. Die in der Nähe des Herrnkruges im Liesenden desselben vorkommenden Grande und Sande werden als sehr eisenschüssig bezeichnet.

Die Bohrungen zur Erforschung des Bauuntergrundes für die Pfeiler der Ehlebrücke ergaben nach SCHREIBER von oben nach unten folgendes Profil:

a. Elbschlick 4 Fuss.

b. Humoser, sehr feiner Sand mit Pflanzenresten 11 Fuss.

c. Grand.

Der Grand im Liegenden des Schlickes wird von SCHREIBER überall als zum Diluvium gehörig bezeichnet, während ich den- selben oder wenigstens seine obersten Schichten eher zum Alluvium stellen möchte, um so mehr, da in diesen Sanden und Granden nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Ziegeleibesitzers OTTO FÖRSTER in den an der Chaussee von der Friedrichstadt nach Königsborn liegenden Ziegeleigruben, welche den Schlick ver- wenden, grosse Eichenstämme gefunden worden sind. Die dortigen Aufschlüsse gewähren einen guten Einblick in die Lagerungsver- hältnisse des Schlickes. Ich besuchte daselbst die beiden an der Südseite der Berliner Chaussee gelegenen Ziegeleigruben der Herren W. Lacoıs und O. FÖRSTER, in denen der Schlick zur Ziegelfabrikation abgebaut wird.

Auf dem Terrain des Herrn Lacoıs ist der bis zur Ober- fläche abbauwürdige Schlick im Durchschnitt 1,5 m mächtig. An einem frischen Abstich liessen sich in dem völlig ungeschichteten

92 Die Elbniederung.

und sehr thonigen Materiale verschieden gefärbte Zonen unter- scheiden. Die Oberkrume war dort braunroth und unter derselben hob sich eine etwa 2 dem mächtige, schwach humose Zone deut- lich von der darunter liegenden gelbbraunen ab, die nach der Tiefe zu allmählich in Folge der zu Eisenoxydul reducirten Eisen- verbindungen eine grünliche bis bläuliche Farbe annahm. Im Allgemeinen wechselt die Mächtigkeit des Schlickes hier sehr, was seinen Grund in der unregelmässigen Oberfläche des darunter auf- tretenden Sandes oder Grandes hat. Wir müssen annehmen, dass diese Sande, welche den Grund des altalluvialen Elbstromes reprä- sentiren, in ganz ähnlicher Weise wie im heutigen Elbstrome oft zu Sandbänken angehäuft wurden, so dass bei dem nachherigen Schlickabsatz diese Stellen eine weit geringere Bedeckung erhielten, als die tieferen Einsenkungen des Strombettes, in welchen sich der feine Thonschlamm naturgemäss anhäufen musste. In den Ziegelei- sruben des Herrn Lacoıs ist das Liegende des Schlickes entweder ein feiner Sand oder ein grober Kies. Die Sande sind oft in Folge einer Incrustation mit Eisenoxydhydrat von hochrother Farbe und wurden dort als Gartenkies abgebaut. An verschiedenen Stellen tritt auch Raseneisenstein an der Sohle des Schlickes auf. Unter dem Sande ist dort bisher keine zweite Schlickbank nach- gewiesen worden.

Fig. 8.

Thongrube der Ziegelei des Herrn O. FÖRSTER an der Berliner Chaussee, Magdeburg.

sl; Obere (röthlieh-braune) Schlickbank.

Re Boa =] 5 ; - am = & Grandbank (Einlagerung im Schlick). Sale | As 4 er , [en = = bb sl» Untere (bläulich-grüne) Schlickbank. ) 23% ( Ps s Feiner Sand. <

en

Die Elbniederung. 95

In der benachbarten Ziegeleisrube des Herrn ©. FÖRSTER sieht man dagegen, wie dies das vorstehende Profil (Fig. 8) zeigt, zwei durch eine Grandschicht getrennte Schlickbänke Die obere Schlickbank besitzt dort eine Mächtigkeit von 6—9 dem und hat eine braunrothe Farbe, die untere, 4—5 dem mächtige Schlickbank dagegen ist bläulichgrün und zeigt zuweilen Ein- lagerungen von Vivianit. Die trennende, 5 dem mächtige Grand- schicht zeigt deutliche Driftstruktur. Da sich dieselbe nach allen Richtungen hin sehr bald auskeilt, so wird die Einheitlichkeit des Schlickabsatzes dadurch nicht beeinträchtigt, sondern der zwischen- lagernde Grand ist nur als eine linsenförmige Einlagerung anzu- sehen. Die Entstehung dieser zwischenlagernden Grande oder Sande, welche auch in anderen Ziegeleigruben weiter nach Osten zu vorkommen sollen, kann man sich derart denken, dass bei ver- mehrter Stromgeschwindigkeit in irgend einem Theile des Ab- lagerungsgebietes von höher gelegenen Bänken des den Schlick unterlagernden Elbthalsandes aus die Einschwemmungen gröberen Materials auseingen.

Die nachstehenden, von mir ausgeführten mechanischen und chemischen Analysen des Schlickes dienen zur näheren Charakte- ristik desselben.

Elb-Schlick aus den Gruben der LaGo1s’schen Ziegelei an der Berliner Chaussee.

Mechanische Analyse der lufttrocknen Proben.

| Thonhaltige Theile | Grand Sand | Mans: Profil Staub Theile über ; Se Summa = = = | le 0,05- unter 2 mm 1 mm | 0,5mm | O,lmm\ 0,05 mu | 0,01 mm | 0,01mm 10,58 16,20 | 73,22 | 100,00 Aus 1a m Tiefe zn oma 100, 374 75.50 71,14 424 | 88,62 | 100,00 Aus Im Tiefe | 0,08 | 0,36 | 2,46 | 4,24 |

94 Die Elbniederung.

Hinsichtlich der Bezeichnung »Thonbhaltige Theile« für Staub und Feinste Theile bin ich dem Vorschlage E. LAurEr's gefolst. (Vergl.: Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens. Abhandl. zur geolog. Specialkarte von Preussen u. s. w. Bd. V, Heft 3.)

Eine andere Schlickprobe verdanke ich der gütigen Vermitte- lung des Herrn Forstmeisters SCHIMMELFENNIG in Magdeburg. Dieselbe wurde auf seine Veranlassung von dem Förster Künnas in dem zur Königl. Biederitzer Forst gehörigen Begange Neuhof (4 km östlich von Wolmirstedt), District 26. a. (Querhau) in einer Tiefe von 3 dem unter der Oberfläche entnommen. Die Unter- suchung ergab folgendes Resultat:

I. Mechanische Analyse.

Probe lufttrocken.

Thonhaltige Theile |

Grand Sand Staul Feinste Staub Theile | Summa über 2- 1- 0,5- 0,1- 0,05- | unter > mm lomm | 0,d5mm O.lmm 0,05 nm | 0,01mm | 0.01 mm | 0.00 7.00 9,96 | 83,04 100,00 0,00 044 | 4,30 | 2,20

I. Humusbestimmung durch Oxydation mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure.

Substanz bei 110% C. getrocknet.

Gefundene Kohlensäure Hieraus berechneter Humusgehalt

pCt. | pCt. Ä un l. Bestimmung 5,61 l. Bestimmung 2,64 2. » 9,26 2. » 2,47 Mittel 5,43 Mittel 2,55

Ill. Absorptionsbestimmung mit Salmiaklösung nach Kxop’scher Methode.

Absorptionscoä@fficient:

Cubikcentim. Stickstoff in trocknem | Entsprechend Zustande bei 0" C. und 760 mm Luftdruck | Stickstoff in Milligrammen

| 117,5 147,604

Die Elbniederung. 95

Diese Schlickprobe besass in trocknem Zustande eine gelb- braune Farbe, während sie in feuchtem einen Stich ins Graue zeigte. Die Humusbestimmung ergab einen gleichhohen Humus- gehalt, wie bei dem humosen Bördelöss (vergl. pag. 25). Während jedoch bei letzterem der Humus eine tiefschwarze Farbe besitzt, ist er bei dem Schlick in bräunlichen Flocken vorhanden, die sich auch bei der Schlämmanalyse bemerkbar machten.

Das hohe Absorptionsvermögen des Schlickes, welches mehr als doppelt so gross ist als dasjenige des humosen Lösses (vergl. pag. Sl), ist eine Folge des hohen Thongehaltes, sowie des durch die ganze Substanz sehr fein vertheilten Humus.

Zu den mechanischen, mit dem ScHÖöNnE’schen Schlämmapparate und einem Normalsiebsysteme ausgeführten Analysen wurde das Material durch längeres Kochen und durch Zerdrücken der Thon- knötchen mit dem Zeigefinger, der mit einem dicken Kautschuk- überzuge versehen wurde, sorgfältig vorbereitet. In den Schlämm- rückständen fanden sich kleine rothbraune und sehr harte Eisen- concretionen, welche sich weder zerkochen noch zerdrücken liessen, im Uebrigen bestanden erstere der Hauptsache nach aus serundetem (@Quarzsand, welcher mit weissen Glimmerschüppchen und blassrothen Feldspathkörnchen vermischt war. Bemerkenswerth ist in den mechanischen Analysen das Prävaliren der Feinsten Theile (Körner unter 0,01 mm) und das vollständige Fehlen gröberen Materials.

Zum Vergleich mögen hier drei von RK. Kress ebenfalls mit Siebsätzen und dem ScHönk’schen Schlämmeylinder ausgeführte mechanische Analysen des Weichselschlickes mitgetheilt werden, welche von A. JENTZSCH!) veröffentlicht worden sind. Die von Letzterem entnommenen Proben werden von ihm als Ackerboden bezeichnet. Sie unterscheiden sich von dem Elbschlick durch einen bedeutend geringeren Gehalt an Feinsten Theilen, eine Eigenschaft, welche jedoch noch nicht verallgemeinert werden darf, denn es ist möglich, dass in dem ausgedehnten Schlick- gebiete der Elbe auch dem Weichselschlick nahestehende oder auch noch sandigere Ausbildungen des Schlickes vorkommen werden.

) A. Jexızsch, Bericht über die geologische Durchforschung des nord- deutschen Flachlandes, insbesondere Ost- und Westpreussens. Schriften der physik.-ökonom. Gesellsch. zu Königsberg Bd. XXI, 1880, pag. 184.

96 Die Elbniederung.

Mechanische Analysen des Weichselschlickes.

Thonhaltige Theile

Grand Sand BE: Fundort Staub | Feinste a: # en . ; Theile | Summa & 2- 1- 0,5- 0,1- 0,05- unter 2 mm lonm .O0,5mm ‚91 mm 0,05 mm | 0,01mm | 0,01 mm re Tim 32,62 10.94 | 26,42 | 99.95 hagen, neben dem a | grünen Wall. 0,06 | 0,02 | 18,22) 14,52 | i ; 30,40 40,88 28,38 99,66 Einlage, unweit Lakendorf 2 | r | 16,22 | 14,38 ! I | 22,9: 3% 5 0 Kl. Werder: 0,26 22,98 23.96 | 51,88 99,08

Königsdorf mars

| 008 | 13.06 | 9,84

Schlick aus den Gruben der Lacoıs’schen Ziegelei östlich von Magdeburg

an der Berliner Chaussee.

Bauschanalysen

des bei 110° getrockneten Materials.

Ik

Aus 0,5 m Tiefe von der Oberfläche

Kieselsäure Thonerde . Eisenoxyd Kalkerde . Masnesia . Natron Kalı

Glühverlust

pCt. .. 61,58 end 7,47 0,96 1,13 1,12 2,27 7,66

Summa 99,98,

I.

Aus lm Tiefe von der Oberfläche

Kieselsäure Thonerde Eisenoxyd Kalkerde . Magnesia . Natron Ralı

Glühverlust .

pCt. . 59,38 . 20,08 5,97 1,08 1,54 1,00 2,60 7,96

Summa 99,61.

Die Elbniederung. 97

Schlick aus den Gruben der FÖrsteEr’schen Ziegelei östlich von Magdeburg an der Berliner Chaussee.

Bauschanalysen des bei 110% getrockneten Materiales.

IE II.

Aus der oberen Schicht über dem Aus der unteren Schicht unter dem Grande Grande (Siehe das Profil Seite 92.) (Siehe das Profil Seite 92.)

pCt. pCt. Berater rn re. 59a Kieselsäure'... u. 63,66 Bee AA Ehenerde:” . 2°. 2721479 en. 810 Bisenoxyd .- : ... 2.858 Besen a er 08, Kalkerde . 22,0, 90:,96 Macnesay 33 ua Maenesia.y 0... 0. 620 Nation 0a Natron.a alt. ln 536

Kell an 0 ee DR ei) Giihwerlusben 2 30.8.,7851927.Glühverlust'. 22 20°. 15,98

Summa 100,05. Summa 100,23. In der unteren Schlickbank des Profiles (Fig. 8) kommen

häufig und besonders an der Grenze gegen den darunter liegenden Sand sehr eisenreiche Stellen vor. Eine dort entnommene Probe zeigte folgende Zusammensetzung:

Bauschanalyse

des bei 110° C. getrockneten eisenreichen Schlickes aus der unteren Bank der FÖRSTER'schen Gruben.

Kseselsäunen en u 0 N 10010050, hosphorsänzee en. eu 1. Sr... 2.2:0,87 Ichonerdesasiuett var Mr Ra nen. 18,01

send Heer ol Ralkerdese Sa ge

Magnesia ee ee

Natron 39. WDiterenzr 2. See 20583

Kali

Glühverlustesr a a... 22220.09 100,00.

98 Die Elbniederung.

Um den Thongehalt des Schlickes zu ermitteln, wurden der Staub und die Feinsten Theile (Körner unter 0,05 mm Durchm.) von der mit destillirtem Wasser ausgeführten Schlämmanalyse des Schlickes aus den Gruben der Lacoıs’schen Ziegelei sorgfältig gemischt und eine Probe davon im zugeschmolzenen böhmischen Glasrohre mit verdünnter Schwefelsäure (1:5) 6 Stunden lang bei einer Temperatur von 210° C. erhitzt.

Staub und Feinste Theile (Körner unter 0,05 mm ‘Durchm.) des Schlickes aus den Gruben der Lacois’schen Ziegelei mit ver- dünnter Schwefelsäure im zugeschmolzenen Rohre aufgeschlossen.

In Procenten des Staubes | Die Thonerde entspricht | Die Thonerde entspricht wasserhaltigem Thon wasserhaltigem Thon No.| Profil | und der Feinsten Theile \(9 (Si 0»), AlaOs + 2H>0)[@($i0»), AbOs + 2H>0) in Procenten des Staubes in Procenten Thonerde ' Eisenoxyd | und der Feinsten Theile des Gesammtbodens Aust | 1. [Tiere | 1563 6,67 39,45 35,28 Aus Im = unıfz e II. a 18,75 6,45 47,20 43,85 Tiefe |

Wenn man die Thonerde-Procente des Staubes und der Feinsten Theile (I 15,63 und 11 18,75) auf Gesammtboden-Procente berech- net (I 13,98 und II 17,41) und von den bei der Bauschanalyse des Gesammtbodens gefundenen Thonerdemengen (I 17,79 und II 20,08) absieht, so bleiben für die beiden Schlickproben folgende andere, auf schwer aufschliessbare Silikate (Feldspathe und Glimmer) zu verrechnende Thonerde-Procente übrig: I 3,81 und II 2,67.

Etwas südlich von dem soeben besprochenen Aufschlusse (Fig. 8) befindet sich eine schwache, der Berliner Chaussee parallele Einsenkung, welche gegenwärtig wegen ihrer etwas tieferen Lage als Wiese benutzt wird. Die obere Bedeckung wird daselbst eben- falls durch Schlick gebildet, welcher von einer mit etwas Sand und Thon vermischten und deutliche Pflanzenreste enthaltenden Torfbank unterlagert wird. Diese Rinne durchsetzt auch das Terrain der Lagoıs’schen Ziegelei und es wurde dort nach der freundlichen Mittheilung des Besitzers dasselbe Profil beobachtet.

ie

Die Elbniederung. 99

Die Rinne war demnach bereits vor der Ablagerung des Schlickes vorhanden und wurde bei der allgemeinen Ueber- schlickung ebenfalls mit ausgefüllt, jedoch in der Weise, dass ihre Conturen als eine schwache Einsenkung erhalten blieben.

Die Untersuchung einer Probe des auf dem Grundstück der FÖRSTER’schen Ziegelei unter dem Schlick vorkommenden Torfes verdanke ich Herrn Dr. J. Frün, dessen Mittheilungen darüber ich das Folgende entnehme.

Der Torf ist schwarzgrau, mürbe bis spröde, braust in Säuren nicht auf und saugt nur wenig oder kein Wasser ein. Er enthält Quarzkörner von !/; mm ım Mittel, sowie kleine Gneiss- und Glimmerschieferbröckchen, deren Feldspathe durch die Humus- säuren ausgelaugst worden sind.

Makroskopisch waren zu erkennen: Unbestimmbare Radi- zellen von Gramineen, Oyperaceen und krautartigen Sumpfgewächsen, welch’ letztere namentlich Röhren bilden und daher Nymphaeaceen angehören dürften, sowie ein Stückchen verkohltes Coniferenholz.

Unter dem Mikroskop zeigte sich die Substanz vorherr- schend aus Mineralstoffen: Quarzsplittern und Körnern, Kaolin, selten Schwalbenschwanzkryställchen des Gypses bestehend.

An organischen Resten fanden sich zahlreiche Spongilla- Nadeln in verschiedenen Formen, als:

Spongolithis acieularis Ehrbg.

» apieulata > Joraminosa > mesogongyla_ » > spinulosa » > cenocephala > > aspera >

Ferner unzweifelhafte Reste von Nymphaea oder Nuphar ın Blattresten und Haaren, unbestimmbare Radizellen, Parenchym u. s. w. Sodann Pollenkörner von Betula, Tiha, Pinus, Alnus und einer unbestimmbaren Art. Reste von Diatomeen, nämlich Pinnularia, sodann zerstreut, aber in jedem Präparat: Melosira vorians Ag., welch’ letztere in stehenden Gewässern sehr ver- breitet ist.

7ie

100 Die Elbniederung.

Nach seinen Untersuchungen bezeichnet Herr Dr. FrüHn den Torf als Teich- oder Seeschlamm, in welchem nothwendig Beste von solchen Pflanzen vorkommen müssen, welche stehende Gewässer lieben, wie Nymphaea, Melosira varians, Pinnularia, während da- gegen die Pollenkörner und Kohlestückchen eingeschwemmt zu sein scheinen.

In agronomischer Hinsicht ist der Elbschlick ein in nassen Jahren wegen seiner grossen Plasticität sehr schwer bestellbarer Boden, welcher ausserdem in trocknen Sommern durch das Zer- reissen einen sehr nachtheiligen Einfluss auf die Pflanzenwurzeln ausübt. Immerhin ist er als ein sehr fruchtbarer Boden zu be- zeichnen, der in günstigen Jahren vortreffliche Erträge an Zucker- rüben, Weizen, Gerste und Raps liefert. In den niedriger gelegenen Gebieten ist er für Wiesenanlagen sowie für Laubholzwälder sehr geeignet und ihm’ verdankt die Umgegend Magdeburgs die schönen Eichenwaldungen, welche wir zwischen Wolmirstedt und Glinden- berg, in der Königl. Biederitzer Forst, in der Kreuzhorst und zwischen Grünwalde und Elbenau finden.

Als jüngste Alluvialbildungen sind die auf dem Schlick vorkommenden Sande anzusehen, welche noch jetzt bei Hoch- fluthen von der Elbe abgelagert werden. Diese Sande finden sich beispielsweise an einigen Stellen des Orakauer Angers.

IV. Speeialgliederung der Quartärbildungen in der Magdeburger Gegend.

Den Schluss dieser Abhandlung soll eine sich aus den Unter- suchungen ergebende Specialgliederung des Quartärs der Umgegend von Magdeburg bilden, bei welcher der Versuch gemacht worden ist, die verschiedenen Ablagerungen vom Stand- punkte der Inlandeistheorie nach ihrem Alter zu unterscheiden. Es möge mir jedoch gestattet sein, noch einige Bemerkungen zur Erläuterung der nachstehenden tabellarischen Uebersicht voraus- zuschicken.

Was zunächst den Thalsand betrifft, so ist derselbe zu den ältesten postglacialen Ablagerungen, zum Alt-Alluvium, gestellt worden. Er bezeichnet den Uebergang von der Glacial- zur Post- glacialzeit, d. h. seine Bildung nahm, wie dies von G. BERENDT!) sehr klar dargelegt worden ist, ihren Anfang in der Abschmelz- periode, fand jedoch nach meiner Auffassung erst in der Post- glacialzeit ihren Abschluss. Dies scheint mir das bei Gommern im Thalsande sich findende Torfbänkchen von postglacialem Cha- rakter mit Menyanthes trifoliata L. zu beweisen (vergl. Seite 84 und 85). Die Elbwasser, welche dieses Torflager überflutheten und eine 3m mächtige Sandschicht darüber ablagerten, können dies nur in postglacialer Zeit gethan haben, da unmittelbar am Schluss der Glacialzeit noch keine Flora von dem oben angege- benen Charakter sich hier ansiedeln konnte.

1) Die Sande im norddeutschen Tieflande und die grosse diluviale Abschmelz- periode. Jahrb. der Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1881, Berlin 1882, pag. 482.

102 Speeialgliederung der Quartärbildungen in der Magdeburger Gegend.

Zu den Bildungen der Abschmelzperiode ist eine Ablagerung gerechnet worden, welche ich zur Unterscheidung von typischem Ge- schiebelehm als »Geröllelehm« bezeichnet habe. Auf dem Ueber- sichtskärtchen ist derselbe nicht angegeben worden, weil ich ihn nach den vorliegenden Untersuchungen, wie im Vorworte bereits erwähnt wurde, noch nicht abzugrenzen vermochte. Dieser Ge- röllelehm wurde von mir in der Umgebung des Hohen Kniel und westlich von Erxleben an der nach Eimersleben führenden Chaussee (375 Decimalfuss über der Ostsee) beobachtet. Er besteht aus einem mehr oder weniger sandigen Lehm, welcher neben nordischen Geschieben besonders an seiner Oberfläche sehr zahl- reiche Milchquarz- und Kieselschiefergerölle führt und mir dadurch anzudeuten scheint, dass er als ein in der Abschmelzperiode um- selagerter Geschiebelehm angesehen werden muss.

Von den glacialen Bildungen sind als spätglaciale die Produkte der Abschmelzperiode und der Obere Geschiebemergel zusammengefasst, weil dies am besten der von BERENDT!) für das Diluvium der Umgegend von Berlin aufgestellten Gliederung in Oberes und Unteres Diluvium entspricht, welche sich bisher bei der Kartirung stets bewährt hat. Für diese wird es immer zweck- mässig sein, die mittel- und altglacialen Bildungen als altglaciale, oder, wie es auf dem beigegebenen Kärtchen im Anschluss an die bisher übliche Bezeichnung geschehen, als Unteres Diluvium zu- sammenzufassen, da es wegen der fehlenden Unterscheidungsmerk- male praktisch in vielen Fällen nicht durchführbar ist, die mittel- glacialen von den altglacialen Sanden zu trennen.

Als interglacial sind auf Seite 62 und 635, abweichend von der nebenstehenden Tabelle, die Sande und Grande bezeichnet worden, welche zwischen der von mir als Residuum eines früher vorhandenen Oberen Geschiebemergels aufgefassten Stein- sohle des Lösses oder dem Oberen Sande und dem Unteren Geschiebemergel in der Magdeburger Gegend auftreten. Diese Bezeichnung soll dort weniger die Bildungszeit, als vielmehr die

!) Die Umgegend von Berlin. 1. Der Nordwesten Berlins. Abhandl. zur geolog. Specialkarte von Preussen u. s. w. Bd. II, Heft 3, 1877.

Specialgliederung der Quartärbildungen in der Magdeburger Gegend. 103

Das Quartär in der Umgegend von Magdeburg.

Postgelaciale Bildungen (Alluvium):

Jüngere Flusssande. Moormergel in der Börde, Schlick, Torfablage- ) jüngere rungen unter demselben.

Dünensand.

Elbgerölle auf dem humosen Löss im östlichen Theile der Börde. | ältere Thalsand, Torfbildungen in demselben bei a De mern.

Glaciale Bildungen (Diluvium):

Oberer Geschiebesand. Abschmelz- \ Geröllelehm. periode Bördelöss. Steinsohle des Bördelösses. spät- Oberer Geschiebemergel. olaciale Wahrscheinlich nur durch die aus ihm = | hervorgegangenen Produkte (Steinsohle | Zweite und Oberer Geschiebesand) in seinem Vereisung \ früheren Vorhandensein angedeutet. Sande und Grande (mit Thoneinlage- \ | rungen) des vorrückenden Inland- \ eises. } Kalktuff (bei der Sudenburg). mittel- Interglacial- \ ee \ Sande und Grande aus südlichen gl acıale BEN! Gebieten kommender Flussläufe. Sande und Grande des abschmel- Erste zenden Inlandeises. Vereisung Unterer Geschiebemergel. Altglaciale Flussschotter (bei Uellnitz). A Präglacial- Präglaciale Bildungen. | glaciale 5 an | (Durch das Vorkommen der JPaludina dilwiana Kunth angedeutet.)

104 Speeialgliederung der Quartärbildungen in der Magdeburger Gegend.

Lagerung der Sande und Grande zwischen zwei Moränen an- deuten. Ich bin, streng genommen, ganz und gar der Ansicht Penck’s!), »dass es nicht gestattet ist, jede Schotterablagerung, welche zwei Moränen trennt, ohne weiteres als interglacial zu be- zeichnen, ebenso wie das Auftreten von Schottern unter oder über Moränen nicht berechtigt, sie prä- oder postglacial zu nennen«, da, wie auch er ausgeführt hat?), gerade in Glacialzeiten mächtige Schotterablagerungen gebildet werden. Da jedoch zwischen den beiden Moränen in der Börde interglaciale Ablagerungen im streng- sten Sinne des Wortes vorkommen und es nicht in jedem einzelnen Falle möglich ist, zu entscheiden, ob die Sande oder Grande von den Schmelzwassern der sich zurückziehenden ersten Eisbedeckung oder von denjenigen des zum zweiten Male vorrückenden Inland- eises abgelagert worden sind, und da ausserdem auch in der Inter- glacialzeit die von Süden kommenden Flüsse ihre Sedimente hier abgesetzt haben, so thut man vom praktischen Gesichtspunkte aus gut, die gesammten Schichten zwischen den beiden Moränen als inter- oder besser als mittelglaciale zusammenzufassen.

Zu den altglacialen Ablagerungen können ausser dem Un- teren Geschiebemergel und den altglacialen, im norddeutschen Flachlande durch Sande, Grande und Thone vertretenen Fluss- schottern auch gewisse präglaciale Bildungen gerechnet werden, da diese, wie beispielsweise die von KEILHACK beschriebenen prä- glacialen Süsswasserablagerungen von Belzig etc., nordischen Sand als Liegendes besitzen, welcher bei dem ersten Vorrücken des Inlandeises von den Gletscherwassern abgelagert wurde und somit schon zur Glacialformation gehört.

') Die Vergletscherung der deutschen Alpen u. s. w., pag. 320 u. 321.

2) Ueber Periodieität der Thalbildung. Verhandl. der Ges. für Erdkunde zu Berlin, 1884, No. 1.

A. W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45/46,

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Abhandl.d.geolog.Landesanstalt.

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Übersichtskarte

über

die Quartärbildungen

der Umgesend von

MAGDEBURG

entworfen von Felix Wahnschaffe..

MHaassstab 1.200000.

5 6 7 10 15 Kilometer. rd i

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Die Zahlen geben. die absolute. Höhe in Preuss. Dee.E über der Ostsee an. 1 Pr.DeeE -

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Börde-Loss unterlagernd Sande u.Grande von. dünner soweit beobachtet. 4 Ü Elbthals. Lage Ob.Geschiebesandes bedeckt Alluwüm, des

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AM. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von ‚Preussen und N

den Thüringischen Staaten.

} » Mark Bd. I, Heft 1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono-

grepnine, mebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn. Karte vn Profilen; von Dr. HRERCKUE N RR ger eher «en Unteren Keuper des östlichen Thüringens, seat Nolisehu. und 3 Taf. Abbild, von Verstein.; von Prof. Dr Eigen. 2, 2,50 3. even, „arstellung des Br ehlae und Roi liegenden in der Gegend nördlich: von Halle a. S., % ‚nebst l gr. ‚geogn. Karte, ji geogn. ebersichteblättehen, ; 1 Taf. Profile und 16 Holzschn. ; ; von Dr. H. ‚Laspeyres 12— ER ‚Geogn. ‚Beschreibung. der Insel Sylt, nebst 1 geogn. . Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn. ; .; von MRS: Dr L. Meyn 0. VE ER re ae DER De 5 Ba. I, Heft. Beiträge zur fossilen Flora, Seinkrhlen- ae N Se mt besonderer Berücksichtigung ihrer Fructifieationen, BR nebst 1 Atlas. von 19 Taf. und 2 u von Prof. Ran Dr Oh B. Weise. un. NR a ‚Rüdersdorf und Umgegend. ‚Auf geogn. edler agro- ER nomisch bearbeitet, nebst t: ‚geogn. en Karte; | Se ; * von Prof. Dr. A. Orth N ee a > 2 > ae Die Umgegend. von Berlin. Allgem, Erläufer. 2. geogn.- a Eee ‚agr onomischen Karte ‚derselben. BR Der Nordwesten aan ‚nebst 10 Holaschn. und 1 Kärtehen; von. Prof. 2 a BR Bar BO Bet De ae Br . ak Die Fauna der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes, Min a RE SE nebst. l: Atlas von 36 Taf.; von ‚Dr. E. Kayser re a ER mar m, Heft. Beiträge, zur fossilen Flora, U. Die ‚Flora des Roth- 2 BR x EG liegenden von Wünscehendorf bei Lauban in Schlesien, ee nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss . 5 = T Mittheilungen aus. ‚dem Laboratoriam. f Bodenkunde- 0; i STE = Be z = nn : Rgl. Preuss,. geolog. Landesanstalt, ‚Untersuchungen S iR & EN ee des Bodens der Umgegend von Berlin; ‚yon Dr. Ne Br es > 22 E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe ee en a une > u Er Die, Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als 2 RB Erläut, ‚zu der dazu gehörigen Geolog. Uebersichtskarte Gr ; von. Schleswig- Holstein; von Dr. L. Meyn.. "Mit Anz 27 a merkungen, einem "Schriftenverzeichniss und Lebens- A NS a abriss des‘ Verf; von Prof. Dr. 6. Berendt We % 10 Gong. Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Stein- er ' BR & kohlenbeckens, nebst I Uebersichtskarte, " Taf. N E, =

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Bd. IV, Heft 1.

ea ne REN N » 2. Monographie der. Homalonotus- ‚Arten dos ‚Unterdevon, mit Atlas von 8 Taf.; von Dr. C Nebst einem Bildnis‘ von 0. Koch und ‚ein ..... abriss desselben von 'H. v., Deehen a RE bh

DR EP Beiträge zur Kenntniss der Tertiä irflora d N DI N ORAL mit 2 Holzschn., Gr N

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RT ‚nebst einer geogn. Karte ; von. Dr. Herm. r > Bun {

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Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Band VH, Heft 2.

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Die bisherigen Aufschlüsse

ads märkisch- -pommerschen Tertiärs und ihre Uebereinstimmung ur mE mit den | | 4 x he ; Tiefbohrergebnissen dieser Gegend BR

von Dr. 6. Berendt, Königl. Landesgeologe und Professor an der Univessität.

Herausgegeben ) von

| ‚der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.

Bierzu 2 Tafeln und 2 Profile ım Text.

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| BERLIN. In Commission. bei der Simon Schropp’ schen Hof- ne ; iA HER Neumann, )

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Abhandlungen

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oeologischen Specialkarte

von

Preussen

und

den Thüringischen Staaten.

BERLIN. In Commission bei der Simon Scehropp’schen Hof-Landkartenhan dlung. (J. H. Neumann.) 1886.

Die bisherigen Aufschlüsse

des

märkisch-pommerschen Tertiärs

und ihre Uebereinstimmung

mit den

Tiefbohrergebnissen dieser Gegend

Dr. G. Berendt,

Königl. Landesgeologe und Professor an der Universität.

Herausgegeben

von

der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.

Hierzu 2 Tafeln und 2 Profile im Text.

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BERLIN.

In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.)

1386.

Vorwort.

Bei Veröffentlichung der, als vorläufiger Auszug bezeichneten kleinen Abhandlung über »die märkisch-pommersche Braunkohlen- bildung und ihr Alter im Lichte der neueren Tiefbohrungen« !) war es noch meine Absicht, den Druck der ausführlicheren Ab- handlung selbst sogleich folgen zu lassen. Nachdem jedoch in- zwischen aus derselben die wichtigsten und neusten Thatsachen und ihre Begründung in einer besonderen Abhandlung der Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin vorgelegen haben und in den Sitzungsberichten derselben erschienen sind ?), würde ein Abdruck der ganzen ursprünglichen Abhandlung zu einem Theile nur eine Wiederholung der letztgenannten Abhandlung sein. Im Folgenden soll daher nur der noch nicht veröffentlichte zweite Theil der ursprünglichen Abhandlung geboten werden. Nur des besseren Verständnisses halber, werden die Hauptergebnisse des ersten in aller Kürze als Einleitung vorausgeschickt werden.

) Jahrb. d. Kgl. Pr. Geol. L.-A. für 1883, Seite 643—651.

2) »Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg«, Sitz.-Ber. d. Kgl. = Akad. d. Wiss. (phys.-math. Klasse) v. 30. Juli 1885.

Eine geringe Anzahl Sonderabzüge ist in der Buchhandlung von Fried- länder & Sohn, Berlin NW. Karlstr. 11 zu haben.

Inhalts-V erzeichniss.

Vorwort a Einleitung. Ueberblick der neusten Tiefbohrergebnisse

I. Die märkisch-pommersche Braunkohlenbildung in ihrem

Verhältniss zum Septarienthon. 1. Im Allgememen . 2. Braunkohlen und Senken in dan ern], von ee furt a. O. EX us 3. Braunkohlen und Septätienthan, in dla: Ce von IERuneen und Müncheberg . ö 4. Braunkohlen und Soptarionthon in ‚dan Bessnae von sten walde 6 : 5. Braunkohlen und are in ler Sesam] von Stettin :

6. Braunkohlen und Septarienthon zwischen Elbe und Oder über-

haupt.

II. Der oberoligocäne Meeressand in seiner Verbreitung.

1. Der oberolisocäne Meeressand in den Tiefbohrungen .

2. Der oberoligoeäne Meeressand in der Mark

3. Der oberoligocäne Meeressand in Pommern und Mecklenburg

4. Der oberoligocäne Meeressand in Provinz und Königreich Sachsen .

Schluss. Das Bohrloch am Poötensteig in Frankfurt a. O.

Zwei Gesammtprofile durch das märkisch-pommersche Tertiär -

6—)9

9—17 17—22 22—27 27—33 33—36 37—38

38

39—42 42—45 46—47 47—49

Einleitung.

Ueberblick der neusten Tiefbohrergebnisse.

Durch eine vergleichende Zusammenstellung sämmtlicher in den letzten Jahrzehnten innerhalb des Bereiches der Mark Branden- burg niedergebrachten fiskalischen und Privat-Bohrungen, wie sie in der auf Seite 2 und 3 wieder zum Abdruck gebrachten Tabelle) gegeben ist, hat sich zunächst feststellen lassen, dass die aus den früheren Beobachtungen in der Provinz Sachsen und am Harzrande hinlänglich bekannte unteroligocäne Braunkohlenbildung in keinem der Bohrlöcher getroffen wurde, sich somit auf die genannte Gegend zu beschränken scheint und vielleicht passend jetzt als ältere, subhercyne Braunkohlenbildung zu bezeichnen sein wird. Demgegenüber erweist sich die in den sämmtlichen Bohrlöchern gefundene Braunkohlenbildung der Mark durchweg als eine jüngere, auf marınem Oligocän, und zwar Ober-Oligocän ruhend. Es stimmen hiermit auch die bei Leipzig gemachten Beobachtungen überein, denen zu Folge auch dort eine jüngere Braunkohlenbildung über marinem Oligocän lagert, während unter demselben auch die ältere noch nachgewiesen ist.

Besonders wichtig für das Verständniss des märkischen, wie des nordostdeutschen Tertiärs überhaupt, erscheint sodann aber in zweiter Linie die durch die Tiefbohrungen möglich gewordene Er- kenntniss deroberoligocänen Meeressande. Dieselben zeichnen sich durch grosse Feinheit des Korns und grösstentheils Glimmer-

1) Das Tertiär ete. (s. Vorwort) Seite 18.

Einleitung.

Durchbohrtes

Nieder-Lausitz

Linie (Senftenberg-Cottbus)

(Dobrilugk- Dahme)

i Gebirge eier Gr. Ströbitz |Priorfliess De Hilmers- ! bei Rakow bei bei briln k dorf bei b Senftenberg Cottbus Cottbus FUND Schlieben 5 ( von 0) 0) |) 0, 0 0 5 . . . Igm m | 9m | m m ug Alluvium und Diluvium | ie og! 29 10\ 10 85 83 al 32 en 38 N 18 3 Sande, Letten und Kohlen | von 10 33 | 32) 38 18 der Braunkohlenbildung | fehlt | Ssı | 18 ‚| 84 | 89 70 (märkische) bis \ | 91) 96 ch J197 88 Teist grauweiss (v 29 gm) 96), 66) 127. 88. Meist grauweisse Thone un 16 N er | au \ si ‚| (Flaschenthone) . .! bis [| 45 125) 120 129 168 Sande, Letten und Kohlen | von 45, 125 120, 68 der Brannkohlenkildung 129 | 24 | 1S fehlt fehlt (subsudetische) Bahia: j1. 138 | 156 Feine Quarz- bis Glimmer- \ von 149 Sn ni 156 a ae: fehlt 27 39 54 | fehlt 34 an der Basis \ \ \ Ober-Oligoeän) aNebise« 176 ze 185 190 en a Stettiner Sand- und Septa- | | rienthon er I le Olsen) Di fehlt fehlt fehlt fehlt | fehlt fehlt Glaukonitische iR mit | | etwas Letten a. d. Basis Ei (Marines Unter-Oligocän)Ü bis Rn a R | 176, em, ni 18) 190) | [0 | ra bis [pıs) | a 92 | 3501| 188 I367\|18% T00\ Ir 342) 192

Sie wurden in den Lausitzer Bohrlöchern direct durch marine Schaalreste gekennzeichnet (Priorfliess, Rakow, Gr. Strö- bitz) und liessen sich in der Mittelmark (Spandau, Berlin) wie auf dem Niederen Vläming (Dahme) in sämmtlichen Bohrlöchern wiedererkennen. Ihre Uebereinstimmung, nicht nur in Beschaffen- heit und Lagerung, sondern selbst in der ungefähren Mächtig- keit, ist überall eine vollständige zu nennen.

gehalt aus.

Betreffs der marinen Oligocänbildungen im Ganzen ist sodann

der Nachweis geführt, dass sowohl da, wo sämmtliche drei Ab-

[107] Einleitung. 3

Vläming Berliner Gegend Wigankow. Generalstabs- Admirals- Städtischer Hamburger bäude. sarten-Bad. Brunnen. Bahnhof. D h Cha e ge - Ol. ze EraeN Moltke- | Friedrich- Acker: - | Invaders er strasse 70 strasse strasse 102 strasse 94 strasse 0 64” } 35” 0 ) 778 0 / 46= 0 5ge 0, 69” 7 1 20° 5 5 2 2 64 35 \ 77 \ 16 58 62\ 120\

130 1

149 \ Septarienthon eingestellt

theilungen des Oligocän ausgebildet getroffen wurden (Bohrloch Dahme und Spandau), als auch da, wo bis jetzt nur Ober- und Mittel-Oligocän aufgeschlossen wurde (sämmtliche 5 Bohrungen in Berlin), dieselben durch keine Braunkohlen- oder sonstigen Süsswasserbildungen getrennt gefunden wurden und somit auf einen ununterbrochenen Absatz aus dem Oligocänmeere schliessen lassen. Das marine Oligocän des Spandauer Bohrloches ist in einer Mächtiskeit von 75” dem älteren festen Gebirge unmittelbar aufgelagert und durch eine, aus Ostrea ventilabrum Goldf. zusammen- ı*

4 Einleitung. [108]

gesetzte Austernbank !) charakterisirt. In regelrechter Auflagerung folgt das marine Mittel-Oligocän als Thon- und Sandfacies (Sep- tarienthon und Stettiner Sand) vertreten und zu seiner bisher grössten Mächtigkeit von zusammen 172” entwickelt. Unmittelbar darüber lagert das marine Ober-Oligocän der eben besprochenen Folge von Glimmersanden in einer Mächtigkeit von 22”, welche sich schon unter dem benachbarten Berlin bis zu 43° aufnimmt und in Spandau offenbar nur durch eine ungewöhnlich tiefe dilu- viale Auswaschung beeinträchtigt ist.

Diese oberoligocänen Meeressande bilden in sämmtlichen Bohr- löchern mit einziger Ausnahme derjenigen, welche überhaupt kein Tertiär-Gebirge darunter mehr getroffen haben, die Grundlage der hier bekannten Braunkohlenbildungen. Man ist daher genöthigt, die letzteren entweder für oberoligocän, oder für jünger als ober- oligocän zu erkennen. |

Da sich nun in sämmtlichen lausitzer Bohrlöchern noch eine untere, durch die sogenannten Flaschenthone des Vläming ge- trennte oder mit denselben wechsellagernde Abtheilung von den übrigen märkischen Braunkohlenbildungen abtrennen und einer- seits nach Sachsen, andererseits nach Schlesien weiter verfolgen lässt, so wurde dieselbe von mir unter dem Namen einer sub- sudetischen Randbildung abgetrennt. Es liest nun wohl die Vermuthung nahe, dass die subsudetischen Braunkohlen die nachgewiesene schmale, südliche Umrandung des Oligocän- meeres noch zum Schluss der Oligocänzeit bildeten, gerade so wie die subherceynischen eine solche zum Beginne der Oligocänzeit ausmachen, während die überall bis hinab zur Ostsee der Ober- fläche nahen, märkisch-pommerschen Braunkohlen schon den Beginn der Miocänzeit bezeichnen. Es stimmt damit nicht nur der nach den Untersuchungen HEER’s, GÖPPERT's, ENGELHARDT’S u. A. stets auffallend jugendlich gefundene Charakter unserer ganzen nordostdeutschen Braunkohlenflora, sondern vor allem auch die von KocH schon seiner Zeit behauptete ?), von EuG. GEINITZ

1) A. a. O. Seite 16. ?) Zeitschr. d. D. g. G., Bd. VIII, S. 266.

[109] Einleitung. 5

unlängst nachgewiesene !) Zugehörigkeit der Braunkohlen Meck- lenburgs und der Priegnitz zum Miocän.

Diese zweifellos aus den Tiefbohrungen der letzten Jahrzehnte sich ergebende neue Anschauung der Altersfolge unserer heimi- schen Tertiärbildungen steht nun aber in so grellem Widerspruch mit der früheren Anschauung von einer Unterlagerung der. in Rede stehenden Braunkohlenbildung unter den Septarienthon, dass es unumgänglich nöthig erscheint die Beobachtungen früherer Forscher daraufhin zu prüfen, ob wirkliche Widersprüche that- sächlicher Beobachtung vorliegen, .bezw. ob und in wie weit nur eine irrthümliche Deutung der Lagerungsverhältnisse statt- gefunden hat.

Somit wird der erste Theil der folgenden Abhandlung, auf Grund der vorhandenen Literatur, wie eigener Anschauung der bisher bekanntesten Aufschlusspunkte, von der Braunkohlenbildung der Mark und Pommerns in ihrem Verhältniss zum Septarienthone handeln. Demnächst aber wird in einem zweiten Theile auch die Frage zu erörtern sein, ob denn die durch die Tiefbohrungen unzweideutig als regelrechte Zwischenlagerung zwischen beiden d. h. zwischen Braunkohlenbildung und Septarienthon sich er- gebenden oberoligocänen Meeressande seither überhaupt noch nicht bekannt gewesen sind, so wie sie es als solche jedenfalls nicht waren.

i) Die Flötzformationen Mecklenburgs $. 116 ff.

I. Die märkisch-pommersche Braunkohlenbildung in ihrem Verhältniss zum Septarienthon.

1. Im Allgemeinen.

Sehen wir zuvörderst, was sich im Allgemeinen für oder gegen die neue Anschauung aus den bisher beschriebenen Lagerungs- verhältnissen der märkischen bezw. der benachbarten Braunkohlen- bildung ergiebt, und prüfen wir sodann an der Hand der bis- herigen Literatur diese Lagerungsverhältnisse an den einzelnen Oertlichkeiten genauer.

Da ist es denn jedenfalls von Bedeutung, wenn einer der ältesten Vertreter der Ansicht, dass die ganze nordostdeutsche Braunkohlenformation und insbesondere die märkische älter sei, als der Septarienthon, wenn GIRARD in seiner »norddeutschen Ebene zwischen Weichsel und Elbe« ausser den von BEYRICH beschriebenen Punkten der Gegend zwischen Magdeburg, Oöthen und Halle!), keinen weiteren Beobachtungspunkt anzuführen ver- - mag, statt dessen aber sogar in dem Kapitel über Septarienthon?) ausdrücklich sagt: »Zwar mag er (der Septarienthon) hin und wieder auch wohl mit und auf Braunkohlenbildungen

1) Als Beyrıcn im Jahre 1347 seine Monographie über den Septarienthon von Hermsdorf schrieb und ebenso im Jahre 1356 bei Erscheinen der Abhand- lung desselben Autors »Ueber den Zusammenhang der norddeutschen Tertiär- bildungen« war über die Lagerungsverhältnisse der letzteren nicht viel mehr bekannt, als dass die Braunkohlen-führenden Schichten der Gegend von Cöthen (bei Görzig) von marinem Mitteloligocän (Septarienthon und Magdeburger Sand) und nordwestlich von dort, bei Aschersleben und Biere, von einer sogar noch älteren, ebenfalls zum Theil unmittelbar vom Septarienthone überlagerten, ma- rinen Sandbildung, dem unteroligocänen Lager von Egeln, bedeckt werden.

?\ Gırarp, Norddeutsche Ebene, Seite 76.

[11 1] Die märkisch-pommersche Braunkohlenbildung ete. 7

gefunden werden, aber im allgemeinen liest er, wo jene erhoben sind, nur in abweichender Lagerung neben ihnen«.

Wenn aber GIRARD’s vortreftlicher Schüler, wenn PLETTNER in seiner ersten und eingehendsten Beschreibung der »Braunkohle in der Mark Brandenburg« schliesslich!) sagt, dass »die Auf- lagerung des Septarienthones auf das Braunkohlengebirge als alleiniger Anhalt für die Altersbestimmung übrig« bleibt, so ist auch hier wieder keine andere Auflagerung, als die an oben- genannten Punkten, also ausserhalb der Mark beobachtete gemeint. Das wird ausser dem Fehlen jeder Angabe eines solchen Beobachtungsspunktes?) für die märkische Braunkohle selbst unzweideutig bewiesen, wenn er wenige Seiten vorher Seite 223 a. a. OÖ. vom Septarienthon sagt: »nirgend wo ist seine Grenze gegen unterliegende Gesteine für die Beobachtung zugänglich aufgeschlossen«, was doch nichts anderes heisst, als: nirgend in der Mark ist die Braun- kohlenbildung unter ihm gefunden worden. Andererseits aber konnte man auch umgekehrt noch nichts von der Unterlagerung des Septarienthones unter die Braunkohlen wissen, denn auf derselben Seite sagt PLETTNER: »die Gesammtmächtigkeit der Braunkohlenformation in der Mark Brandenburg ist auch nicht einmal annähernd zu bestimmen, weil die untere Grenze der- selben vollkommen unbekannt ist.«

Dass BEHM und von DEM BORNE, welche demnächst noch in den 50er Jahren, zwar nicht direct über die märkischen, aber über die mit denselben im nächsten und unmittelbarsten Zusammen- hange stehenden pommerschen Tertiärbildungen schrieben, einfach unter dem Banne der allgemein geltenden Anschauung von einer einzigen und zwar unteroligocänen Braunkohlenformation Nordost- Deutschlands standen, wird sich bei der eingehenderen Erörterung der dortigen Lagerung des Tertiärs ergeben.

1) Prerrner, die Braunkohle in der Mark Brandenburg, Seite 228.

2) Einige als solche später geltende werden in der Folge besprochen werden.

8 Die märkisch-pommersche Braunkohlenbildung [112]

Noch einmal wurde die märkische Braunkohlenbildung, auf der sich inzwischen ein immer lebhafterer Bergbau entwickelt hatte, im Jahre 1871 von GIEBELHAUSEN in einer längeren Ab-

handlung!) klar und eingehend geschildert. Ueber die Stellung

der Braunkohlenablagerungen im Systeme der Tertiärbildungen aber sagt er zum Schluss derselben (Seite 52) ebenso klar und bündig, »so haben die Arbeiten und Beobachtungen von BEYRICH, PLETTNER, BEHM u. A. bereits dargethan, dass dieselben im Norden, nämlich in der Gegend von Stettin und von Buckow bei Münche- berg vom mitteloligocänen Septarienthon, im NW. bei Gühlitz und bei Dömitz im Mecklenburgischen von miocänen Sanden überlagert werden und also mindestens älter als der Septarienthon sein müssen. Neue Aufschlüsse in dieser Beziehung hat die Untersuchung nicht geliefert.« Hier also werden zum ersten Male Stettin und Buckow als weitere Beweispunkte erwähnt. Dass sie es nicht sind, wird in der Folge dargethan werden.

Auch dem jetzigen Ober-Berghauptmann Dr. Huyssen, welcher gleichzeitig auf der 44. Versammlung Deutscher Natur- forscher und Aerzte 1871 in Rostock durch einen diesbezüglichen Vortrag die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der märkischen Braunkohlenbildung richtete, waren weitergehende Beobachtungen nicht bekannt, und sagte derselbe darin ausdrück- lich: »die Untersuchungen GIEBELHAUSEN’s haben nur bestätigt, dass die Braunkohle mindestens älter ist, als der Septarienthon.«

Die mit bewundernswerther Ausdauer und Vollständigkeit während der Jahre 1872 bis 1882 von dem Geheimen Bergrath CRAMER unter dem bescheidenen Namen »Beiträge« herausgegebene »Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg« schliess- lich bringt zwar auch in geognostischer Hinsicht manche dankens- werthe Beobachtung, auf welche ich bei Besprechung der einzelnen Oertlichkeiten zurückzukommen nicht versäumen werde, enthält jedoch keine allgemeine Betrachtung über die geognostischen Altersverhältnisse der Braunkohlenbildung.

!) Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preuss. Staat, Band XIX 1871: »die Braunkohlenbildungen der Provinz Brandenburg und des nörd- lichen Schlesiens, ihre Lagerung und gegenseitige Stellung.«

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[113] in ihrem Verhältniss zum Septarienthon. 9

Prüfen wir nun nach diesem nichts für, aber auch nichts gegen die Annahme einer durchgehenden Auflagerung der mär- kischen Braunkohlenbildung auf dem Septarienthon beweisenden Ueberblick in gleicher Hinsicht die Einzelschilderungen, welche uns die genannten Beobachter von den Lagerungsverhältnissen an den verschiedenen Tertiärpunkten der Mark in-ihren betreffen- den Abhandlungen geben. Schon ihres offenbaren Zusammen- hanges und ihrer grossen Nachbarschaft halber werden dabei die pommerschen und insbesondere die Verhältnisse der Gegend von Stettin nicht unberücksichtigt bleiben dürfen, »wo, wie BEYRICH schon a. a. O. sagt, in grösserem Umfange als an einem andern Punkte im nördlichen Deutschland das Tertiärgebirge beobachtbar blossliegte. Ja, mit Rücksicht auf die oben angeführte ausdrück- liche Berufung GIEBELHAUSEN’s auf die dortigen Beobachtungs- ergebnisse werden wir genöthigt sein, zum Schluss diesem Stettiner Tertiär besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Bei der grossen Wichtigkeit der bergbaulichen Aufschlüsse in der Gegend von Frankfurt a. OÖ. möge mit letzterer begonnen werden und demnächst Oder-abwärts, diesem von Natur gege- benen tiefsten Flussdurchschnitte der Mark folgend, die Gegend von Buckow, Freienwalde und Stettin sich anschliessen.

2. Braunkohlen und Septarienthon in der Gegend von Frankfurt a. 0.

(Hierzu Grundriss und Durchschnitte auf Taf. I u. II.)

Den Schlüssel zum Verständniss der gesammten Lagerungs- verhältnisse der in Rede stehenden Tertiärbildungen geben ohne Frage die bergbaulichen Aufschlüsse der Gegend von Frankfurt, wenn sie auch bislang vollständig verkannt wurden.

Schon GIEBELHAUSEN!) erwähnt von der Braunkohlengrube »Auguste« bei den Nunen in unmittelbarer Nähe Frankfurts ein mit einer streichenden Strecke gefundenes plötzliches, senkrechtes Abschneiden des Braunkohlenflötzes durch Septarienthon, erblickt

) A.a. 0. Seite 52.

10 Die märkisch-pommersche Braunkohlenbildung [114]

aber darin gerade einen Beweis für das grössere Alter der Braun- kohlenformation.

Die Stelle schien mir nach der kurzen Beschreibung GIEBELHAUSEN’s und von dem neu gewonnenen Standpunkte aus gerade so gut die gegentheilige Deutung zuzulassen, und als ich demnächst in der Sammlung der geologischen Landesanstalt weitere, von der Grube »Vaterland« bei Frankfurt stammende Schaalreste aus Septarienthon, sowie bei näherer Durchsicht der Literatur in dem Schriftchen des damaligen Bergreferendar Busse )) den dankenswerthen, durch eine Wiedergabe des Schachtprofils unterstützten Hinweis auf ein sehr auffälliges Vorkommen eines grünlichen, auch sogar muschelführenden Sandes fand, da ahnte ich sofort, dass gerade die Frankfurter Lagerungsverhältnisse ge- eignet sein würden, den Beweis des in Berlin und Spandow ge- fundenen jüngeren Alters der Braunkohlenbildungen auch für die übrige Mark zu führen.

Wie aus der, auch in dem zweiten der Gesammtdurchschnitte durch Grube »Vaterland«, [Fig. 4, auf Taf. II] wiedergegebenen Darstellung des Grubenbildes hervorgeht und durch die Reihen- folge der den Bergleuten sehr wohl bekannten Flötze klar be- wiesen ist, befindet sich der, etwa 100” nördlich vom alten Körner- schachte, dicht neben dem jetzigen neuen Körnerschacht?) 1876 abgeteufte Brunnenschacht gerade auf einer Ueberkippung. Das Schichtenprofil desselben giebt Dr. Busse in folgender Weise an:

1.5 Gehmrr m 2 2 ae We 1 Te

» Sand mit Muscheln . . . 9,23” thonig gestreifter Formsand . . . . 9,28”

2. thonig gestreifter Formsand . . . . 6,01” 3. erünlicher2 Thon va FE „ur 20T 4. Knollensteine (thonige Snharssideni) 0,26” 5.. grünlicher fester Sand’. . 2 .7..231.03% 6. » weicher 3; au . a we lese 7.

8.